Faksimile 0016 | Seite 14
Faksimile 0016 | Seite 14
lahmen
Lāhmen: 1) intr. (haben und zuw. ſein): lahm
(ſ. d. 1 und 2) ſein und: ſich lahm fortbewegen, hin-
ken (ſ. d. und Zſſtzg.), z. B. eig.: Daß ſein Wäglein
ſich ſchneckenartig fortbewegte, weil das eine Pferd ſtark
lahmte. Immermann M. 1, 450; Er lahmt als Kracke bald.
V. Sh. 3, 361; Wenn doch .. die Freier .. auch ihr Haupt
hinneigten und jeglichem lahmten die Glieder! Od. 18, 238
ꝛc. und übertr.: Der ſeltne Fall, daß Fortſetzungen, die
gw. zu l. pflegen, mit einem raſcheren Schritte vorwärts
gingen. G. 32, 324; Dagegen wer im Wortverſtande tappt
und irret, auch in jeder einzelnen Anwendung ſtraucheln und
l. wird. H. R. 7, 113; Die Bürger, untergeordnet und be-
ſchränkt, lahmten .. von den Stockungen des Handels und
Verkehrs. König (D Muſ. 1, 2, 401); Des Henkers Fauſt
lahmte [wurde lahm, machtlos] an mir, | des Tigers Zahn
ſtumpfte an mir. Schubart 2, 64; Gefeſſelt lahmt Vernunft |
durch Machtgebot. V. 4, 40 ꝛc. 2) tr. zuw. ſtatt läh-
men: L–des Zipperlein. V. H. 2, 88 ꝛc., ſ. Zſſtzg.
Zſſtzg. vergl. die von hinken und lähmen, z. B.:
Einhêr- [1]: Ich würde an der Krücke des Herkommens
e. V. Br. 2, 166. Er-: 1) [1] lahm (1 und 2) wer-
den, z. B. eig.: Krummbeinig, erlahmt. Gotthelf G. 377;
Verkrüppeln und e. Rückert W. 3, 20; Den[en] die Glieder
erlahmet ſind vom Schlag oder Parlis. Ryff Th. 59; Sp.
124b ꝛc.; Flugerlahmt. Auerbach Ab. 62 ꝛc. und übertr.:
Dazu iſt des Geiſtes Kraft erblindet | und der Feder Schnell-
kraft erlahmt. Rückert Mak. 1, 212; Seine Kraft erlahmt
[wird ohnmächtig, nichtsvermögend] in Tellus’ Schran-
ken. Sch. 18a ꝛc., auch mit abhäng. Präpoſ.: Nach einem
Sonnenuntergang, an welchem jedes Wort, jede Farbe er-
lahmt [dahinter zurückbleibend]. Dingelſtedt 44; Stahr
Jahr. 2, 197 ꝛc.; Die Qual erlahme an meinem Stolz [von
ihm überwunden, gegen ihn ohnmächtig]. Sch. 135a;
ferner: Die Ringerkraft, das wilde Drohn des Krieges |
kühlt ſich in Freundſchaft und erlahmt in Ruh [geht lah-
mend in Ruhe über]. Schlegel Joh. 3, 1. 2) [2] Der
Gedanke der Auswanderung hatte ihn erlahmt. Auerbach Gv.
250; Die beſſern Kräfte im Menſchen zu e. und nach und nach
abzutödten. Tieck 16, 163; 224 ꝛc. Nāch- [1]: nach-
hinken: Wie ſie vorſtrebt allem Lob | und weit es läſſt n.
V. Sh. 1, 77; So weit lahmt dieſer Schatten | dem wah-
ren Urbild nach. 2, 71 ꝛc. Nêben-: lahm nebenher
ſich ſchleppen ꝛc.: Findeſt du | das geringſte Flickwort n.,
ſo ſpei mich an. Droyſen A. 3, 494 ꝛc. Ver-: ganz
er-l. (ſ. d. 1 und 2): 1) Während ihrer Schwangerſchaft
verlahmte die Schwägerin. Lewald Leb. 3, 9; Ich war als wie
verlahmt, ich wollte aufſtehn, | ich konnt’ es nicht. Werner
Luth. 312 ꝛc.; übertr.: Ein Bogen, der ſtets geſpannt iſt,
verlahmet und verdirbet endlich. Mattheſius Luth. 103a; Aus
dem früheren ſtumpfen Dahinleben in der verlahmten Zeit.
Perthes Leb. 2, 43. 2) [2] (veralt.) Dieſer Artikel ver-
lahmet [macht lahm, entkräftet] die bußfertige Genug-
thuung. Luther 1, 544a, ebenſo mit Uml.: Wider einen
Stachel löcken . . Wer Solches thut . ., verlähmet und ver-
derbet ſeine Füße. SW. 35, 13; Wider die Lähme und ver-
lähmete Glieder. Matthefius (Wackernagel 3, 1, 426 Z. 11) ꝛc.