Faksimile 0059 | Seite 57
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Laus
I. Lāūs, f.; Läuse; Läuschen, lein; –e, Läuse-:
1) Name vieler kleinen auf Thieren und auf Pflanzen lebenden, dort Blut, hier Saft aussaugenden Insekten. Nam. nach Dem, worauf sie leben, erhalten sie versch. Namen, z. B. Thierläuse, Fischläuse und darunter Flußfischläuse, Argulus, z. B. Karpfen-L., A. foliaceus und Meerfischläuse, Caligus, z.B. Flunder- L., C. curtus, Lachs-L., C. productus etc., Hummer- L., Nicothoe astaci, Stör-L., Dichelasthium sturionis, Thun-L., Cecrops etc., ferner von der Gattung Hippobosca, Lausfliegen oder fliegende Läuse, z. B. Hunde-, Kuh-, Pferde-L., H. equina; Schaf-L., I. ovina; Vogel-L., H. avicularia; Schwalben-L., H. hirundinis etc., ferner z. B. Walfisch-L., Cyamus ceti etc., vgl.: Hat doch der Walfisch seine L., | muß ich auch meine haben. G. 3, 110 etc. Ferner: Pflanzen- läuse, so z. B. Ahorn-, Eichen-, Fichten-, Rosen- L. etc., s. nam. Blatt- und Schild-, Holz-, Mulm-L. etc. Ohne Zusatz meist die Menschenläuse (Pediculus) und zwar gw. die Kopf-L. (s. d. und vgl. Filz- und Kleider- L.): Läuse haben, von Läusen wimmeln; Die Läuse kriechen mit ihm fort; Eine L. fangen, greifen, todt machen, todt knicken etc. und in vielen sprchw., volksthüml. Wendungen, z. B.: Etwas im Griff haben wie der Bettler die L.; Zappeln wie eine L. G. 7, 109; So sicher sitzen wie eine L. zwischen zwei Nägeln, in augenscheinlicher Gefahr; Prangen wie eine L. auf einem Sammtkragen; Zu Pferd sitzen, wie eine junge L. auf einem alten Spittler; Eine Thorheit mehr | verliert sich im übrigen Heer | wie im Pelze des Juden eine neue L. Hebel 2, 189; Wählig wie eine L. im Grind; Wenn die L. [,,das sechsbeinichte Thier“ Matthesius Pr. 56] in Grind kommet, so macht sie sich beschissen. Luther 5, 272a; Indessen müssen wir leiden, daß die L. im Grind sich dicke weide und im alten Pelz auf Stelzen gehe. 6, 149a; Die Flöhe (s. d.) husten hören, einer L. eine Stelzen machen. Schottel 1121b [von einem Superklugen]; Aus einer L. ein Kamel machen [übertreiben]. Luther SW. 60, 56; Einem eine L. [etwas Schlimmes] anhängen. Cham. 5, 147; Einem, sich Läuse in den Pelz setzen. Luther 8, 379b; Der Pelz hat Läuse. Seydelmann 147, das scheinbar Gute hat einen übeln Schaden; Du verspottest Andere, wenn du ein Nißchen (s. d.) bei ihnen gewahr wirst, indem dich die Läuse schon halb verzehrt haben [vgl.: den Splitter im fremden Auge etc.]. Heinse Petr. 1, 156, s.: Die Läus oder Hauptwürm fraßen ihn zu Tod. Stumpf 402 und Läusesucht etc.; Besser eine L. im Kohl oder Kraut, als gar kein Fleisch. Gotthelf Sch. 366; Eine L. schinden (um des Balgs willen), von einem argen Filz, s. Lauser; Die L. kriecht (Kinkel E. 120 etc.), läuft (s. d. 3f) Einem über die Leber Sanders, deutsches Wörterb. II. (s. d. 1d), überläuft die Lung’ und Leber (Claudius 3, 87), von dem kribbligen Gefühl des Zorns; Schrieb ich weiter fort, so dürft’ ich wohl die L., | die itzt im Grinde steckt, gar auf die Leber jagen | und, was mir Haß gebiert, aus Übereilung wagen. Günther 458 etc.; Eine L. im Ohr haben, ein böses Gewissen etc., vgl. Schlaf-L. Als Bstw. zur Bez. des Verächtlichen etc., s. lausig. 2) nach der Ahnlichk. eine Porcellanschnecke, Cypraea pediculus. 3) Wollhandel: kleine Knötchen in der Wolle. 4) s. lauschen, Anm.
Anm. Ahd., mhd. lûs, nach Grimm, wie gr. Gλíρ von φeéρω von goth. (fra)liusan, (ver)lieren, vgl. engl. lose, dem Stamm von „Verlust“ (vgl. Frost von frieren etc.), von „los“ (goth. laus) etc.
Zsstzg. s. [1], ferner: Ángst-: volksthüml. Belebung der Angst: Daß ihn ja nimmermehr eine solche A. beißen möge. Rockenphilos. 3, 229; Fischart Garg. 253b; Die unbarmherzigen Angstläuse staken mir in Haaren. Weise Erzn. 349 etc., vgl. Schlaf-L.
Blátt-: Aphis, „Neffe“, mit sehr vielen Arten, z. B.: After-, Albern-, Apfel-, Beuteletc. B., s. Oken Reg. 48; Daß ihm Alles bloß so natürlich entfahre und entschieße, wie den Blattläusen hinten der von den Bienen so gesuchte Honigthau. IP. 3, VIII, vgl. Mehlthau etc.
Blūmen-: s. Kiefer-L.
Bǖcher-: s. Mulm-L., Psocus pulsatorius.
Fílz-: Pediculus pubis, bei Menschen in den mit härtern Haaren bewachsnen Theilen: Filzläuse, Plattläuse oder Klebeläus, die man auch (mit Züchten) Arsentelen nennt. Ryff Th. 320, vgl. Priesterkrebs; Die Spanier wären wie die Filzläus, wo die einmal eingewurzelt, könne man der[en] nicht los werden; die Jtaliäner wären wie Kopfläus, wollen allezeit obenan und auf dem Haupt sitzen; die Franzosen wären wie die Kleiderläus, wollen allzeit gesehen sein . ..; die Westfälinger wären den Wandläusen gleich, die beißen hart und stinken übel. Weidner 52. Gewánd- (Gotthelf Sch. 233): Kleider-L.
Hólz-: s. Mulm-L.
Kīēfer-: Florfliegen (Neuroptera) mit Kiefern, dazu die Sippschaften der Blumen-, Mulm-, Pelzläuse etc.
Klêb-: s. Filz-L. Klēīder-, Körper-: Pediculus vestimentorum, in den Kleidern und von daauf die haarlosen Theile des Körpers gehend, s. Filz-L.
Kópf-: P. capitis, s. Filz-L.
Múlm-: s. Kiefer-L., dazu als Gattungen: Bücher-, Holz-L. (oder Termite) etc.
Pélz-: s. Kiefer-L.
Pfáffen-: nach Nemnich Kaulbars.
Pflánzen-: auf Pflanzen lebend, so Blatt- und Schildläuse.
Plátt-: s. Filz-L.; in Holland auch Name einer Art Torfkähne.
Rēīt-: Krätzmilbe.
Schíld-: eine Gattung von Pflanzenläusen, Coccus, mit vielen Arten, darunter nam.: Sch. der Stecheiche, C. ilicis, den Kermes und: Sch. des Kaktus, C. cacti, die Kochenille liefernd.
Schlāf-: volksthüml. (vgl. Angst-L.): Die Schlafläuse beißen. Gott- helf Sch. 36, wie: Der Sandmann kommt, von dem Jucken und Beißen in den Augen, wenn der Schlaf Einen überwältigen will, nam. v. Kindern.
Stāūb-: Bücher- L.
Wáld-: Art Milbe od. Zecke, Astoma americanus.
Wánd-: Wanze (s. d.) oder W. .., nicht fern von der Schlafstatt und Bettgewand. Ryff Th. 310; 28 (vergl. Gewand-L.), s. Filz-L.; auch „Wege-L.“ Nemnich.
Wásser-: Wasserwanze.
Zángen-: eine Sippschaft der Kieferläuse, Ricinus.