Faksimile 1018 | Seite 1010
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krallen
Krállen, intr. (haben): die Krallen einſchlagen;
dann auch (intr. und tr.) ſo kratzen; mit den Krallen
packen oder ergreifen und refl.: ſich die Krallen ein-
ſchlagend, feſt halten, feſt ſetzen ꝛc.: [Das Gethier] krallt
an Decke ſich und Tiſch. Freiligrath SW. 5, 222; Alſo krallt
ſich Eiferſucht | im Buſen feſt. G. 12, 186; Wenn ſich ein
Kind in das eigne Herz der Mutter krallt. Gutzkow R. 6,
185; So kreiſcht uns ein Griffel ins Ohr, der einen Stein
hinunter krallet. H. 4, 253; Der endlich nach Deſſen Hut
krallte. IP. 31, 70; Der Egoismus hat ſich auf dieſem
Boden ſo feſt gekrallt. Seydelmann 219; Dieſer Seelengeier |
läſſt, wann er gekrallt hat, nicht mehr los. Tiedge Ep. 1,
288; Er krallte die erkaltenden Finger in die furchtbaren
Blätter. Willkomm Bank. 2, 236 ꝛc. Im Partic. =
krallig (ſ. d.): Die ſcharfgekrallten Tatzen ꝛc. Auch mit
Umlaut: Die Katze krellte. Käſtner 2, 128; Dann wird
ſie auch nimmer krällen. FGüll ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: krallend abreißen ꝛc.: Da
hatt’ am Arm | die Löwin etwas Fleiſch ihm abgekrallt. V.
Sh. 3, 117. An-: ſich krallend anklammern: Das
Leben krallt ſich gleich wieder an. G. Zelt. 2, 289.
Āūf-: krallend auflegen auf Etwas: Die Tatze .., die
ſchon an Hartmuths Gurgel aufgekrallt lag. VWeber 2, 130,
ſ. auch als Ggſtz. zu-k. Be-: mit Krallen verſehn,
nam. im Partic. (vgl. krallig): In bekrallter Tatze. Grün
Sch. 4; Goltz 3, 470; ferner: mit Krallen betreten,
verletzen: Ein Land, das kein Unthier bekrallt. Göckingk Nic.
164. Eīn-: Sie krallte mit ihren dürren Fingern in ſie
ein. Gutzkow Zaubr. 1, 30; Die Hand in den Teppich einge-
krallt. Stahr Jahr. 2, 151; Felsſtück, über das ſie mit ein-
gekrallten Fingern ſich hinwanden. Tſchudi Th. 400.
Nīēder-: krallend niederwerfen: Als wenn ſich eine
Hand ausſtreckte, um mich niederzukrallen. Mundt Rob. 1, 9.
Um-: krallend umſchlingen: Der Satan hielt ihn
umkrallt. Börne 3, 49; Hackländer Tag. 1, 7; Fühlte ſeine
Füße von den Armen des Knechts umkrallt. Kompert Pfl. 2,
125. Ver-: ſich krallend verwickeln, ſ. Stalder: Wo-
bei ſich jene Geier .. in die Seeadler ſo heftig verkrallten.
Tſchudi Th. 352. Wég-: Einem Etwas w., es mit
den Krallen packend, raffend ihm wegnehmen. V. Ar.
1, 143. Zer-: krallend zerreißen, zerfleiſchen: Habt
ihr .. mit Nägeln euch zerkrallt, mit Fäuſten euch zerfleiſcht.
Falk Menſch. 106. Zū-: drauf los krallen ꝛc.; auch:
ſich krallend ſchließen, wie auf-k., ſich öffnen: Eine
ſchwarze Rieſenfauſt, | ſie ſpannt ſich auf, ſie krallt ſich zu.
B. 71b u. ä. m.