Faksimile 1013 | Seite 1005
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krabbeln
Krábbeln, intr. (haben und sein), refl. und tr.:
mit kleinen, raschen, zuckenden Bewegungen sich rühren (intr. haben); sich auf solche Weise fortbewegen (intr. sein und refl.); das juckende (s. d.), prickelnde Gefühl wie von etwas sich so auf Einem Bewegenden in ihm erregen, vgl. ameiseln etc. (tr. und intr. haben —, auch unpers.); Etwas durch solche Bewegung hervorbringen, z. B. schreibend, vgl. kritzeln (tr.): Kriechende Kinder, durch einander wimmelnde Ameisen, Maikäfer, Würmer, Spinnen k. etc.; Daß wir winzigen Würmer auf diesem Erdkügelchen herum-k. Auerbach Dicht. 1, 227; Spitzen, die mir wie Spinnen im Gesicht herum- k. Börne Par. 1, 137; Wenn ich hübsch traulich rabble | und hinterm Ohr ihm krabble. B. 22b; Empfand . . mit k–dem Entzücken etc. ebd.; Schalthiere k. zahllos rings | auf schlamm’ger Meeresfluth. Freiligrath 1, 333; Dem Herren Pfarrer das k. [wurmen] thät. G. 2, 147; Nehmen ihre Knaben gleich mit zu Schiffe und lassen sie im Dienste herankrabeln [k–d heranwachsen]. 3, 198; Es krabbelt mir am Hals [ich empfinde dort ein Jucken, wie im Vorgefühl des Gehängtwerdens]. 7, 62; Es krabbelt ihr ums Herz und sie versteht nicht was. 44 [sie fühlt sich noch nicht bewußte Liebe]; Sieht er drei Lichtlein. .. Er krabbelt nach [strebt k–d danach hin]. 8, 50; Mich irrt’s nicht, wenn noch so Viel um mich herum-k., mir ist’s, als wenn’s Ratten und Mäuse wären. 9, 51; Mir krampft’s im Arme, Das ist Gicht! | mir krabbelt’s an der großen Zeh. 12, 18; Ihm k. Käfer in der Hand. 42; Das Trallern ist bei mir verloren, | es krabbelt wohl mir um die Ohren, | allein zum Herzen dringt es nicht. 109; [Er] fand mich auf der Erde unter Lottens Kindern, wie einige auf uns herum- krabbelten. 14, 33 (s. Kestner 56); Der zwischen den Felsen herumkrabbelte und Kräuter zu suchen schien. 108; Ameisen krabbelten heran. 18, 331; 31, 3; Euer Tripplen und Krabeln. 34, 316; Meine kleinen Talente müssen hier ganz reif werden, sonst bring’ ich wieder Euch einen halben Freund zurück und das Sehnen, Bemühen, K. [Tappen, die Unsicherheit etc.] und Schleichen geht von Neuem an. 24, 44; Den ganzen Morgen hab’ ich für Sie gekrabelt [gekritzelt etc.] auf dem Papiere. Stein 1, 117; vgl.: Hier schicke ich meine Krabeleien. 3, 252; Ich weiß nicht, was für Ahnungen wie Spinnen mir übers Herz krabeln. 1, 162; Zelter 2, 289 etc.; Noch wunderlicher krabbelt es ihm im Kopfe herum. Gotthelf U. 2, 65; Die Alte .. krappelte heran. Grimm M. 84; Krappelte die Höhle hinauf. 259; Die Welt und Alles, was in ihr lebt und krabbelt. Gutzkow R. 9, 327; Sprößlinge, die alle an dem Stammbaume hinaufkrab- belten. Bl. 1, 113; Fielen auf den Boden, krabbelten wieder in die Höhe. Hackländer Nam. 1, 267; Rumorten und krabbelten eine Menge kleiner Geschöpfe beständig auf und nieder. 33; Stillfr. 1, 213; Ein Käse, auf dem Milben um- her-k. Immermann M. 3, 425; Wie das kribbelt und krabbelt von Zweigen und Blättern! Keller gH. 4, 314; 2, 22; Sie k. heulend .. hervor. Nicolai 3, 30; Mit den ziemlich langen Füßen fort-k. Oken 6, 442; Hervor-k. 484; Kurze Hinterfüße bloß tauglich zum K. 466; Ich krabbelte mich in meine [Zimmer] zurück. IP. 31, 73; Durch die Glieder, leise k–d, rieselt es | nun hier und dort. Prutz Woch. 1, 64; Jetzt kribbelt’s, krabbelt’s, wirrt’s und schwirrt’s. Roquette Waldm. 25; Kam heruntergekrabbelt. Scherr Gr. 1, 163; Da k. sie nun wie die Ratten auf der Keule des Herkules. Sch. 106b; Wenn er mir am Mieder | krappelt hin und wider. Schubart 3, 47; Durch einander kribbeln und k. Sternberg BrM. 177; Er krabbelt nach dem Schweine [tappt suchend danach]. V. 4, 129; Die den Junkern wie englischer Senf in der Nase k. wird. Br. 2, 190; Wenn allenfalls | ihr glattes Pfötchen um Brust und Hals | euch noch zur Letze freundlich krabbelt. W. 10, 172; Zelter 4, 348 etc.
Anm. Aus dem Niederd. (s. Brem. Wörterb. und Schütze) und der Ausspr. gemäß, wie auch überwiegend in den obigen Belegen, mit doppeltem, nicht mit einfachem „b“ oder gar mit „pp“. Stammvrwdt. Krabbe (s. d.) etc., wohl auch „krauen“. Vgl. auch grabbeln und kratteln und schwzr.: gramseln = k., kribbeln, behaglich jucken, z. B. Gotthelf 5, 7; 199; 228; 6, 181; Sch. 10; U. 2, 153; 205 etc. Dazu: Krab(b)elei, s. o.; Die Krabler und Zabler, wie er die Finger zu bezeichnen pflegte. G. 20, 139 etc.
Zsstzg., intr. wie bei allen Zeitw. der Bewegung s. o., ferner tr., z. B.: Be-: krabbelnd betasten: Zeugt’s, Schwestern, sanft bekrabbelt, | um Hüft’ und Brust [ihr Magnetisierten]. V. 3, 124.
Durch-: krabbelnd durchsuchen: Lieber .. | als daß ich [Schelling] diese Paulus’sche Leibdurchkrabbelung | ertrage. Prutz Woch. 109.