Faksimile 0008 | Seite 6
Faksimile 0008 | Seite 6
Lade
Lāde, f.; –n; Lädchen, lein; –n-: 1) Truhe, ein
kaſten- oder kofferähnliches Behältnis, Etwas darein zu
packen oder zu „laden“ oder allgemeiner: darin auf-
zubewahren, einzuſchließen ꝛc., vgl. I. Laden 1, z.B.:
Die ängſtliche L. [Sarg, Todten-L.]. G. 14, 144; 1. Moſ.
50, 26; Die ſog. L–n, kofferähnliche hölzerne Kiſten [ſ.
Bei-L.]. Grube 3, 66; Während die Knechte die L–n und
Packen ergriffen und ſie in den Flur zu tragen begannen.
Immermann M. 3, 29; Ein ganz ſilbern Spindeltrühlein
oder Lädlin. Schaidenreißer 14b [4, 125 ff., vergl. Garzoni
567a]; Helena zucket ein Lädlin herfür, darin viel Schleier
lagen. 63b [15, 103]; Die Hausfrau .. füllet mit Schätzen
die duftenden L–n. Sch. 78a; In verſchloßner L. wird’s be-
wahrt. 494a; Sich ließ die Markgräfin eine L. näher tragen.|
Sie nahm daraus zwölf Spangen. Simrock N. 1644;
Ehe wir nachſehn, | was für Gold in die Lad’ euch regnete.
V. 2, 7; Bringe, o Frau, die beſte daher der zierlichen L–n, |
lege darein auch ſaubre Gewand’ ihm. Od. 8, 424; 13, 10;
Hinter ihr trugen die Mägde die Lad’ einher, wo das Eiſen|
lag in Meng’ ꝛc. 21, 61; Du, in verſchloſſener Lad’ ein Ge-
fangener. Th. 7, 85 ꝛc. Daran ſchließen ſich die folg.
theilweis verallgemeinerten Anwendungen: 2) bei
Zünften, Gilden, Genoſſenſchaften ꝛc. das Behältnis
zur Aufbewahrung der Urkunden (Zunftbriefe), der ge-
meinſchaftlichen Kaſſe ꝛc. So Gewerks-, Gilden-,
Handwerks-, Zunft-L.; Geſellen-, Meiſter-L.
und nach den verſch. Gewerken z. B.: Bäcker-, Mau-
rer-, Schneider-, Schuſter-, Tiſchler-L. ꝛc.; Alle
Verhandlungen des Gewerks werden bei offner L. gehalten;
Wird es unſern [der Freimaurer] verehrten Meiſtern ge-
fallen, mit dieſem Aufſatz in ihre L. alles Dasjenige nieder-
zulegen, was ꝛc. G. 27, 447; Die Meiſter ſagen einander
vor der L. ihren Gruß. H. 13, 188; Die L–n der Gilden in
den Städten. Möſer Ph. 2, 107; Dem Schulmeiſter, der zu-
gleich der einzige privilegierte Notarius des Kirchſpiels ſein
könnte, anvertrauet und in deſſen Hauſe zugleich der gemeine
Schrank oder die L. niedergeſetzt. 108 ꝛc. So auch im
alten Teſt.: Die L. des Bundes oder Bundes-L. Ferner:
L. = Kaſſe für einen gemeinſamen öffentlichen Zweck,
ſ. 2. Kön. 12, 9, ſo: Armen-, Kirchen-, Wittwen-
L. ꝛc. und: die Zuſammenkunft der Meiſter eines Hand-
werks an dem Ort, wo die L. ſteht. 3) Bergb.:
am Göpel und am Steckkiel ein das Ausweichen ver-
hütendes drangeſtemmtes Holz. 4) Buchbind.:
L., Heft-L., ein ſenkrecht ſtehender Kaſten mit vertikalen
Bindfäden zum Heften des zu bindenden Buchs.
5) Hüttenw.: die mit Riegeln verbundnen Hölzer,
worin die Pochſtempel gehn. 6) Kriegsk.: (ver-
alt.) Lafetten des groben Geſchützes. Olearius Reiſ. 249b.
7) Landwirthſch.: das Geſtell eines Ackerhakens
oder Pflugs. 8) Nadler: L., Knie-, Schenkel-L.,
Art Schraubſtock zum Feſthalten des zu zerſchneidenden
Drahts. 9) Pferd.: die zahnloſen mit der Maul-
ſchleimhaut überzognen Ränder der Kinnladen. 10)
Weber.: ein oben am Webſtuhl beweglich befeſtigter,
unten das Rietblatt enthaltender Holzrahmen, deſſen
untrer Theil die Unter-L. im Ggſtz. zur Ober-L.
11) Wollkämm.: das mit Hornplatten belegte Holz-
ſtück, worin die Fußenden der Zähne des Wollkamms
ſtecken, Kamm-L. ꝛc. S. die Zſſtzg., ſtatt deren wo
die Bed. aus dem Zuſammenhang klar iſt meiſt das
einfache L. ſtehn kann.
Zſſtzg. ſ. [2]; ferner (vgl. Kaſten, Truhe ꝛc.) nach
dem Inhalt, wie: Geld-, Geſchmeide-, Gewürz-, Kleider-,
Pfeffer-, Zucker-L. Adelung und Spate; ferner z. B.:
Bēī-: 1) ein kleinres Behältnis in den Holzkoffern der
gewöhnlichen Leute: Damit ging er an den Koffer, holte
aus der kleinen B. desſelben ein paar große Äpfel hervor.
Lewald Ferd. 1, 196; Das kommt aus der Kiſte in die B.,
nordd. Sprchw., wenn Etwas, den Beſitzer ändernd,
doch nicht aus dem Kreiſe der Angehörigen heraus-
kommt, ſ. Brem. Wörterb. 3, 3. 2) ſ. Haupt-L.
Bétt-: Bettſtelle, Bett: Daß er ſich nie einer B. be-
diente, ſondern immer in einer Hängematte ſchlief. Kerner
Bild. 45; Gutzkow Zaubr. 2, 28; Die beiden Kinderbett-
lädchen. Hackländer Tag. 1, 133 ꝛc. Búndes- [2].
Eck-: Töpferform für Eckſimſe. Fórm-:
Formkaſten der Gießer. Fútter-: Futterbank.
Grúnd-: (Bergb.) Grundſohle des Thürſtocks.
Hāder-: Lumpen-L., in Papiermühlen, zum Zer-
ſchneiden der Lumpen. Hä́ckſel-: Futter-L.
Hāupt- [2]: die hauptſächliche Lade einer Innung
in einem Lande, wovon die Bei- oder Neben-L–n ab-
hängen. Hêbe-: ein Werkzeug zum Heben einer
Laſt, deſſen Haupttheil ein Hebel mit allmählich zu er-
höhender Unterlage iſt, Baum-, Holzheber ꝛc.
Héft- [4]. Kálk-: Behältnis zum Kalklöſchen,
Löſchbank, Pflaſtertruhe. Spate. Kámm- [11].
Kínn-: Kinnbacke als Behältnis der Zähne: Das
Kauen . .. Bewegung der K–n. G. 29, 376; Wenn ich
dieſe alten abgeſchmackten Verleumdungen aus ſo manchen
ſchnatternden Gänſehälſen und gähnenden Eſels-K–n wider-
hallen höre. W. 24, 254. Knīē- [8]. Kúpfer-:
die aus zwei parallelen Schienen zuſammengeſetzte
Stange, woran die Kupfer (ſ. d. 2c) des Strumpf-
wirkerſtuhls angebracht ſind. Kútſch-: Kutſch-
kaſten. Spate. Lúmpen-: Hader-L. Māß-: der
Schuhmacher, das Längenmaß des Fußes zu nehmen.
Nǟh-: Nähzeug enthaltend. G. 30,,328.
Nêben-: Bei-L. Ober- [10]. Ol-: ein
Kaſten in Olmühlen, worin das Ol geſchlagen wird
und von wo aus es abfließt. Pflūg- [7]: ſ.
Pflugbuſch. Rēīſe-: Koffer ꝛc. Spate; Die Scha-
tullen oder Reiſelädchen. Olearius Reiſ. 33b. Schén-
kel- [8]. Schīēb-: Schub-L. Schlēīer-:
verblümt „der Karren des Kloakenfegers“. Zinkgräf 1,
232. Schnēīde-: Häckſel-L.; nach der Ahnlichkeit
auch ein ſchmaler Leiterwagen ꝛc. Schūb-:
Schubkaſten: In Sch–n und Fächern. G. 15, 159; Kinkel
E. 209; Sich langweilen wie der Mops in der Sch. Holtei
Nobl. 1, 186, ſ. I. Laden 1 und Sch–n-Stück.
Spríng-: mit einer Springklappe verſehne Wind-L.
in Orgeln. Stōß-: Tiſchlerhobel zum Verkröpfen
der Geſimsgehren. Tíſch-: Schub-L. in einem
Tiſch. Hebel 3, 263. Tōdten-: Sarg. Zinkgräf 1,
64. Unter- [10]. Wínd-: 1) (Bergb.) Wet-
terkaſten. 2) (Orgelb.) die den Wind aus den Bäl-
gen nach den Pfeifen leitende hölzerne Röhre u. ä. m.