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krummen
Krǘmmen: 1) tr.:
krumm machen, biegen, krumm ziehn etc.: Ein Stück Metall k.; Einen Ast zur Felge, eine Ruthe zur Sprenkel k. etc.; [Die Schlange], den glatten Schweif | gekrümmt zum gift’gen Munde. Freiligrath SW. 1, 224 etc., s. krollen; Wer kann Das schlecht [schlicht, grade] machen, was er [Gott] krümmet? Pred. 7, 14 etc.; Den Rücken (s. 3), den Rückgrat k.; Daß .. gekrümmet der Rückgrat ward wie ein Bogen. V. Th. 25, 245; Der Buchs krümmt seinen Wuchs. Rückert BE. 330; Wiewohl der Jahre Bürde | den Nacken sanft gekrümmt. W. 20, 216; Ein Greis, den Alter, Frost und Gram | und Gicht und Krampf und Hunger krümmten. Hagedorn 2, 93 etc.; [Er] krümmt ihre [der Ohnmächtigen] Finger, ruft: O woll erwachen. Frei- ligrath Ven. 33; Und krümmt langkrallige Klauen. V. Ov. 1, 299; auch: Der die langen dürren Finger | sechs Jahre schon nach ihrem Golde krümmt [um es an sich zu raffen, s.: Krumme Finger machen]. W. 11, 179 etc.; Einem nicht ein Haar (s. d. 1k) k., ihm nicht das Geringste zu Leide thun. G. 16, 247; Sch. 107a etc., seltner: Wenn er mit Vatermilde | des Enkels weiße [Flachs-]Locke krümmt. Tiedge Ep. 1, 114 = kräuselt etc.; Den Mund über Etwas k., rümpfen, schief ziehn etc.; Wir krümpen [s. Anm.] zwar das Maul darüber. SClara EfA. 2, 771; Mit gekrümmtem [2] Munde. Nicolai 1, 96; Einem die Nase k. [ihm ein schiefes Gesicht ziehn]. Luther 8, 19a etc.; Das Recht k., beugen; Seine Zunge k. [zur Falschheit, Lüge]. Sealsfield Leg. 1, 5; Seine Zunge ist sehr gekrümmt [2; falsch]. 26; [Die Kirche] ist über die Väter, regiert, wendt, kehrt und krümmt sie nach ihrem Gutdünken. Fischart B. 38b u. ä. m. 2) Nam. oft im Partic. (s. 1) = gebogen, krumm etc., z. B.: Ulysses ... kömmt zurück ..., verarmt, gekrümmt [alt etc.]. Hagedorn 1, 59; Eine Schnur gekrümmter Dukaten um den Hals. Musäus M. 2, 61; Mancher Weg gekrümmt und gleich. V. 3, 228; Liegt in ein griechisch S gekrümmt .. auf seinem Sopha wie auf Igeln. W. 11, 252; Sie steht, mit halbem Leib um Amors Arm gekrümmt [geschmiegt]. 12, 285; Ein sanft gekrümmter Pfad. 20, 212 etc. und im Ggstz.: Ein schöner alter Mann, ... stark und ungekrümmt. 11, 118 etc. Dazu: Die Ge- krümmtheit etc. 3) refl. (s. 1): Jetzt aber hat sich das Grade gekrümmet. Rückert Mak. 2, 239; Was ein guter Haken [s. d. 3] werden will, krümmt sich bei Zeiten. Sprchw. etc.; Der .. sich ehrerbietig krümmt [tief verneigt etc.]. Hagedorn 1, 205; Der vor dem Großvesier | .. sich bis zur Erde krümmte. 2, 266; Wie demüthig sie .. betteln, wie sie sich k. und winden. Heine Lut. 2, 84; Kühnlich zu einer Zeit geredet, wo sich meine Ankläger vielleicht im Staube vor ihm krümmten. Sch. 632b etc.; Sich vor Schmerz k., k. und winden; Krümmete sie sich und gebar, denn es kam sie ihr Wehe an. 1. Sam. 4, 19; Richt. 5, 27; Jes. 21, 3; Bis zum Wurm hinunter, der sich krümmt, wenn er getreten wird. G. 39, 293; 12, 37; Wie krümmt und quälet sich der ächzende Turpin. Hagedorn 2, 264; 238; Winden sich und k. sich vor Qualen. Heine Lied. 261; Traurigkeit schlägt natürlich den Kopf nieder, daß man .. sich krümmet wie ein Schilf. Luther 5, 532b; Krümmt’ und wand sich wie ein Wurm. Musäus M. 1, 105; Die Elende, die sich, | zerknirscht von Reue, Scham und Selbstverachtung, | zu Jhren Füßen krümmt. Sch. 293b; Sein unerhörtes Geschick | bejammern .., sich k., winden und drehen. W. 15, 255 etc.; auch = sich schmiegen, drehn und wenden, um durchzukommen: Man krümmt und krammt sich so. G. 7, 109; Ich muß zu dichten k. mich und winden. WHumboldt 4, 354 etc. Seltner: Wann .. des Schlummers | Mohnkranz sich um deine Schläfe krümmt [windet]. Tiedge Ep. 1, 275. Ohne sich (s. d. †) im Infin. und Partic.: Die k–den Hügel. V. Georg. 2, 391; Wo sie mit allem K. und Winden seine schwache Seite nicht ganz verbergen können. W. HB. 1, 2 etc. 4) Dazu:
a) Krümmung, f.; –en: das K. (1 u. 3) und etwas Gekrümmtes (s. Krümme): Von den Krümmungen der Schlange nicht erschreckt. Alxinger D. 67; Sich in den Krümmungen und Wendungen seiner Laune geschickt ihm nachzuschmiegen. Engel 12, 53; Krümmungen [des Thals]. G. 5, 3; DieUmwegskrümmungen. 39, 122; Die Etsch .., die sich mitten durch die Stadt in Schlangenkrümmungen reißt. Heinse A. 1, 48; Daß alle Schlangenkrümmungen der ausschweifenden Vernunft in die grade Richtung der ewigen Wahrheit zuletzt einschlagen. Sch. 757a; Mit jeder Krümmung des Flusses. 718b; 869a; Durch alle Krümmungen der Kabale. 1047a; Richtweg’ und Krümmungen ging man. V. Il. 23, 116; W. 9, 75 etc.
Anm. S. krimpen etc. und krümmeln etc. Stalder 2, 137.
Zsstzg. vergl. biegen etc., z. B.: Āūf-: empor-k. (s. d.), krümmend emporrichten; tr.: Erdbeben, die den Dromedarrücken des Meergrundes aus dem Wasser aufkrümmten. IP. 1, 151 etc. und refl.: Wie ein Wurm, der unter des Wanderers Fuße sich windet, | krümmt er sich auf. Kl. M. 6, 330; Wie die Wog’ .. aus der Tiefe sich aufkrümmt. V. Georg. 3, 238 etc. Dahín- [3]: sich in Krümmungen dahin bewegen, f. hin-k.: O Strom, was krümmst du, wunderbar gebogen, | dich rasch dahin durch deinen schönen Strand? ESchulze 3, 210.
Eīn-: krümmend einengen, sich krümmend einschmiegen: Eingekrümmt im Netzlein. Daumer H. 1, 244; Daß dein Ich den edlen Blick nicht zu Sonnenkugeln aufheben, sondern auf seine quälenden Blutkügelchen e. mußte. IP. 2, 140; Mit den Lippen, zum Bogen | eingekrümmt vor Zorn. Pyrker 336; Ein Lächeln grüßt | den eingekrümmten Geist. Tieck 10, 114; Der Winkel .., der nun mein Äckerchen einkrümmt. V. H. 2, 175 etc.
Empōr-: auf-k. (s. d.): Von denen die Hauptäste ihre .. Enden kronleuchterartig e. Tschudi Th. 261; Aus der Tiefe krümmt sich die große Woge empor. V. Georg. 191. Er-: (veralt.) Die Leut bezaubern .., e., erlähmen. Franck Weltb. 134b, krumm und lahm machen. Hêr-, Hín- etc.: Durch Thalwindungen mich hin-zuk. Rückert Mak. 2, 107, mich krümmend zu winden; Ermüdet hingekrümmt | schlief der Liebesgott. Uz 2, 59, krumm geschmiegt liegend; Hingekrümmter Eichen Wipfel. V. 4, 151 etc.; Krümmt seinen unmeßlich langen Rücken in Ringen heran. H. 4, 110, schiebt ihn gekrümmt heran; [Die Schlange] liegt zu einem Runde | gerollt, den glatten Schweif| hinangekrümmt zum Munde. Freiligrath SW. 1, 224, s. krollen etc.; Die Donaufluthen, die sich zwischen den waldigen Uferhöhen herum-k. Zschokke 8, 260 etc.
Nīēder-: Ggstz. empor-k.: Ihr langes spitzes Kinn krümmt sich zum Schnabel nieder [verwandelt sich in einen Schnabel]. Zachariä 1, 133.
Um-: Dünenketten, die gegen das Meer hin ihre Hauptmassen vorschieben und sich dann an dem Ende landeinwärts um-k. Grube 1, 197; Die Nachtluft, die mein Licht umkrümmt. IP. 2, 76; Das Ende des ungekrümmten Sees. 77 etc.
Ver-: krümmend verziehn, verstellen: Das Angesicht des Menschen zu einer Satanslarve ver-k. Lavater 1, 122; Ohne den Mund zu ver-k. [verziehn]. W. 13, 221 etc.; Unverkrümmte Menschenwürde. Kosegarten Rh. 1, 159.
Wég-: krümmend wegwenden: Ein furchtsam weggekrümmter Wurm. G. 11, 23 etc.
Zurück-: Die kleine zurückgekrümmte Nase. Tieck A. 1, 31.
Zusámmen-: krümmend zusammenziehn etc.: In seinem Sesselwägelchen zusammengekrümmt. G. 32, 294; Gutzkow R. 7, 360; Der Rückgrat ist zusammengekrümmt. Höfer V. 142; Ein schwarzer Regenbogen krümmt sich aus Gewittern zusammen. IP. 3, 180; Sie krümmen sich zusammen in eine Kugel gleich alsein Jgel. Stumpf 610a; Er krümmt erbärmlich sich zusammen. W. 11, 244 etc.