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Kritik Kritikakel kritikakeln Kritikaster Kritiker Kritikerei
* Kritīk (gr.), f.; –en:
Urtheil über Etwas, insofern dadurch das Echte vom Falschen gesondert und festgestellt, Werth und Wesen von Etwas, nam. zunächst von geistigen Erzeugnissen oder künstlerischen Leistungen, dann aber auch allgemeiner, bestimmt wird und die Kunst, die ein solches Urtheil zu fällen lehrt: Jene Funktion des Verstandes, die wir wohl die höchste nennen dürfen, die K. nämlich, das Absondern des Echten vom Unechten. G. 39, 89; Die K. sucht möglichst den Text, wie ihn der Schriftsteller geschrieben, herzustellen; Text-, Wort- K. etc.; Eine K. über ein Kunstwerk, über einen Schauspieler schreiben; Eine strenge, scharfe, (un)gerechte, (un)parteiische, (un)wahre, boshafte, geistreiche, einseitige, kleinliche K. etc.; Voß schrieb eine strenge K. des Adelung’schen Wörterbuchs [objekt. Genit.]; Vossens [subjekt. Genit.] K. über das Wörterbuch; Jede K. der Zeitgenossen [objekt. Genit.] oder gleichzeitig geltender Ansichten muß nothwendig persönlich in der Art werden, daß die Persönlichkeit des Kritikers zum Vorschein kommt. Börne 2, 175; Wohl unsrer K., deren Afterbild solange in allen Trödelbuden zur Schau gestellt und gekauft worden ist, daß endlich etc. Merck’s Br. 2, 43; Jener traurigen After-K. EWagner 9, 10; Eine Gegen- (oder Anti-) K. etc.; Etwas ist unter aller K., so schlecht, daß es gar keine Beurtheilung verdient etc.; Kant’s K. der reinen Vernunft etc., Feststellung ihres Bereichs, ihrer Grenzen; Daß die Leibnitz’sche Philosophie ebensowohl eine Vernunft-K. enthalte als die neuerliche. Kant SW. 1, 401 etc. Zuw. mit betonter erster Silbe: Der bösen K. (–⏑) Ursprung. Blumauer 1, 74 etc., wie immer in dem abgeleiteten Kritiker (–⏑⏑), vgl.: Musik (⏑–, selten –⏑) und Musiker (–⏑⏑) etc., neben: Logik (–⏑) etc.
~ākel, m., –s; 0:
kritisches Geschwätz, s. Kakel (vgl. Krikelkakel in der Anm. zu Krakel): Trotz allem K. B. 95a.
~ākeln, intr. (haben):
als Kritiker schwätzen: Ich vergaß bei jenem K., | was Eva weiter sprach .. (so kann ein Recensent | dem armen Autor oft sein Paradies verquakeln). Baggesen 4, 81.
~áster, m., –s; uv.:
schlechter Kritiker. Claudius 7, 90; Heine Lut. 2, 4; W. 15, 227.
~er (–⏑⏑), m., –s; uv.:
Einer, der eine Kritik fällt; Kunstrichter: After-K., Kritikaster etc. In der Ez. auch zuw. in ganz latein. Form: Kritikus, vgl.: Wie der Kritmann dräut. Göckingk 2, 200.
~erēī, f.; –en:
das Treiben der Kritik (in verächtl. Sinn): Der kantischen K. Baggesen 2, 236.