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Lärm
Lä́rm, m., –(e)s; 0:
Alarm (s. d. und Anm.), eig. Ruf ,,zu den Waffen!“; dann: Auflauf mit wildem Durcheinanderschrein und Getöse; Kampf, Streit; ferner: ein lautes, durcheinanderschallendes, anhaltendes Getöse, Geschrei, Gezänk etc.: Viel L. um Nichts. Sprchw.; Spielende Kinder, streitende oder zankende Personen, Blechinstrumente und Pauken, Treiber auf einer Treibjagd etc. machen viel L.; auch übrtr.: Ihre Schönheit macht hier gewaltigen L. [viel von sich reden]. Campe; Ein L., daß man sein eignes Wort nicht hören kann, wie in einer Judenschule etc.; Trotz des abschreckenden L–es. Meißner Stein 33; Was L–es, was Geschwirres | von Aufruhrschniffelei? V. 4, 66; Einen L. verführen etc. L. blasen (s. d. 3e), läuten, schlagen etc. (vgl. L.-Trompete, -Glocke, -Trommel, -Kanone, -Platz), um die Leute zu allarmiren, sie bei einer Gefahr zusammenzurufen, auch übrtr.: Ein Feuer in einer Brandmauer! Das brennt schon aus ohne L.- Schlagen. Engel 12, 85; Duckte sich ja irgendwo ein alter Aberglaube .. auf, so wurde gleich von allen Seiten L. geblasen. Novalis 1, 200; Wer befahl, L–en (s. u.) zu schlagen? Sch. 173b etc.; Blinder (s. d. 4b) L., bei einer fälschlich vermeinten Gefahr (eig. und übrtr.). G. 25, 64; Glücklicherweise war es ein blinder L. .. Draußen war schon Alles durch den falschen Lärmen (s. u.) in voller tumultuarischer Bewegung. Hackländer SoldKr. 111; Hebel 3, 141 etc. Nbnf.: Lärmen, m. (n., s. I. lärmen), –s; 0: Ein lächerliches L–en gemacht. Arnim 386; Aus der Stille .. in den L–en des Tageslichts hervorgezogen. G. 22, 179; Schlug einen L–en, als wäre sein Sohn der ungerathenste Verschwender. Gutzkow B. 77; Machte L–en im Dorfe. Hebel 3, 229; Der L–en wuchs von Minute zu Minute. Immermann M. 1, 42; Der Kleinste macht den größten L–en. Lichtwer 30; Ein solcher L–en ..durch dieses L–en ward..| der Storch .. erwecket. 102 ff.; Er zog auch in den L–en [s. u.: Kampf] mit | und hielt sich als ein tapfrer Held. Rollenhagen Fr. 276; Was Das für ein L–en um einen Eierkuchen (s. d.) ist! Thümmel 7, 166; Man stelle sich den L–en vor | den die beschämte Göttin machte! W. 10, 11 etc.; Ein bloßes blin- des L–en. L. 1, 7; Wer das meiste L–en machen konnte. 8, 408; Sealsfield Leg. 2, 117 etc. Vralt.: Sich .. in weltliche Händel mit einmischen oder „lerman“ blasen helfen. Matthesius Lthr. 162a; Erwecket einen neuen Lerman und Spaltung unter uns. Schaidenreißer 10b; Ein Zeichen des Lermans geben. 69a; 79a; Kam er mit den Päpsten .. in solchen Lärman, dergleichen kein Kaiser nie gewesen. 354a; 400b; Dieser Lärma ward mit großer Fürsichtigkeit der Oberkeit gestillet und beruhiget. 529b; Durch ein Lärma oder Überfall dem Franzosen dieselbigen Bünd[n]er abtrünnig zu machen. 522a etc., vgl. in der Basler Bibel von 1523 „Lerman“ als ausländig erklärt durch Auflauf, Aufruhr.
Zsstzg. vgl. die von Geschrei, Getöse etc., z. B.: Der Beifall-L. der Versammlung. Heine Reis. 4, 265; Aus rauhem Feld-L. wurden muntre Feste. Schlegel Rich. III. 1, 1; Feuer-L., Feuersgefahr verkündend, auch übrtr.: Weil er blinden Feuer-L. schlug. Devrient 2, 114; Wenn der demokratische Feuer-L., daß Oligarchie und Tyrannis drohe, erhoben wurde. Droysen Ar. 1, 244 etc.; Damit sie ihr heimlich Wesen ungestört treiben konnten, fingen sie den Gespenster-L–en an. Hebel 3, 64; Solchen Heiden- L. [gewaltigen] schlagen (Gutzkow R. 5, 339), mit Einem anfangen. 3, 198; Bellte ihm nach, so daß es einen wahren Hunde-L. absetzte. König Kl. 1, 358; Jubel-L. Bettina 1, 103; Kriegs-L.; Ein Lust-L. begann. Börne 4, 177; Mord-L., s. Mordgeschrei; Der Schlacht(en)-L. verbraust; Eine belagerte Stadt, wenn das feindliche Signal in die Höhe steigt und der allgemeine Sturm-L. [L. der Sturm Laufenden] nachfolgt. Thümmel 4, 215; Als sich der alternde Goethe von dem Thaten-L. der heftig bewegten Gegenwart in die stille Behaglichkeit des Orients flüchtete. Schwegler Jahrb. 2, 526; Hier erreicht mich kein Ton des Welt-L–es. Lewald Ferd. 2, 4.