Faksimile 1041 | Seite 1033
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Krittel Gekrittel Krittelei kritteleln Kritteller krittellich Krittelling
I. Krittel, m., –s; 0:
Tadelsucht, die mit Nichts zufrieden an Allem kleinlich und grillig-verdrossen zu mäkeln sucht: Der K. gegen sich und die Welt muß zuletzt eine religiöse Hypochondrie hervorrufen. Gervinus Lit. 5, 285; Der selbst die Ahnung jeder Lust | mit eigensinn’gem K. mindert. G. 11, 64; Der K. der Zweiflerschaft. Jahn M. 328; Die Kritik oder gar den hypochondrischen Bruder derselben, den K. König Leb. 2, 122; Ohne Hehl bestaunt und ohne K. Platen 2, 124; Pröhle J. 223 etc. I.
Ge~krittel, n., –s; 0:
das Kritteln, der Tadel: So trotzt, geschützt vom Titel, | die Leerheit dem G. Rückert 6, 77.
Kritt~elēī, f.; –en:
das Kritteln, krittlige Außerung: Verbannten sie auch noch die Kritik, so konnten sie doch nicht die K–en verbannen. Gervinus Lit. 3, 509; Schale K–en oder Lobsprüche deutscher Journale. H. Ph. 13, 107; Gallige K. 130 Prutz DM. 1, 2, 214; Weg mit allen den Wort-K–en. L. 11, 576 etc.
~eln: 1) intr. (haben):
ohne gerechte Würdigung des zu Beurtheilenden im Ganzen und Großen sich kleinlich an Einzelnes heften und mäkeln: So sind unsere Krittler! Jetzt kommt Keiner mit Rath und That, darnach aber wird des K–s kein Ende sein. B. 181b; Obgleich er Anfangs viel mäkelte und krittelte. Höfer Leb. 247; Dran krittelt und klaubt. WHumboldt 3, 161; Die k–den Wortmäkler. Jahn V. 375; Er krittelt über die Regierung Gottes. Musäus Ph. 4, 247; Kerls, die in Ohnmacht fallen . ., k. über die Taktik des Hannibals. Sch. 106b; Das K. und Abarbeiten an Kleinigkeiten. Zelter 2, 168 etc. So auch in Zsstzg. tr., z. B.: Án-: Etwas mit Kritteleien anfassen oder angreifen: Was angekrittelt, angetollt | vom Zweifler wird und Schelter. Rückert 6, 154 etc. Be-: zum Ggstd der Krittelei machen: Das Vortreffliche sollte durchaus nicht bekrittelt und besprochen, sondern genossen und andächtig im Stillen bedacht werden. G. Zelt. 4, 290; Wenn ein hübsches Mädchen freit, wird sie bekrittelt. Gotter Sch. 295; Fromme bekrittelten mich, weil fromm ich den Sophokles nannte. Platen 2, 274; Der so oft von den Platten bekrittelte und bespöttelte Ausdruck. Dor. v. Schle- gel (Dorow 4, 118); W. 22, 263 etc.; Indessen hast du einmal deine Art und Weise, sie bleibe dir ganz unbekrittelt. Tieck Nov. 2, 45 etc. 2) impers.: Etwas krittelt mich, versetzt mich in unzufriedne, gereizte Stimmung, ärgert, verdrießt, kribbelt, pikiert mich: Es krittelt mich, ich bin mit mir selbst unzufrieden, daß etc. Klencke Stolb. 1, 102; so auch refl.: Sich k. über Etwas. Brem. Wörterb.
~ler, m., –s; uv.:
Einer, der krittelt: Kunstrichter und K. B. 354b; Daß sich auch das Publikum nicht durch einen mißlaunigen K. werde irre machen lassen. G. 32, 205; Der K. freche, wenn auch stumpfe Zähne. Platen 1, 309; 2, 87; Sch. G. 1, 280 etc.; Gesichts-K. [physiognomische Richter etc.]. Musäus Ph. 3, 152 etc.; weibl.: K–in.
~lich, a.:
zum Kritteln geneigt; über kleinliche Ursachen ärgerlich, darüber zum Arger geneigt, kricklig (s. d. in der Anm. zu Krei): Ward überhaupt immer k–er und unzufriedener. Auerbach D. 1, 208; Ich war in einigen Punkten überaus k. und leicht zu verletzen. Höfer Leb. 247; „Überwinden?“ fragte Samson k., „ist da ’was zu überwinden?“ Klencke Parn. 2, 123; Alle kleinen Scherze k. abwägen. Lichtenberg 1, 331; Philosophen sind k–e Geschöpfe. Thümmel 4, 144; Der verruchte Bastard der Venus, erzeugt vom Gedanken, empfangen von der K–keit [spleen] und geboren von der Tollheit. V. Sh. 3, 108 etc.
~ling, m., –(e)s; –e:
Krittler: Daß diese Weich- und K–e das Große verkleinern. G. (Riemer G. 2, 654) etc.
Anm. In den im Obigen aufgeführten Wörtern spielen versch. Stämme in einander, s. Krei Anm. u. vgl. Grätig.