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Kunde
I. Kúnde, m., –n; –n; –n-: 1) (vralt.) Einer,
der Etwas bekundet, Zeuge, ſ. Friſch. 2) Bekannter,
Freund: a) (vralt., mundartl.) allgm., ſ. Schm.
b) in Bezug auf Gewerbtreibende Jemand, der als
(ſtändiger) Abnehmer ihnen Geld zu verdienen giebt,
vgl. Gaſt 3: Die K–n eines Handwerkers, Kaufmanns,
Gaſtwirths, Anwalts, Arztes, Barbiers ꝛc.; Er, ſie iſt mein
K., ein guter, ein ſtehender K. von mir; Seine K–n gut be-
dienen; verſcheuchen; Einem die K–n abrufen, abſpenſtig
machen; Ein K. wartete auf den andern. Gutzkow R. 8, 7;
Der ſchöne Markknochen, den der Fleiſcher, wenn er mit ſeinen
K–n zufrieden iſt, ihnen unentgeltlich in den Korb ſchiebt.
Heine Rom. 306 ꝛc., auch fem. (für Männer u. Frauen),
z. B.: Die Thränen der Huren .., die aus Hunger ſo lange
weinen, bis eine K. kommt, die Sünde für Geld mit ihnen
zu treiben. Klinger F. 26 ꝛc., dagegen nur von Frauen:
Eine Kundin. Glaßbrenner SprTh. 12 ꝛc. c) (ſ. Gaſt
3) mit Ew., zur tadelnden oder iron. Bez. einer Perſ.,
eines Schalks ꝛc.: Ein ſolcher gottloſer abgeſchäumter [ab-
gefeimter] loſer Kund. Garzoni 753a; Der liſtige K. Hebel
3, 488; Ein feiner Fuchs, ein ſchlauer K. Prutz E. 1, 189;
Ihr ſcheint ein pfiffiger K. Werner Febr. 123 ꝛc. In der
Volksſpr. (vgl. Buckelig, Anm.; Blaſius ꝛc.) m. frem-
der Endung: Ein ſchlauer Kundius. Gotthelf U. 2, 156.
Zſſtzg. zu 2b, z. B.: Der Dorfbarbier .. ſeinen Bart-
K–n. Muſäus M. 2, 66; Ph. 2, 30. Ein Haupt-K.
meines Vaters. Gutzkow R. 7, 31; Der Haupt-K. für dieſe
Art von Waaren iſt Amerika. Kohl E. 1, 30; 17; 130 ꝛc.
Markte Meß-K. (vrſch. II). Die Pfuſch-K–n eines
Barbiergehilfen, die er heimlich, hinterm Rücken ſeines
Meiſters, zu eignen Vortheil barbiert. u. ä. m.