Faksimile 0975 | Seite 967
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Köder
Kȫder, m., –s; uv.; –chen, lein; -:
1) Lockspeise für den Fischfang (s. Anm.), z. B.: Fische mit Angeln zu fangen und die nöthigen K. oder Körrungen. Döbel 4, 102; Fisch-K. 103b etc.; Wie der K. am Angel zu befestigen. G. 18, 331; Als K. an die Angel. Lenz Nat. 3, 53; Es giebt einen Brocken für jeden Köter [s. 3] | und für jeden Fisch einen K. Rückert Mak. 2, 228; Wenn der junge Gründling ein K. für den alten Hecht ist. Schlegel Sh. 6, 297; Wir wollen bald dem Haken einen K. finden (Sprchw., vgl.: der Hacke einen Stiel etc.). Sealsfield Leg. 3, 17; Frische den K. an. Stolberg (B. 488a); Tieck A. 2, 101; V. Od. 15, 252 etc. Auch übertr.: [Ich war] nie ein Tölpel des Patriotismus. Dieser K. des Ehrgeizes, sei es der Könige, sei es der Patricier oder der Völker hat mich nie gefangen. Börne Frzfr. 43; Zenothomis biß auch richtig in den K. Böttiger Sab. 291; Dem tückischen K. gleich, | der Den toll machen soll, der ihn benascht. Gervinus Sh. 1, 56; Übereinstimmung ist der K., mit dem man die Füchse hervorlockt aus ihren Gruben, wenn man sie fangen will. Gutzkow R. 6, 83; 3, 117 etc. Zsstzg. z. B. nach dem damit zu Fangenden: Fisch-, Forellen-, Hecht-, Karpfen-K. etc., oder nach dem Hauptbestandtheil, z. B. Honig-K. etc. oder übertr. z. B.: Eu’r Lügen-K. fängt die Wahrheitskarpfen. Schlegel Haml. 2, 1; Fische nicht mit Schwermuths-K. nach | dem Narrengründling, diesem Heuchelschein. V. Sh. 2, 11 etc. 2) Schuhm.: in die Kappe des Schuhzeugs eingestochner schmaler Lederstreif, den Absatz daran zu befestigen. 3) statt Köter (s. d.), Hund. Frisch; Gustav v. See Egoist 1, 90 etc.
Anm. In Bed. 1 ahd. quërdar, mhd. quërder, kërder, korder (m. und n.) und z. B. noch mundartl. neutr. (Adelung) und: Mit allerlei K–n oder Querdern angelockt. Zink Ök. 1, 872 u. o., nam. auch der Regenwurm („Kerder“ Stalder 2, 88) und wurmförmige Fische, z. B.: Der Querder, Petromyzon, Ammocotes branchialis ... Der gemeine Mann verachtet sie wegen der wurmförmigen Gestalt und braucht sie nur als K. Oken 6, 35; Im Deutschen nennt man sie [die Larven der Frühlingsfliegen] Kärder, Sprocke etc. 5, 1459, vgl. Kerdelen. Escher Zürchsee 136, kleine als K. für Forellen etc. benutzte Würmer; ferner (schles.): Quarder, Petromyzon branchialis. ... Querder, Schlammquerder, Lampreta minima coen0sa. Frommann 4, 181. Vielleicht bezieht sich die Bed. 2 (mhd. korder, quërder, s. Benecke 1, 861 und das dort Angeführte) ebenfalls auf die wurmähnliche Gestalt, wie denn auch bei Nähterinnen die Preischen oder gurtartigen Säume an den Ärmeln und am Kragen des Hemdes, daher auch der Hemdkragen und dessen Ersatz, der Vatermörder, ferner bei den Schneidern ähnlich der Hosenbund „Querder, Queder, Quarder“ heißt, s. Richey 199; Frommann 5, 160 und: Hals-, Hand-, Büchsen- (oder Hosen-) Quarder. Schütze 3, 256. Doch ist zu beachten, daß bei den Schuhmachern der (oder das) K. am häufigsten das Quartier oder das lber-, Hinterquartier heißt, wie bei den Nähterinnen etc. ein Preischen auch Quartier(chen), vergl. Schm. 2, 403. Jedenfalls aber nicht hergehörig ist das von Adelung hierhergezogne „Verköderte [zerschnittne] Kleider.“ Matthesius (Sar. 66). Über den Wechsel von „qu“ und „k“ vgl.: „bequem“ von „bekommen“, über den Wegfall des „r“ fo(r)dern etc.