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kramen
Krāmen: 1) intr. (haben): ſeinen Kram feil bie-
ten, zum Verkauf auslegen ꝛc.: Der Markt lehrt k.
(Sprchw.), die Gelegenheit lehrt das Nöthige; Ein
k–des Handwerk, womit ein Kram oder Handel verbun-
den iſt ꝛc. (ſ. 2). 2) übertr. (ſ. 1 und 3): a) In,
unter Etwas k., darin ſuchend wühlen und räumen, wie
der Kaufmann in den zu ordnenden und auszulegenden
Waaren, vgl. von einem Kaufmann: Er hatt’ in man-
chem Sack zu wühlen und zu k. Rückert W. 1, 104, ſo: In
alten Handſchriften k. Benedix 8, 124; Er kramte unter ſei-
nen Papieren und rüſtete ſich zur Abreiſe. G. 16, 34; Er
kramte in ſeinen Papieren. 14, 151; In Worten k. (vgl. c).
11, 19; Sie möchten nicht ſoviel in Euren Familiengeheim-
niſſen k. Gutzkow R. 1, 325; Kramte in den Schränken.
Heine Reiſ. 3, 129; Sie kramte in den Koffern und Kartons
und nahm den gewählteſten Putz heraus. Immermann M. 4,
260; Kramete unter Papieren und Briefſchaften. Lewald W.
4, 171 ꝛc. b) ohne abhäng. Präp.: Man hatte im-
mer Etwas zu thun und zu k. [ſchaffen], wo ſich nur ein
müßiger loſer Augenblick zeigte. G. 24, 114; Was krameſt
du [haſt du vor, treibſt du]? V. 1, 74 ꝛc. c) Mit
Etwas k., es wie der Krämer zur Schau hinlegen oder
ausbreiten; Mit Worten k., ſ. Wortkram; Was, Sprach-
reiniger, kramſt du mit rein deutſchklingendem Machwerk? V.
4, 195. d) Mit Jemand k., ſchleſ. kramern, im
(Liebes-)Handel ſtehn, vgl. markten. 3) (oberd.)
tr.: Etwas bei einem Krämer kaufen, nam. ein Ge-
ſchenk für Jemand: Nach der Predigt ging ſie zum Krämer,
kramete Allerlei. Gotthelf U. 1, 215; Deßwegen hab ich dir
ein Halstuch gekramet. ebd.; Dann kramete ſie tüchtig und
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ſagte in jedem Laden, ſie wolle ihren Knecht ſchicken, die Sache
zu holen. 228; 243; Wenn ſie nicht auch einige Geſchenke
kramete und mitbrächte. 273; 274; G. 21; 178; 226;
256; 264; 352; Das rechte .. Weihnachtskindlein, das
kramet ihr Eltern den Kindern nicht bei Menſchen, ſondern
hier am Tiſche des Vaters. Sch. 123; 125; 198 ꝛc., auch:
Haſt mir denn gar Nichts gekrohmt? Auerbach D. 1, 247,
ſ. Kram 2a. 4) ſ. Kram 2b.
Anm. Schwzr. krämeln, Naſchwerk kaufen; Sein
Geld verkrämeln ꝛc.
Zſſtzg. vgl. die von räumen ꝛc., z.B.: Āūf- [2]:
Fidibus, der mir eben in die Hände fällt, da ich meine Sachen
aufkrame. L. 13, 223 (Schmid). Āūs-: 1) [2] aus-
räumen: Biſt du beim Ausziehn, daß du all dein Hof und
Haus | auskrameſt? Droyſen Ar. 3, 361; Die Art den Scher-
ſack aus- und einzukramen. G. 10, 201. 2) ſeinen
Kram zur Schau auslegen: Mein Waarenlager, noch eh
ich irgend Etwas davon ausgekramt habe, .. in Mißkredit zu
ſetzen. G. 19, 260; 8, 61; Einer Freundin, welche ihre
Juwelen auskramte. 24, 90; Seine Gemeinſprüche bei ſo
einer Gelegenheit a. 34, 222; Newton’s Verſuche und Theo-
rien werden mit großem Bombaſt ausgekramt. 39, 379;
Alles ſtückweiſe a. und hinzählen. H. Ph. 13, 38; Meine
Gründe kann ich Ihnen hier nicht a. L. 8, 396; 40; Keine
mühſamen Auskramungen des Gedächtniſſes. 7, 13; 4,
125; Er wird ſeine Kunſt nicht a., bis er Geld klingen hört.
Sch. 720a; Komm in deiner ungeheuren Furchtbarkeit,
Schlange! .. Krame vor mir deine gräßlichen Knoten aus!
211b, lege ſie dar, zeige dich in deiner Abſcheulichkeit;
Kram die Narrheit doch wo anders aus! Schlegel Sh. 2,
275 ꝛc. Be- [3]: beſchenken: Ihr .., o Frühling,
.. | bekramt die Erde ’weit und breit | mit eurer ſchön-
ſten Blumenwaare! Roberthin (W Müller Bibl. 5, 165).
I. Durch-: kramend durchſuchen, durchſtöbern: Der
Alte .. | durchkramt ſein Eiſen Stück für Stück. Reithard
390. II. Dúrch-: = I: Er hat Alles durchgekramt
und Nichts gefunden. Eīn-: 1) ſ. Ggſtz. aus-k. (1).
2) einkaufen. Ayrer 112a. Er-: erhandeln; ab-
dingen, z. B. Franck Spr. 2, 37. Fórt-: forträumen.
Hêr-, Hín- ꝛc.: Die beſtändig mit alten Sagen ..
ſchwanger gingen und bei jeder Gelegenheit damit heraus-
kramten. Stilling 2, 26; Seine Weisheit heraus-k.; Jupiter
kramte juſt in einem Haufen Zeitungen herum. Pz 1, 5;
Ich habe das Buch .., kann es aber nicht unter meinen
Büchern heryor-k. laſſen. Platen 7, 220; Thümmel 2,
210 ꝛc. Um-: kramend umpacken, anders ordnen:
Beim U. Ihrer Sachen. L. 13, 602 (Schmid). Umhêr-:
herum-k.: Der Abendwind kramte noch in den Blättern um-
her. IP. 3, 90. Ver-: 1) im Einzelnen verkaufen:
Kaufen es .. im Ganzen und ver-k. es wieder. Krünitz 9,
493. 2) Etwas kramend, räumend verlegen, ſo daß
man es nicht finden kann: Die dumme Lisbeth hat mir ..
mein Schreibzeug verkramt. Immermann M. 2, 31; Lewald
Ad. 189; Muſäus M. 1, 101 ꝛc. 3) kramend verbrin-
gen, z. B. [2d]: Manche Stunde mit der Liebſten ver-k.
Vōr-: kramend vorlegen, aus-k. (2): Ihr meine Ge-
danken bloß erzählen, meine Bilder bloß vor-k. H. Ph. 13,
38. Wég-: wegräumen: Hundert koſtbare Kleinig-
keiten w. Möſer Ph. 1, 7. Zuſámmen-: kramend
zuſammenſuchen oder zuſammenbringen. Kohl E. 3,
222 ꝛc. u. ä. m.