Faksimile 0972 | Seite 964
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knurren
Knúrren, intr. (haben): den dumpfen durch
„knurr“ nachgeahmten Ton hören laſſen, vgl. das
ähnliche, oft damit verbundne ,,murren“: 1) von Thie-
ren, u. zwar nam.: a) von Hunden = gnarren (ſ. d.).
Börne 2, 489; Chamiſſo 3, 256; G. 11, 50; Heine Rom.
137; So fangen oft .. zwei Hunde, wild und beißend, | vor
Haß und Neid zu k. an. Streckfuß Rol. 2, 5; V. 3, 93.
Knurrt’ er leiſe, die Schnauz’ an die Hüften ihr legend. Th.
6, 30; Ariſtokratiſche Hunde, ſie k. auf Bettler. Xenien 211
ꝛc., ſ. Knorren I, Anm. b) von Katzen (vgl. ſchnur-
ren, ſpinnen ꝛc.): Minder widerlich iſt ſelbſt ihr tückiſches
K. als ihr zärtliches Miauen. Börne 3, 95; Schnurrt und
knurrt in mir [der Katze] Muſik. Heine Verm. 1, 182; K–d
ſetzte ſich die Hauskatze neben Franz und ſchmeichelte ſich ver-
traulich an ihn. Tieck 16, 22. c) von andern Thieren,
z. B. von Bären. Lenz Nat. 1, 145; Die alten Jltiſſe ..
k. und kläffen. Tſchudi Th. 146; Daß ſich mit Nachahmung
dieſes [Haſen-] K–s („häſeln“) ſogar Steinadler herbei-
locken laſſen. 200 (vgl. murren) u. ä. m., ſ. Knurr-
hahn. 2) von Menſchen, z. B.: Wenigſtens machte
der Kranke vergebliche Anſtrengungen, irgendwelche vernehm-
liche Töne hervorzubringen, es gab nur ein dumpfes K., Pru-
ſten und Ziſchen. Prutz Muſ. 1, 297 ꝛc. Nam. oft von den
nur halb vernehmlichen Unmuths- und Unzufrieden-
heitsäußerungen mürriſcher, (biſſiger) Perſonen, vgl.
1a und murren, z. B.: Hör ich hier einen Leſer k. | (viel-
leicht ein künft’ger Recenſent.) Baggeſen 4, 81; G. 32, 203;
Wenn ich auch über ihn knurre, ſo iſt’s mehr, daß er meine
Liebe nicht erkennt, als daß ich ihn weniger liebe. 9, 377;
Der iſt ganz Hund und, wenn er liberal knurrt, ſo täuſcht er
Niemand. Heine B. 158; Boshaft k–der Kerl. H. 4, 239;
Der tückiſche k–de Therſites. L. 6, 510; Maßregeln, über
die ein getreuer Unterthan nicht zu k., geſchweige denn zu
murren berechtigt iſt. OMüller Med. 128; Prutz Muſ. 3,
169; W. 20, 155; 23, 70 ꝛc. Zuw. auch als Zei-
chen des Wohlbehagens: Ich [als Bär] knurr’ in Wonne
neugeboren. G. 2, 73. 3) von dem Magen, den Ge-
därmen, nam. wenn ſie leer ſind ꝛc.: Der Magen knurrt
[oder bellt] vor Hunger; Dem es im leeren Magen knurrt.
Auerbach SchV. 391; Dem Armen knurrt der Magen. Cha-
miſſo 3, 211; Hat’s denn nicht gleich dir geknurrt im Gedärm
und dich kullerndes Toben durchpoltert? Droyſen Ar.,3, 50;
Machten ſie immer dem Staatskörper einiges K. und Wur-
men im Leibe. 135; Standhaftigkeit hält nicht vor gegen
k–de Eingeweide. Immermann M. 3, 17; Prutz Woch. 101;
Dies Rumpeln in der Erde, wie ein großes Magen-K., mit
dem das Erdbeben heranzieht. Eng. 2, 212 ꝛc. Soauch:
Der Magen knurrt [iſt leer]; der Beutel noch ärger. G. 10,
129. 5) auch ſonſt von ähnlichen Tönen, doch meiſt
übertr., z. B.: Der Poſtwagen maue, belle, knurre. Börne
2, 85; So murret und knurret von innen unverſtändlich | die
Myrth’. Streckfuß Rol. 6, 27; Den k–den und knarrenden
Winter. Goltz 1, 117.
Anm. Daneben oft: gnurren, z. B.: Wo lauter
Gnurren, Murren und Argwohn ꝛc. Schottel 1144b ꝛc. S.
auch Anm. zu Knorren u. Gurren.
Zſſtzg. wie bei allen ähnl. Tonw., ſ. bellen, z. B.:
An-, tr.: Hatten ſie ſich fortwährend angeknurrt wie 2
wilde Katzen. Keller LvS. 45; Daß euer Hund mich anknurrt.
Schücking HdZ. 1, 181; Holtei Menſch. 2, 39; Dieſen Ma-
gen, der ſie beſtändig anknurrt. Vogt Oc. 1, 130. Āūf-:
Dem Greiſe | hüpften ſie [die Hunde] ſanft a–d zur Seit’
und wedelten. V. Th. 25, 72. Aūs-: zu Ende knur-
ren: „Ihr Vater, Herr Baron Iſt endlich abgeſchurrt?“|
„Am Schlag“. Nun, gute Nacht! ſo hat er ausgeknurrt.
V. 4, 143. Be-, tr.: Knurre nicht, Pudel! . . Wir
ſind gewohnt, daß die Menſchen .. vor dem Guten und Schö-
nen, | das ihnen oft beſchwerlich iſt, murren. | Will es der
Hund, wie ſie, b.? G. 11, 51; Freytag Soll3, 6. Hín-:
Still vor ſich h–d, wie ſo ein alter Hund um einen verdäch-
tigen Fremden herum geht. Goltz 1, 331. Nāch-: z. B.
hinter Einem drein: Er [Reineke] knurrte mir nach und
ſchwur mich zu finden. G. Um-, tr.: Wie 2 Hunde, von
denen der eine nicht ins Haus gehört, ſich zähnefletſchend um-k.
und dann plötzlich auf einander losbellen. Klencke Gſp. 1, 145.
Ver-, tr. (burſchik.): verdonnern: Ins Karcer ver-
knurrt zu werden. Vollmann 230.