Faksimile 1056 | Seite 1048
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Kummer
Kúmmer, m., –s; uv. (selten); -:
1) (veralt.) Schutthaufen; Bauschutt.
2) (veralt.) Arrest, Beschlag, z. B.: Als er . . . re et corpore arrestiert und verkümmert .., perrumpiert er und reißt durch sein Arrest und K. Matthesius Lthr. 127b; Der mit Arrest und K. befangenen Güter. Möser Ph. 3, 112.
3) drückender Mangel, Noth, Elend, Wehe, lastende Sorge, Gram etc.:
a) Mangel, Noth, Elend, drückende Lage etc.: Verflucht sei der Acker . .! Mit K. sollst du dich darauf nähren. 1. Mos. 3, 17; Die vor Hunger und K. einsam flohen. Hiob 30, 3; Das Brot essen müssen nach dem Gewicht und mit K. etc. Hes. 4, 16 (s. c am Schluß). Nam.: Hunger und K. leiden, auch: Hungern und kummern [darben]; Ausgeworfen vom Meer, in Hunger und K. und Nacktheit | nahm ich ihn auf. B. 250a; Sie im K. und im Druck zu lassen. G. 15, 16; Man [der Schauspieldirektor] muß, um nur nicht gar zu Grunde zu gehen, mit Schaden und K. spielen. 16, 58 etc., vgl. kümmerlich. Ferner: Mit K., mit Noth, kaum (s. d. Anm.).
b) (veralt.) Schmerz, Wehe: Ich habe ihn mit K. geboren. 1. Chr. 4, 9.
c) das Gemüth beschwerende Sorge (s. d.), drückende, trübe Stimmung, Gram etc.: Ich habe aus meinem großen K. und Traurigkeit geredet. 1. Sam. 1, 16; Der K. ward je länger je größer. . . Ich kann keinen Schlaf mehr haben für großem K. und Herzeleid. 1. Macc. 6, 8 ff.; Der trübe K., der bisher unsre Stirne umwölkt hatte, verschwand. Forster R. 1, 191; K. ihretwegen und Sorge für seine eigene Sicherheit wechselten in seinem Herzen. Heinse A. 1, 133; Schwer lag ihm K. auf der Brust, | zu weinen er begann. Herrig 17, 325; Den Seraph durchdrangen zärtliche K. Kl. M.; Macht ihn der K. grau. Lichtwer 167; Selbst drückende Sorgen lösen sich dann in sanfteren K. auf. Niebuhr Nachgel. 1, 54; Lasst ihren K. reden, lasst sie klagen! | .. denn einen großen Schmerz hat sie erfahren. Sch. 393a; Des K–s finstre Wolke | zog sich um des Königs Blick. 53a; Wir haben .. K. und unerträglich Weh. Simrock G. 77; In K–s Banden sein. 124; K. kannten sie nicht, nur Sorge zärtlicher Liebe. Stolberg Gd. 170; Der .. in K. sich abhärmt. V. Od. 1, 191, Einem viel K. machen, verursachen; Sich über oder um Etwas K. machen; Sich des K–s entschlagen; Den K. verscheuchen, verjagen; Einem den K. benehmen etc. Auch: Die griechische Aussprache macht mir wenig K. [Sorge, kümmert mich wenig, geht mich wenig an]. Forser Br. 1, 265 (Jacobi); Darüber wollen wir uns wenig K. machen. W. Luc. 1, 197; Was wäre es K. [was läge daran, was schadete es], wenn die Seele diese Bürde auf immer abwürfe? Hebel 4, 353; Das soll mein geringster K. sein. L. 12, 377; [Das] ist ihr geringster K. W. 23, 323; Att. Mus. 2, 2, 130 etc., oder iron. als Wunsch: Das soll mein größter K. sein, Das will ich gern ertragen, darum gräm ich mich nicht; ferner mehr mundartl.: Sie hatte K. [war besorgt], er könnte auf der Straße liegen bleiben. Gotthelf Sch. 287; Hab nit K. für Den! [sei unbesorgt um ihn]. 221; G. 298 etc., und niederd. (scherzh.): Essend oder trinkend in Etwas keinen K. kommen lassen, tüchtig davon genießen nach einer Anekdote, hergenommen von einem Schmaus beim Leichenbegängnis, bis auf den man den K. nicht ausdehnen wollte, doch vgl. a, Hes. 4, 16.
d) der Ggstd. des K–s: Juda war mein K., meine Sorge Benjamin. Stolberg Sch. 1, 109.
e) etwas Kümmerliches, Elendes, die Jämmerlichkeit, Erbärmlichkeit: Den Byzantinern standen die unschätzbaren Werke hellenischer Kunst vor Augen, ohne daß sie aus dem K. ihrer ausgetrockneten Pinselei sich hervorheben konnten. G. 26, 338.
Anm. Mhd. kumber, vgl. aus lat. cumulus, portug. combro, Erdhaufe, mlat. combrus, frz. decombres, Schutt; encombre, Hindernis etc. (Diez 106), vgl. schwzr.: Meine Ungeschicklichkeit machte ihr Mühe [K.] und betrübte sie. Pestalozzi 4, 135; Schweig doch, du machst mir Mühe. 188 u. o.; doch spielt wohl auch das in der Anm. zu „kaum“ erwähnte mhd. kûm (krank), ahd. kumjan (stöhnen, weinen) mit hinein, s. 3c und nam. 3b; verkümmern, Kümmerer etc. Vgl. auch Kümmerling, Anm. Mz. (s. 3c bei Kl.) selten und nur dichterisch, gw. von dem vereinzelnden Kümmernis (s. d.), vgl. Leid u. Leiden. Neben K. u. Kumer (Bibel) auch: Hunger und Kommer leiden. Luther 6,477 etc.; Kumber. Stumpf 212a, vgl. Kumbar. 524a.
Zsstzg. z. B.: Einen sie drückenden Haus-K. [häuslichen K.]. IGJacobi Ir. 3, 84; Herzens-K.; Kein Bissen will ihm munden ob des unbewußten Mit-K–s. Heine Sal. 1, 61 etc.