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kurz
Kúrz, a., kürzest:
von geringer Ausdehnung in der Länge, Ggstz. lang:
1) räumlich: K–e Strecken, Entfernungen, Fäden, Bänder, Stricke, Endchen od. Stümpfchen Licht; Um eine Handbreit kürzer oder zu k.; Das Kleid ist ihr viel zu k.; Die k–en Rippen, im Vergleich zu den langen die untern, nicht bis ans Brustbein reichenden; Die k–e Elle, als Maß im Vergleich zur langen; Eine k–e [knapp eine] Meile; Die grade Linie ist die kürzeste Entfernung zwischen 2 Punkten; Es führen tausend Steige dort hinab | mein Jammer wählt den kürzesten sich aus. Sch. 611b; Das Nächste, Kürzeste wollt’ er ergreifen. 431a etc., wo die zeitl. Bed. (2) mit hinein spielt: das am schnellsten ans Ziel Führende etc. Ein k–er [kleiner, Ggstz.: langer] Kerl u. scherzh.: Jemand um einen Kopf (W. 11, 91); um eine Spanne kürzer machen, ihn köpfen; K–e Statur; K–er, gedrungner Wuchs; K–e [nicht weit her- unter reichende] Taille, Jacke, Ärmel; K–e [nicht auf den Arm hinauf reichende] Handschuhe etc. und übrtr.: nicht weit reichend oder sich erstreckend: Langes Haar [der Frauen], k–er Sinn. Sprichw.; Des Herrn Hand ist nicht zu k., daß er nicht helfen könnte. Jes. 59, 1; Die Geduld wird zu k. [reicht nicht aus, reißt]. Luther SW.35, 304; Ein k–es Gedächtnis haben. G. 10, 162; K. von Gedanken sein; Sein k–es Gesicht. Sch. 964a; W. 13, 143, vgl. kurzsichtig und: Mir mit Ihren Falkenaugen zu helfen, wo ich Maulwurf zu k. gesehen habe. L. 13, 631 (Schmid). Das Adv. (s. das letzte Bsp.) im Allgem. ungw., vgl.: Wenig entfernt oder: in k–er Entfernung von Wien, dagegen z. B.: Das Haar k. schneiden, so daß es k. wird etc.; übrtr.: Meine Zeit ist mir diesen Sommer so k. zugeschnitten gewesen oder vielmehr, ich habe sie mir selbst .. so klamm gemacht. L. 12, 267; Etwas k. und klein (s. d. I 3 und vgl. II 2) hauen etc.: Einen Hund etc. k. anbinden, an k–em Strang etc., so daß er nicht viel Spielraum hat: Der ist k. angebunden“ [s. 3 u. binden 5]. K–e Stränge, fährt sich besser. Gutzkow R. 4, 260 etc.; Einen Hund (im Leitseil), ein Pferd (im Zügel) und danach auch: eine Pers. k. halten (z. B.: G. 2, 74; 18, 87; Gutzkow R. 8, 169; HSmidt Devr. 38 etc.), ihn wenig Freiheit lassen.
2) zeitlich: Eine k–e Zeit; Die Freude war k., von k–er Dauer; In den k–en Wintertagen; Das Leben ist k., die Kunst ist lang; K. ist der Schmerz u. ewig ist die Freude. Sch. 486b; Besann sich k–e Weil’. Uhland 471; Die Predigt war k. und erbaulich (s. 3 b); Die Zeit ist mir bei Ihnen sehr k. geworden [rasch vergangen]; mehr mund- artl.: Jch pflege in meiner eigenen Gesellschaft sehr k–e Zcit zu haben. W. 13, 69; Du hast kürzere Zcit dort. Gotthelf U. 2, 231 etc.
a) K. od. k–e Zeit vor, nach einem Ereignis, vorher, nachher, darauf etc., aber ohne Bezug auf das Vorher oder Nachher gw. nicht das Adv., sondern: In, binnen, nach, vor, seit k–er Zeit oder In (V. Od. 1, 252 etc.), binnen (Gutzkow R. 3, 276 etc.), vor (G. 13, 308; 18, 220; 19, 315), seit (z. B. ungenau st. „vor“ W. 19, 328) K–em, und veraltend: In K–en. Claudius 6, 43; Leisewitz Jul. 55; L. 12, 44; Luther 8, 321a; in Kürzen. Röm. 16, 20 etc. Doch findet sich nicht bloß bei Alteren: K. verschienener Zeit [vor K–em]. Fischart B. 34a; Der k. ein Weib genommen hatte. Zinkgräf 1, 256, sondern auch: Desto heimlicher aber kam ihm jetzt der erst k. noch so fremde Mann vor. Kerner 540, st.: vor K–em, kürzlich (s. d.) und: So k. [k–e Zeit] von mir entfernt | u. hast’s Küssen verlernt? G. 11, 202 u. mund- artl.: Kurzens [kürzlich, in der jüngsten Zeit]. Kestner G. 99; Was kurzens [nächstens, binnen Kurzem] soll geschehen, s. Prutz GschTheat. 356, plattd. kortens, und allgm.: Über k. oder lang (s. d. 3b). Berlichingen 273; WHumboldt 3, 19; Sch. 113b; 628a; W. 23, 174 oder: Über lang oder k. L. 12, 195; W. 21, 118; 22, 62; 23, 161; 32, 223; 226; 233; 234; 237 etc. = in einer sicher nur unentschieden, ob früher oder später eintreffenden Zeit. S. ferner (3) k. = rasch.
3) (s. 2) ohne alles viel Aufenthalt Verursachende, ohne Weitläuftigk. (Komplimente etc.), ohne Weiteres, rasch, als Ew. u. Adv.: Einen k–en Entschluß fassen; Sich k. entschließen. Musäus M. 1, 34; K. besonnen warf er das Fleisch .. hinab. Hebel 3, 489; K. resolviert; K. (ab-, an-) gebunden, s. 1 und binden 5; Eine Sache k. abmachen; Ein Verhältnis k. abbrechen; Damit schneidet, weist er jede weitre Untersuchung k. ab; Ein k–es summarisches Verfahren; K–en Proceß mit Jemand, mit Etwas machen, z. B.: Den fragen sie nicht lange: „Landsmann, wer bist du?“ oder „Landsmann, wer seid Ihr?“, sondern machen k–en Proceß, schleppen ihn gern oder ungern fort auf die Schiffe und Gott befohlen! Hebel 3, 101; 220; Heinse A. 2, 65; Gutzkow R. 5, 217; 7, 435; Mit k–em Proceß .den Gefangenen zu befreien. 2, 257 etc., vgl.: K–er Hand (s. d4a u. Zarncke Br. 425a) Einen od. Etwas (G. 39, 287) k. abfertigen etc.; Wir Menschen sind nicht so k. zu nehmen, wie wir in einem policeilichen Signalement .. angegeben werden. Gutzkow R. 6, 212; Der fasst’s k. und denkt, wenn ich den Gulden auf einmal bekomme, so brauche ich nicht 60mal um den Kreuzer zu betteln. Hebel 3, 148; Wie wär’s, wenn wir den Tanz k. machen u. heiratheten uns? vHorn rhD. 2, 160; Nahm k. und trocken seinen Urlaub. Immermann M. 1, 358; Mit welcher dreisten Stärk’ entweder er | die Stricke k. zerreißet oder auch | mit welcher schlauen Vorsicht er die Netze | vorbei sich windet. L. Nath. 3, 4; So ward’s denn ausgeführt, k., wie man Amen sagt. Müllner 6, 143; Der Mann warf sich in die Brust und legte ein k–es, brüskes Wesen an den Tag. Temme SchwM. 2, 84; Um k. aus der Sache zu kommen. W. HBr. 1, 131 etc.
a) nam. oft von dem auf wenig Worte sich beschränkenden Ausdruck: Etwas k. erzählen; Sich bei der Erzählung k. fassen; Viel mit oder in k–en [wenig] Worten sagen; K–e, prägnante Ausdrücke, Wendungen; K. zusammengedrängt; Speratens Geschichte noch ein klein wenig ins Kürzere ziehen. Sch. G. 2, 87; Ich wünsche k. zu sein und werde dunkel. W. HBr. 1, 201; Ein k–er Auszug; K–er Inbegriff einer Lehre; Was ist der langen Rede k–er Sinn? Sch. 333b; Das K–e von dem Langen ist Das etc. [der wesentliche Inhalt des zu Sagenden ist Folgendes]. Bacher Soph. 1, 82, vgl.: Und so wäre denn das Lange und das K–e von der Sache [Alles, was man überh. davon sagen könnte] am Ende wohl bloß, daß etc. Danzel 59; Das K–e und Lange von der Sache ist, daß etc. Stahr Rep. 2, 266 etc.; ferner: Alles k. und lang herauszugeifern, | was ihnen in die Zähne schießt. W. 11, 132 u. so auch: Pest! K. und lang hat mich das Wettermaul geheißen. Müllner 5, 160; Günther 528; Der alte Amtmann hieß Werthern k. und lang. FNicolai Fr. Werth. 51, nannte ihn mit allen möglichen Schimpfnamen, mit ausführlichen und abgekürzten, andeutenden (vgl. Etcetera).
b) ferner (s. d) in Verbind. wie: K. und erbaulich (zunächst von Predigten); K. und bündig (s. d.); Heraus damit nur k. und klar! W. 11, 91; Also k. und einfältig! L. Gal. 4, 1; Jhnen meine Zweifel k. u. rund zu sagen. H. Ph. 13, 227; Ich sag’s ihm k. und rund | heraus: Er ist ein Narr! Müllner 5, 159; Rund und k. Matthesius Luthr. 69b; Ihr Gesetz bleibt immer das K–e und Runde: „Thue, was du musst; siege od. stirb“. Arndt Ber. 310 etc.; vralt.: Wollte k. rund [k. und gut; ohne sich auf weitre Erörtrungen einzulassen] kein Pferd haben. Zinkgräf 2, 63 etc. und namentl. häufig: K. und gut (s. d.), ohne Weitres etc., selten: Gut und k. HSachs G. 1, 142 etc., zuweilen gesteigert: Besser (s. d. 4) u. kürzer. Sch. 118a.
c) ferner: So k. ab? Bekomm ich keinen freundlicheren Gruß? Benedir 10, 10; Kurz weg und ab. Hebel 3, 401 etc. (s. k.-ab); Diese An- ordnung k.- und rund weg anzuzeigen. Gutzkow R. 7, 231; Wünschte er einmalhunderttausend Millionen bairischer Thaler k. weg. Hebel 2, 13; Plötzlich gewann er 12000 Thaler u. k.-weg nahm er den Abschied. Mügge Ad. 261 etc.; Nun k. um, ich gehe nach England. Claudius 5, 32; Eine Sache, die Sie doch k.-um [durchaus, ein für alle mal] nicht wollen. L. 12, 12; Schleußt u. spricht k.-um [ohne Weitres], es solle etc. Luther 8, 218b; Das hat er, k. um [um es mit k–en Worten zu sagen] im Sinne. 284a etc.; K.-hin (s. d.) etc.
d) parenthetisch in det Erzählung, wo man auf Weitläufigk. und Ausführlichk. verzichtet, etwas Ausgeführtes zusammenfassend abschließt etc. (s. letzt 2 d): Also, um k. aus der Sache zu kommen; um mich k. zu fassen; um k. zu sein; Doch k. zu sein, nachdem etc. W. 12, 181; Der Dämon, der etc. .., | mit einem Wort, der Schalk, den etc. .., | k., mit dem Wort einmal herauszugehen, | Asmodi. 11, 176; 168; 184, 12, 16; Nichts fehlte drin, Gemälde, Marmorköpfe, | Bildsäulen, Basreliefs, kampan’sche Blumentöpfe, | japanisches Geschirr, k. Nichts. 27; 20, 244; 27, 269 u. o., so auch: K. und gut; K.-um etc. An das Vorangehende schließen sich einige besondre Anwendungen, näml.:
4) in Verbind. m. (alphabet. geordneten) Zeitw.: K. [stecken] bleiben (s. d. 17). Zu k. fallen, nicht ausreichen, nicht ausreichend bedacht sein oder werden (vgl. kommen 4g): Ihr Wissen und ihre Kunst fällt zu k. G. 7, 278; Gellert ist kein Dichter, nach dem Maßstab, womit Warton misst u. wo selbst Pope zu k. fiele, wenn etc. 32, 9; Daß die Natur der zu k. fallenden Kunst hier zu Statten kommen kann. L. 8, 183; Andere [Dingel, gegen die alle Kraft der Legislation zu k. fällt. 7, 31; 430; Zufrieden, ein Abenteuer zu Stande gebracht zu haben, woran 20000 tapfre Helden zu k. gefallen sind. W. 2, 159 etc.; Wobei die Wahrheit nach beiden Seiten zu k. fiel (s. d. 3 c = kam). Guhrauer L. 1, 193 etc. (Vralt.): Es wäre ihr in ihrem Rechtshandel zu k. [zu nahe] geschehen. Zinkgräf 1, 372 etc. K. halten, s. 1 am Ende. Zu k. kommen (s. d. 4g und oben: fallen, niederdeutsch auch: Zu k. schießen). Etwas nicht k. [vergl. klein 3] kriegen. Goltz 3, 24 = begreifen. Den Kürzern ziehn, eig.: den kürzern Halm beim Losen, wonach man das schlechtre Theil erhält, im Nachtheil ist etc. und danach übrtr.: Wenn sie’s beginnen, so ziehen den Kürzern die übrigen Thiere. G. 5, 216; Der Bischof sah, er richt Nichts aus u. zieht immer den Kürzern. 9, 6; 20, 126; Zinkgräf 2, 17 u. v.; selten: Ich ziehe das Kürzeste. Chamiso 5, 81.
5) Arzn. etc.: K–er Athem, rasch auf einander folgendes, keuchendes Athmen: Er rafft .. die letzte Kraft zusammen | und ruft, so laut er nur vor k–em Athem kann etc. W. 12, 170.
6) Bergb.:
a) K–es Feld, von geringer Flächenausdehnung, so daß man, ohne sich in Läng’ und Breite ausdehnen zu können, immer in die Tiefe gehn muß.
b) K–e Schicht, wo auf wenig Zeit viel Arbeit kommt.
7) Kaufm.:
a) K–e Waaren, kleine, aus Metall oder harten Stoffen gefertigte, stückweis oder nach der Zahl zu verkaufende Waaren, im Ggstz. zu langen od. Ellenwaaren, deren Länge nach der Elle gemessen wird etc., = Quinkaillerie.
b) in Bezug auf Wechselbriefe eine Zahlungszeit von geringer Dauer vom Ausstellungstag oder vom Tage der Sicht an: K–e Wechsel; K–e Sicht etc.
8) Kochk.:
a) auf wenig Raum zusammengedrängt, koncentriert, stark, kräftig: Eine Suppe, Brühe k. einkochen; K–e [Ggstz.: lange, dünne] Brühe.
b) K–er Kohl (s. d. 1).
c) Das K. u. Klein (s. d. II 2), holst. kurzes Recht. Schütze 2, 326.
9) Kriegsk. (vgl. 12): Er giebt den Sturmschritt auf gegen ein langsames mehr trippelndes vorsichtiges Tempo, was beim Soldaten „k. treten“ heißt. Holtei Nobl. 1, 148.
10) Landwirthsch.: K–es (oder K.-) Futter, Getreidekörner und klein gehacktes oder geschnittnes kräftiges Futter, im Ggstz. zum langen Futter, d. i. Heu und Stroh.
11) Mus.: von geringer Zeitdauer, z. B.: K–er Vorschlag im Ggstz. zum langen etc. und nam.: K. abgestoßen, staccato, wobei den Noten Etwas von ihrem eig. Werth genommen wird, Ggstz.: gebunden, legato.
12) Pferd.: (vgl. 9): K–er Galopp (Ggstz.: gestreckter), die langsamste Art des Galopps; Daß die alte Kracke .. in einen k–en, aber nie lange dauernden Zuckeltrab fiel. Willkomm Bank. 2, 95 etc.
13) Schiff.: K–e Seeen oder Wellen (Zelter 3, 143), die einander dicht und schnell folgen, oft über einander herrollen und sich brechen, Ggstz.: lange, die in großer Strecke, parallel auf einander folgen, ohne sich zu brechen.
14) Sprachl.: K–e Silben, die schneller ausgesprochen werden als die „langen“: Verse unterscheiden sich von der Prosa durch gesetzmäßige Abwechslung k–er und langer Silben etc., doch auch in Bezug auf den Vokal = geschärft, wie ,,lang“ = gedehnt. In dieser Beziehung ist z. B. „Lamm“ k., das metrisch ebenso lang ist, wie das gedehnte „lahm“.
15) weidm.: K–es (od. K.) Wildbrett (s. Brat Anm. 4), die Hoden der zur hohen Jagd gehörigen eßbaren vierfüßigen Thiere.
Anm. Ahd. churz, mhd. kurz, aus lat. curtus, verschnitten, k. Vralt., mundartl.: Mit dem Ball hat man auch unterschiedliche Spiel, als Lang, K. etc. Garzoni 645a; Des k–en spielen (Luther 6, 85a; SW. 26, 72) im Sinn v.: k–en Proceß machen etc.; „Allerleimann“ nach dem K–en [verkürzt, zusammengezogen] „Allemannier“. Stumpf 304a etc.; Männer in leichtester Kleidung, wir nennen Das wohl im k–en Zeuge. Höfer Schwanw. 88, eig. ohne den das „kurze Zeug“ bedeckenden längern Rock, in Hemdsärmeln etc.