Faksimile 1049 | Seite 1041
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Kübel
Kübel, m., n., –s; uv.; –chen; -:
1) oben offnes Daubengefäß, dessen Höhe etwa dem Durchmesser des Bodens gleichkommt:
a) für Flüssigkeiten, zu versch. Gebrauch in der Wirthschaft etc., s. Zsstzg.: K. in der Brauerei, s. Bottig; Das Weihwasser, das in Butten und K–n vor ihm steht. G. 23, 198; In das K. | abzurahmen der zehn .. Kühe Bescheerung. V. 2, 35; Daß der Sturz [des Regens] ins K. prasselt. 4, 163 etc.; Wenn Nas in Bruder Murner’s Schelmenzunft den K. rührt, so riecht er kein Weihrauch. Fischart B. 10a, s. Scheiß-K.; Lernest du aber übel, | so issest du mit der Sau aus dem K. Weidner 268; Luther SW. 61, 276 etc., s. Sau-K.
b) Sprchw.: Plötzlich wie mit einem K. eiskalten Wassers übergossen. OMüller Med. 1, 223; Als wenn mir ein K. eiskalt Wasser übern Nacken spritzte. Sch. 131a; Dem die Zumuthung auf den Hals kam, wie ein K. Wassers auf den Kopf. W. 13, 222 etc.; Es regnet, gießt wie mit K–n [Molden] etc.; Es stürzt k–weis herunter. Heine Tr. 113 etc.; Dem K. den Boden (s. d. 2b) gar ausstoßen. Stumpf 195a etc. und mehr mund- artl.: Da war es, wo der K. fast umgeworfen wurde [die Sache schief ging]. Gotthelf Sch. 405; Den K. auf einmal ausleeren [die Sache ganz verschütten]. G. 211; Dem K. einen andern Mupf (Stoß) geben [der Sache eine andre Wendung]. 242 etc., s. Zarncke Br. 400b; 476b.
c) (s. a) zuweilen nur in Bezug auf den Inhalt, ein großes, mächtiges Gefäß, z. B.: Ein K. [eine große Terrine] voll Suppe. Campe, vergl.: Eine k.-artige Schüssel. Auerbach D. 4, 10; Manchen K. voll geschmolzener Butter verbacken. Gotthelf U. 2, 19 (s. Butter-K.) etc., auch übertr.: Man amüsiert sich homöopathisch: in einem K. Langeweile .. ein Tröpfchen Zeitvertreib. Börne 4, 34 etc.
2) Bergb.: Die bei der Schachtförderung angewandten Fördergefäße haben eine abgestumpft-pyramidale oder konische, seltener chlindrische Gestalt, heißen Tonnen oder K. und sind mit Bügeln oder Ketten versehen, woran die Seile, die zum Aufziehen derselben bis zur Hängebank des Schachtes dienen, mittelst Haken angehängt werden. Karmarsch 1, 176; Den K. zu Seil schicken, anschlagen, anholen; K. und Seil einwerfen, einen bergmännischen Bau eröffnen. Ggstz.: K. und Seil fahren lassen. Zuw. auch als best. Maß: Ein K. Zinnstein = 3 Kannen oder Centner.
3) Gärtn. (s. 1) ein blumentopfähnliches Holzgefäß für größere erotische Pflanzen, z. B. in Treibhäusern etc.: Die vielen Pflanzen, die ich sonst nur in K–n und Töpfen . . zu sehen gewohnt war. G. 23, 335; Orangenbäume in großen buntgestrichenen K–n. Gutzkow R. 1, 278 etc.
4) Hüttenw.: ein Kohlenmaß von 3 Scheffeln (in Gestalt eines Kastens). 4) Aus allen „K–n.“ und „Schluffen“, so nennen sie [schwzr.] die Felsenvorsprünge und Höhlungen. Kohl A. 2, 49.
Anm. Mhd. kübel (m.), s. Kopf, Anm. und Kufe, wozu K. eig. nur die Vrkl. ist. (So heißt W. 12, 98 „Wasser-K.“, was in der Überschrift des Gedichts: „die Wasserkufe“ und S. 114 ff. „ein tiefes Marmorbecken“, „Wassertrog“ und „Kufe“ heißt, wie denn die Benennungen für die versch. Gefäße schwankend sind.) Im Allgem. überwiegt das masc. doch s. das neutr. in 1 bei V., wie es in Mecklenb. allgem. üblich ist neben dem noch gewöhnlicheren: Das Küben, zumal: das Waschküben.
Zsstzg. vgl. die von Kufe, Eimer, Faß, Topf etc., z. B.: Bérg- [2]: s. Erz-K. Blūmen- [3]: IP. 2, 170.
Bútter-: Einen bedeutenden B. aus ihrem Keller stiebitzt. Gotthelf U. 2, 24.
Dámpf-: z. B.: Man behandelt die Lumpen mit Lauge und Wasserdampf in einem hölzernen D. Karmarsch 2, 791. Erz- [2].
Hánd-: kleiner, leicht zu handhabender Kübel.
Kálk-: der Maurer.
Kōth-: s. Mist-, Scheiß-K.; übertr. eine unsaubre Pers. etc.: Ein Mistfink, ein K. .. ist Helena gegen der Wahrheit. SClara (Wackernagel 3, 1, 915).
Lōh-: ein mit Lohe gefüllter Kübel, nam. [3], s. Lohbeet: Reichart Gart. 3, 52 und übertr.: Jetzt soll er aus dem Feldbeet des Landes in den Loh- und Treib-K. der Stadt. IP.
Mêhl-: Mehlküblein. [1. Kön. 17, 12.] Matthesius (Wackernagel 3, 1, 427 Z. 15).—Mélk(e)-: Rückert Morg. 1, 132. Mílch-.
Míst-: für Mist bestimmt oder damit gefüllt, s. Koth-K. Orángen-, Orangerīē- [3].
Rǖhr-: Etwas darin zu rühren; mundartl. = Butterfaß.
Sāū-: Trank-K., zur Aufnahme des Spülichts, der Küchenabfälle etc. für die Schweine; übertr.: Das Amerika ist der S. der alten Welt, da schüttet man hin- ein, was man in der Küche nicht mehr brauchen kann. Auerbach Barf. 109.
Schēīß-: in Nachtstühlen etc. (s. Koth-K.). Garzoni 337a. Schlépp- [2]: Art Berg- K. auf flachen nicht senkrecht gebauten Schachten.
Schwēīne-: Sau-K.
Strēīch-: in den Mühlen, ein Gefäß, das Getreide in den Rumpf zu schütten. Trēīb- [3]: s. Treib-Beet, -Haus und vgl. Loh-K.
Wásch-: für die zu reinigende Wäsche.
Wásser-: Droysen A. 2, 43; W. 12, 98. u. ä. m.