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Knospe
Knóſpe, f.; –n; Knöſpchen, lein; –n-: 1) Bo-
tan.: K., Gemma, iſt der durch die Rinde gebrochne, aber
noch in ſeinen Blättern ſteckende Schoß oder Zweig. Oken 2,
29 ꝛc., ſ. Zſſtzg. und vgl. Auge 12i, Knopf, Knoten;
Eine Pflanze hat oder bekommt, gewinnt K–n; Es drängt
ſich K. an K.; Die K. entfaltet, entwickelt, erſchließt, öffnet
ſich, bricht auf; Die Roſe drängt ſich aus der K., durchbricht
die K. ꝛc. a) ſo auch von etwas in ähnlicher Form
Anſchwellendem und nam. übertr. (ſ. Blüthe 1g und
Blume 3 ꝛc.): Kaum konnten wir in unſrer kalten Zone
das lange verſprochene Aufbrechen der K. unſrer Kunſt vor
Ungeduld erwarten; jetzt entfalten ſich die zarten Blätter und
ehe ſie ganz erſchloſſen ſind, drückt ſie ein neuer Froſt. Gervi-
nus Lit. 5, 157; So bricht die K. der Liebe in ihrer größten
Schönheit und Beſcheidenheit auf. G. 14, 166; Die lange
und ſtreng verſchloſſene K. [der Liebe] war reif. 16, 167;
Da Nebel mir die Welt verhüllten, | die K. Wunder noch
verſprach. 11, 10; Vielleicht blüht uns in weiter Ferne | ein
Glück, das jetzt noch in der K. ſchläft. Platen 6, 47; Der ge-
ſchmückt .. die K. des Mundes mit dem Aufſprung. Rückert
Mak. 1, 75; Wie groß war dieſe Welt geſtaltet, | ſo lang
die K. ſie noch barg! | Wie wenig ach! hat ſich entfaltet!
Sch. 48b; 449a; Ehe der Blitz der Liebe in ihrem zarten
Schoß gezündet und die verſchloſſene K. zum vollen Blumen-
kelch der Luſt entfaltet hat. FSchlegel Luc. 66; [Der Arm iſt]
da, wo er die K. des Buſens erreicht, abgebrochen. Stahr Par.
1, 137; Da ſprang die ganze aufſchwellende K. entzwei, in
der mir die Zeit in duftenden Blättern aus einander blühen
ſollte. Tieck N. 3, 132 ꝛc. 2) Brauer.: ein durch-
löchertes Blech ſtatt des Stellbodens im Stellbottich
oder Maiſchſtock. 3) mundartl. ſ. Schm. und Stalder.
Zſſtzg. unerſchöpfl. nach den verſch. Pflanzen, z.B.:
Strauch- und Baum-K–n, G. 18, 329; Apfel-, Buchen-K.
ꝛc.; Blumen-, Lilien-, Nelken-, Roſen-, Veilchen-K. ꝛc., fer-
ner nach dem ſich daraus Entwickelnden, nach dem
Stande: Wurzel-, Stengel- oder Zweig- und End-K–n ꝛc.,
ſ. Oken 2, 30 ff.; Schacht Baum 79 ff.; ferner z. B.:
Áchſel-: eine in der Achſel eines jungen Blatts
entſtehnde, einen neuen Zweig bildende Stamm-K.
Blátt-: worin der Zweig verkümmert und nur die
Blätter ſtehn bleiben. Blǖthen-: Stamm-K.,
die ſich als Blüthe entwickelt, ſ. Frucht-K. Brūt-:
Knoſpen, welche ſich von der Mutterpflanze löſen und
zur neuen Pflanze heranwachſen. End-: das Ende
eines Stamms oder Zweiges bildend. Frúcht-:
die obern Stamm-K–n, welche Blüthen treiben, im
Ggſtz. der untern, gw. nur Zweige treibenden, der
Holz-K–n“. Hāūpt-: Ggſtz. Neben-K.
Hólz-: ſ. Frucht-K. Jgel(s)-: eine Pflanze,
Spargarium. Līēbes- [1a]. Līēder- [1a]:
Dicke L–n grünen | hier vom Wipfel bis zum Grunde. Eichen-
dorf Lärm 9. Nāch-: nachſproſſende Knoſpe. Rückert
6, 316. Nêben-: Ggſtz. Haupt-K. Púrpur-:
Knoſpe einer Purpurblume. V. 3, 59. Rōſen-:
ſ. o., auch z. B. als koſende Bez.: Roſenknöſpchen, ſüßes
Mädchen. H. 8, 254. Sāmen-: im Ggſtz. zur
Blüthen-K. ꝛc. Stámm-: Ggſtz. Wurzel-K.
Trāg-: Früchte ꝛc. tragend. Merck’s Br. 2, 128 u. ä. m.