Faksimile 1054 | Seite 1046
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kühl
Kühl, a.: mehr kalt als warm, vrſch.: lau, die
Mitte zw. kalt u. warm haltend ꝛc.: Es iſt heute ziemlich
k.; Es weht ein k–er Wind; Eine k–e Blonde (ſ. Blond 2);
Im k–en Keller ſitz’ ich hier; In einem k–en Grunde, | da
geht ein Mühlenrad; Tretet herein in .. das k–ere Sälchen; |
nie ſcheint Sonne dahin, nie dringet wärmere Sonne | durch
die ſtärkeren Mauern. G. 5, 10; Sah nach dem Angel ruhe-
voll, | k. bis ans Herz hinan. 1, 149 ꝛc., auch übrtr.
(vgl. heiß, kalt ꝛc.) auf Geiſtiges, die Empfindung ꝛc.:
Es ſchmeckt nicht nach dem k–en [bedächtigen] Mann, ſon-
dern nach dem franzöſiſchen Hypotheſenkrämer. Forſter Br. 1,
229; Wenn ich ſelbſt vor k–erm Urtheil geſtehen mußte ꝛc.
Gutzkow R. 2, 266; Mach, es iſt dir zu ſchwül dein
Herz im Buſen k. | von Liebe. Rückert Roſt. 41b; Mitten
unter dem feindlichen Kugelregen mit k–er Seele ſeine Truppen
durchreiten. Sch. 964b; Die Zeit kam, die uns k. genug ge-
macht, alle irdiſchen Freuden ſo nichtig .. zu finden. Thümmel
5, 37 ꝛc. und Zſſtzg., z. B.: War esabend-k. [ſ. u.]
um mich her. Fouqué 8, 34; Seid Glühwein od. brunnen-
k–es Waſſer, nur nicht abgeſtandnes Naß. Börne 3, 213;
Das reine, felſen-k–e Waſſer. Gutzkow 11, 312; Dieſe
feucht-k–e Tagtäglichkeit. Heine Lut. 1, 41; Marmorſchön
und marmor-k. Verm. 1, 156; Der Brunn der iſt ſo
ſchatten-k. G. 7, 184; Ein“ſchattig-k–es Thal; Eine
ſchaurig-k–e Dunkelheit umfing mich. Sch. 742a; Friſch und
thau-k. Keller gH. 2, 145; Ihre Haut fühlt ſich todt-k.
an. Linck Schl. 10 ꝛc. Auch ſubſtant.: Das K–e genießen.
Platen 7, 37; Im K–en, da, wo es k. iſt; Wie ergötz’ ich
mich im K–en | dieſer ſchönen Sommernacht. G. 1, 38 ꝛc.;
aber auch (ſ. L. 5, 300): Bei Heiß und K. [in Hitze und
Kühle]. Rückert Morg. 1, 134 ꝛc.; Laubdach . .., worunter
ein ſichtbares K. in grünen Wogen ſich wälzet. EKleiſt 2, 27;
Der würzenreichen Lüfte friſches K. Koſegarten Rh. 3, 80;
2, 346; Als er des Morgens heitres K. genoß. Streckfuß Rol.
7, 53 ꝛc. u. Zſſtzg.: Zu erwarten das Abend-K. (ſ. o.).
Rückert Mak. 2, 81; Das iſt Labewein dem Todesmatten,
iſt dem Durſtzerlechzten Quellen-K. Koſegarten Rh. 1, 53.
Anm. Ahd. chuoli, mhd. kûele, eines Stamms mit
„kalt“ (ſ. d.). Mundartl.: Ein kuhler Wind. Immermann
M. 2, 290 ꝛc.; mundartl. Bed., ſ. Schm.