Faksimile 0056 | Seite 54
Faksimile 0056 | Seite 54
Faksimile 0056 | Seite 54
läusig läuftig)
Lǟūsig(läuftig), a.:
1)v. manchen Thieren (u. ver- ächtl. v. Menschen): von der Brunst ergriffen, s. laufen 2 u. läufisch, auch zuw. ohne Uml., z. B. von Katzen: Laufig oder rammlig. Ryff Th. 71 etc. 2) (veralt.) gäng (s. d.) und gebe, oft vorkommend: Diese Dinge sind läuftig und täglich in diesem Leben. Luther 1, 86b; Von gemeinen läuftigen Sachen. 297b etc. und dann auch von Pers.: sich in Etwas (als dem Gäng und Geben) leicht und schnell bewegend etc.: In der heiligen Schrift fertig, behende und läuftig wie eine Kuh auf den Nußbaum oder eine Sau auf der Harfen. SW. 26, 38; Daß wir kündig und läuftig darin werden. 35, 2; 63, 33 etc., s. Zsstzg. 3) in Zsstzg. (s. d.).
Zsstzg. z. B.: Bēī-:
1) bei der Hauptsache nebenher laufend, als Nebensache, gelegentlich: Das Amtsgeschäft einer solennen und ausführlichen Ausstäupung . - Mit kleinen b–en Hieben nahm er freilich es etwas leichter. Fichte 8, 20; Daraus ersieht man auch b., was etc. Sch. 1114a; Diese Auflösung, erinnere ich b., erklärt etc. 1132a; Unachtsamkeit in einer b–en Lapperei. V. Ant.2, 356 etc.; Beiläuftig. Luther 1, 458a; Zufällige Beiläuftigkeiten [Nebensachen]. Wiedemann Jan. 21.
2) Die Einmischung des Landschaftischen, z. B. b. statt ungefähr. V. (Jen. Lit. 1804 1, 191); Vor b. [etwa] 30 Jahren. Sealsfield Leg. 1, 1; 3, 23; 2, 24; 28; 29 etc. Bérg- [2]: wie es unter Bergleuten gäng und gebe ist: Mit bergläuftigten Worten. Matthesius Sar. 1; Luth. 199b etc. Dóppel-: von Gewehren, mit doppeltem Lauf: Eine d–e Jagdflinte, ein sog. Zwilling. Auerbach Gv. 24 etc. Drēī-: mit drei Läufen, z. B.: Der d–e Trab [auf drei Beinen]. Laube Br. 107. Durch-: (veralt.) durchdringbar: Durchläuftig. Luther 3, 46 etc. Ge- [2]: von Pers., eine so große Fertigkeit in Etwas besitzend, daß es Einem durchaus kein Stocken verursacht und auch von Dem, worin man solche Fertigkeit besitzt: Er spricht g. französisch; Das Französische ist ihm g.; G. Unsinn reden. Forster Br. 1, 290; Bei andern Stellen wieder hielt er an, weil sie ihm nicht g. waren. G. 15, 22; Die Todesfurcht hatte seine Zunge zu wundersamer G–keit entbunden. Immermann M. 3, 325; Zungen-G–keit etc. Gêgen-: im Ggstz. zu recht-l. (s. d.), womit in der Sternk. die Bewegung der Himmelskörper von Westen gegen Osten bez. wird: Als Folge nicht einer wahren G–keit, sondern einer Überneigung der Axe ihrer an sich rechtl–en Bahn. Volger EE. 26. Krēīs-: im Kreislauf: Um k. nach Amerika’s Gestaden zurückzukehren. 413. Kúrz-: s. den Ggstz. lang-l. Lánd- [2]: im Lande gäng und gebe: Nach einem l–en Ausdruck. Auerbach Barf. 69; Gv. 193; 295; Ein l–er Groschen. 394; Im l. bürgerlichen Sinne. Scherr Nem. 2, 258; Gemeine l–e Sprichwörter. Zinkgräf 1, XI etc. Láng-:
1) lange laufend.
2) mit einem langen [Gewehr-] Laufe versehn: L–e Flinten. Gerstäcker BlW. 263; Freiligrath SW. 5, 192; Scherr Pilg. 1, 218 etc. Márkt- [2]: marktgängig. Nāch-: (selten) nachlaufend, -folgend, z. B. mit niederd. Wechsel von „ft“ und ,,cht“ (vgl. Achter etc.): Künftiges oder wenigstens nachleuchtiges Jahr. Arndt (Dorow 1, 229). Récht-: den rechten oder normalen Lauf habend, nam. Sternk.: Die nach Ost gerichtete Bewegung nennt man direkt oder r., die nach West gekehrte retrograd oder rück-l. Littrow 132; Biela’s Koinet ist .. r. in seiner Bewegung, während der Halley’sche Komet der Richtung aller eigentlichen Planeten entgegenkreiset. Humboldt K. 1, 113, s. rechtgängig und gegen-l. Rück-: rückwärts laufend, s. recht-l., auch z. B.: Verschnörkelte Balladen, rund- und rück-l–e Lieder [bei den Meistersängern]. Augsb. Zeit. (1844) S. 1969a etc. Schnéll-: schnell-laufend: Daß schnell-laufig mir werden all | meine Rosse. Rückert Nal 191. Unter-: Mit unt. [mitunterlaufend]. Schottel 814. Vōr-:
1) (veralt.) vorschnell, voreilig, z. B.: Urtheil menschlicher V–keit. Zinkgräf 1, II. 2) (veralt.) als Vorläufer dienend (s. 3). Adelung. 3) fürs Erste (s. d. 2c und d), so daß später Andres nachfolgen wird oder kann: Hier haben Sie vorl. 100Thaler; V. habe ich daran genug; Zur v–en Aushilfe; Jede Instruktion, auch die v–ste. Gentz 1, 71; Hiermit bedanke ich mich des V–en [vorl.]. Keler LvS. 508 etc. Wēīt-:
1) einen weiten [Gewehr-] Lauf habend, vgl. lang-l.
2) weit auseinanderlaufend, von einander entfernt, nicht nahe zusammenstehend: W. gesäet, gepflanzt; Die Bäume, die Häuser, die Zeilen stehen sehr w.; Der Aufsatz beträgt in w–er Schrift und mit breitem Rand zwei Bogen; W. mit Jemand verwandt; Eine w–e Verwandtschaft; man braucht einen Scheffel Erbsen, um sie abzusäen; Ein w–er Vetter etc.
3) (s. 2) von großem, weitem Umfang, z. B.
a) in Bezug auf den Körper (selten): So lang und w. er an Gestalt war, hatte er doch etwas Windspielartiges. Gutzkow R. 1, 350; Indem er sich noch eine Weste über seinen w–en Leib zuknöpfte. HKleist E. 1, 4.
b) von Räumlichkeiten etc.: Auf dem w–en Schlosse. G. 15, 96; Führte der Vogt unsern Freund durch die stattliche Pforte in einen w–en Saal. 19, 11; Das weitläuftigte Land. Olearius Reis. 77a; W–e Besitzungen etc.
c) übertr. auf Geistiges: Legte die weitläuftigsten [umfassendsten] und gründlichsten Kenntnisse an den Tag. Hebel 3, 31; Sie haben so viel Geschick und so viel Weitläuftigkeit der Kenntnisse. Knebel 3, 29 etc., dagegen tadelnd: Einen Menschen von so weitläuftigem Kopfe und von so engem Herzen. Engel 12, 16, dessen Kopf so Vielerlei (Ungehöriges) in sich fasst, vgl. f.
d) in Bezug auf die enge oder weite Auffassung eines Begriffs etc.; in ausgedehntem Maß: Sie werden unser Nachgeben weitläuftig, noch weitläuftiger, aufs allerweitläuftigst annehmen, ihres aber werden sie enge, noch enger, aufs allerengst spannen. Luther 5, 121b.
e) im Ggstz. zu dem kurz Zusammengedrängten, Summarischen und rasch Absolvierten, = ausführlich (s. d.), ausgedehnt, viel Zeit in Anspruch nehmend etc., oft mit tadelhaftem Nebensinn der unnöthigen Ausführlichkeit, vgl. weit-schifig, -schichtig, oder der Absichtlichkeit, womit man Etwas durch Dinge, die von der Hauptsache abführen, hinzuhalten strebt, es nicht rasch zum Ziel oder Ende kommen lässt, s. u., vgl. Weiterung: Die beigegebnen Kupfer ersparen w–e Beschreibungen; Ein weitläuftiger Bericht. Danzel L. 175; Geht über die Weitläuftigkeit der Beschreibung die Wirkung verloren. Engel 4, 232; „Was soll ich Alles w. erzählen?“ Ich hör’ es gern. G. 10, 121; Wilhelm stellte ihr die Umstände w. vor. 17, 256; Weitläuftiger Kommentar. Gutzkow R. 4, 222; Immermann M. 1, 309; Ein sehr langes weitlaufiges Schreiben. Weidner 44 etc.; Das ist eine sehr w–e Rechnung, wenn man sich nicht der Logarithmen zur Abkürzung bedient; So drohn ihm w–e Processe etc. Dazu auch s. o.: W–keit; in Mz. = Dinge, womit man Etwas hinhält etc.: Ausflüchte! W–keiten! G. 10, 132; Machen Sie keine W–keiten! etc. (vgl. f).
f) (vgl. e) nam. in Nordd.: W–keiten, auch = Allotria, Ungehörigkeiten, lose Streiche etc., z. B.: Den Kopf immer voll Weitläuftigkeiten und Einfälle. Höfer Hausbl. (57) 1, 38 etc. und so auch: Ein w–er Patron, Passagier etc., der auf allerlei lose Streiche bedacht ist, vgl. in halb plattd. Form: Noch immer die alten Weitlü ftigkeiten und Kniffe im Kopf. Höfer Leb. 62 mit Anm.: Weitlüftig so viel wie ausgelassen, lustig, voll lustiger Einfälle. Wélt- [2]: von der Weise, wie es in der Welt im Kurs, gäng und gebe ist: In w–em Französisch. König Fam. 1, 235, auch von Pers. = weltgewandt. 206 etc. wie es der Lauf der Zeit mit sich bringt, ihm gemäß: Hatte die z–en Früchte vor sich. Auerbach Gv. 173, die die Jahreszeit grade brachte; Ggstz.: Un-z., frz. hors de 8aison.
Zēīt-: