lauern
Lāūern, intr. (haben):
1) auf etwas Kommendes oder Künftiges, danach aussehend, lauschend, mit Ungeduld, mit Sehnsucht warten (s. d., harren, passen etc.): Auf das erste Knöspchen l–d. 1, 51; Ein Liedchen, | worauf die Mädchen l. 4, 6; Ich hatt’ als Accessist einmal beim Amt gelauert. 7, 61; Da sitz und wart ich auf, da laur ich in die Nacht. 378; Ich höre mit hundert Ohren, sagte Rafflard und lauerte auf die entscheidende Antwort des Prinzen. R. 6, 40; Während die Altenwyl schweigsam lauschte und fast lauerte, wie sich Anna .. entwickeln würde. 3, 442; Du lauerst auf einen Brief von mir und wir l. auf einen von dir. 12, 501; Sie lauerte in ängstlicher Erwartung auf meinen Entschluß. 1, 17; In dieser Hoffnung laurt sie auf Gelegenheit, | allein mit ihm zu sein. 11, 127; Der Andern Tugend laurt nur auf Gelegenheit | und streckt die Waffen. 12, 188 etc. Auch: Ihre Brust .. Gleich lockend war, was unter Nebeldecken, | zu l. schien [gleichsam: neugierig des Kommenden harrend hervorblickte]. 266. — 2) dabei tritt oft mehr die Bedeutung des Verstecktseins (im Hinterhalt) und meist die feindliche, Schaden sinnende Absicht in Bezug auf Das, dessen Kommen man erwartet, hervor: L., wie die Katz auf die Maus; Er lauret im Verborgenen wie ein Löw in der Höhle, er lauret, daß er die Elenden erhasche. 10, 9; Die Ströter, so da lauren auf die Leute. 6, 9; Wie ein Parder auf dem Wege will ich auf sie lauren. 13, 7; Auf Blut l. 1, 11 etc.; Habe [ich] an meines Nächsten Thür gelauret? 31, 9; Sah er Verrath aus Aller Augen l. 4, 101; Nach den vorüberfliegenden Vögeln l–d. 8, 38; Der Unfall lauert an der Seite | und stürzt ihn in den Arm der Qual. 2, 33; Der dem Götz auch aufn Dienst [s. d. 4] lauert. 9, 5; 19; 643b etc.; Es lauert | der böse Genius dir an der Seite | und will .. ein Opfer haben. 13, 170; Dieser Traum ist keine Seifenblase .., es lauert darin eine Möglichkeit, die versteinernd uns angrinst. Lut. 1, 90; Die Schlange, | stets l–d neuem Fange. Mak. 1, 89; Hinter scheinbarer Offenheit lauerte die tiefste Verstellung. Malk. 1, 316; Wachsam lauren auf dich die Tapfersten . ., | dich zu ermorden gefasst. Od. 15, 28; 16, 463; Wo er auf Unheil l–d lag. 11, 177; Auf Andrer Leben laurend, wacht der Räuber. HB. 1, 64 etc. Auch im subst. Infin.: Es ist kein Lauren über des Neidharts Lauren. 25, 19 etc. und nam. oft im (adjekt.) Partic.: Ein feiner l–der Zug um Mund und Wange. 9, 42; Leise Horcher schreiten, | die frohen Zecher l–d zu gefährden. Alb. 208; Tückisch l–d. W. 2, 109; Warum so heimlich hinterlistig l–d, | gleich einem Dieb und Diebeshelfer schleichen? 373a; Mir l–d [„laurend.“ Stuart 98] Netze stellen. 422a; Das Unglücks — | l–d [„laurend“. Mess. 130] umschleicht es | die Häuser. 510a; Dem l–den Tode entgegengehen. 1074b; Langsam und l–d. 153a; Lauschend l–der Ausdruck in den hagern Zügen. Par. 2, 108; Etwas wölfisch L–des. 261 etc. — 3) dazu: Diesen Augenblick benutzte der Lauerer, um in das Haus zu schlüpfen. M. 4, 16 etc., meist zweisilbig: Laurer. 20, 20; Böser Laurer Füße rasten nie. 2, 112; Ein Angeber, ein Laurer. Ph. 13, 271; Des Laurers giftiges Schmeicheln. Po. 2, 174; Die Laurer hatten’s Wort einmal weg. Ph. 1, 54; Den duckenden Laurer. Ov. 2, 292 etc. So auch: Auflaurer. E. 168; 1, 332; 801b; Ge. 299 etc. Selten weibl. auf –in (s. Abenteurer etc.). Vgl. Lauer III. — Dazu: Laurerei, das Treiben eines Laurers, z. B. auch: Ein Gewebe der Auflaurerei und Späherei. E. 109.
Anm. S. Lauer III. und vgl. lauschen, oft (s. † R) lauren, s. Bsp. aus der Bibel, etc.
Zsstzg. z. B.: Áb-: lauernd abpassen; lauernd wahrnehmen: Den Augenblick (Klinger Giaf. 175), eine günstige Stunde (Musäus Ph. 4, 184), die Gelegenheit a.; Sie lauren ab, dahin zu stürzen, | so .. wie ein junger Leu in Höhlen lauscht. Mendelssohn 17, 11; Dann blieb er stehn den Vorgang abzulauren. Nicolai 2, 36 [aus dem Versteck ihn mit anzusehn]; Der soll den lästigen Besucher früh a. [lauernd abfassen]. Rückert BE. 18; Die Parole will ich a. [lauernd auffangen, erhorchen]. Sch. 165a; Mit Pinsel und Palett’ in Händen | lag immer Einer im Hinterhalt| Dies und Das | von ihrer Schönheit abzulauern. W. 10, 167 etc. Nam. oft mit Dat. der Pers. wie bei ab-sehn, -merken, -lauschen etc.: Einem die Spur (Sch. 121a), die Fährte (361a), eine Schwäche (643b) a.; Der Natur Fingerzeige a. (W. 22, 350); Einem Kunstgriffe a.; Das Amor abgelaurte Flehen. Baggesen 5, 116; Der ihm ablauerte, worauf es angesehen war. Klinger F. 211; Der einzige Trieb, den sie ihnen ablauerten [an ihnen bemerkten], war Neugierde. 101 etc., seltner mit refler. Fw.: Muß ich mir hernach die Zeit a., wenn etc. L. 12, 111. —
Āūf-:
1) [1] selten: Jch so dastehend und a–d ihrer Angst [lauschend darauf], konnte nicht Amen aussprechen. 294b; Unter uns! weil uns doch Niemand auflauert [hört]. 166a. —
2) [2] Einem a. 6, 236; Od. 4, 670; Weil wir zu blutigem Mord auflauerten. 16, 379; R. 7, 53; [Ihr] aufgelauert, um hinter ihre Schliche zu kommen. 6, 26; Was unter uns geschehe, | erfahre Niemand. Mißgunst lauert auf. 13, 247 etc. Seltner mit Genit.: Fährlich seiner am Heimweg | aufzulauern. 217b, u. tr.: Den eben Wiederkehrenden [Ez.] .. a–d. 3, 90. — S. auch [3]. — Aūs-, tr.: lauernd auskundschaften: Wenig neugierig die Zukunft auszulauern. Denkw. 1, 436; Nahm ich mir vor, sie Alle auszulauern. 16, 312 etc. — Be-, tr.: Einen b., auf ihn lauern, ihn lauernd beobachten, um ihn zu betreffen, — und: ihn so betreffen oder berücken: Hat er die Stadt sich als Wandrer betrachtet, | die Großen belauert, auf Kleine geachtet. 1, 195; Ein Zeisig, den wir nicht belauert [fangen wollten], | ihr Brüder, hat sich hier von selber eingebauert. 3, 28; Wo .. der Fischer die ziehenden Thunne belauert. Th. 3, 26; Gesetzt . . . daß Argus selbst vergebens sie belauert, | so lauschtein Zeuge etc. 10, 101; Belaure durch unsern Freund alle ihre Bewegungen. 21, 151 etc., auch mit sachl. Obj. = er-l., erlauschen, erspähen: Sie belauerten mit der scharfsichtigsten Aufmerksamkeit jede Gelegenheit. 7, 176. Mundartl. auch mit sachl. Subj.: Sie sind gewiß noch nüchtern; Das kann Einen b. [überrumpeln, packen etc.]; wenn ich nicht gehörig gefrühstückt habe, so krieg’s ich auch, daß mir schlimm wird. Gsp. 1, 40. — Er-, tr.:
1) durch Lauern erlangen, erspähen, s. be-l.: Zu berichten, was er erlauert. 5, 213; Die Gelegenheit e. M. 4, 14; Schleichen, | den günst’gen Augenblick verstohlen zu | e. 383a; Wenn er in den Gesträuchen | zwei Schmachtende erlauert hat. 1, 175; Jch habe den ganzen Tag gelauert und abermals Nichts erlauert. 8, 354; 352 etc. —
2) (selten) erwarten, abwarten, bis Etwas eintritt: Wenn ich .. die Ankunft des Propstes e. müßte. 2, 233. — Hêr-, Hín- etc.: s. die entsprechenden Zsstzg. von lauschen, spähen, z. B.: Sie behauptete, Barbara laure beständig in ihr Schlafzimmer hinüber. Hdl. 1, 44. — Um-, tr.: lauernd umgeben, umstellen, rings belauern: Wo sie Gefahr, Verbannung, Tod. uml. 13, 305; Trübes Wetter, das diese .. Berge umlauert. E. 1, 228; 3, 277; Gnomen, welche die Schätze uml. 6, VII; Wie Euch von allen Seiten | Betrug umlauert und Verrätherstricke | umgeben. 595b etc. — Ver-: lauernd verbringen: Daß ich unter vielen Besorgnissen ein paar Stunden verlauerte. 332 etc. — Zū-: zulauschen, behorchen: Stand außen .. und lauerte ihr zu und hörte, was sie sagte. M. 236 etc.
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