Faksimile 0956 | Seite 948
Faksimile 0956 | Seite 948
Knapp
I. Knápp, a: 1) von Kleidungsſtücken, ſich dem
Körper eng anſchließend, bald im Ggſtz. des
Bauſchigen, Schlotternden ꝛc. das Nette und Zier-
liche, Dralle bez., bald aber auch das zu Enge und
Drückende, z. B.: Üeber die k–en Drilchhoſen waren die
weitgebauſchten Tuchhoſen mit Leichtigkeit gefahren. Alexis
H. 1, 1, 72; Im k. dem Leib anſchmiegenden Gewand.
Baggeſen 4, 217; Wie Gellert ſeine .. . Fabeln jetzt abzu-
kürzen ſuchte und Gleim ſchon von vorn herein in einem
k–eren Kleide auftrat. Danzel 414; Eilte ſich anzuziehn ..,
mit mehr Sorgfalt als bisher. Nichts ſaß ihm k. noch nett
genug. G. 18, 73, 201; K–e lange Beinkleider mit Puffen
ſtanden dem Kinde gar artig. 16, 103; Der Buſen quillt
hervor aus dem k–en Gewand. Heine Lut. 2, 177; So nett
und k. angezogen, als ob es aus einem Schächtelchen käme.
Kinkel E. 152; DMuſeum 5, 1, 28; Der Reichthum iſt
der weite Schuh | und die Armuth der k–e. Rückert Erb. 2,
138; Schwab 393; Zuſehens wird .. von erſtickten Seufzer
Drang | das k–e Mieder immer enger. W. 11, 170. 2)
übertr. (ſ. 1) wie „drall“ im Ggſtz. des ſich bequem
Gehenlaſſens: Auch befördert jede Art von Uniformen ein
k–eres ſtrackeres Betragen. G. 16, 211 ꝛc. 3) adv. in
erweitertem Sinn (ſ. 1), räumlich: dicht an Etwas,
nah daran, ſo daß wenig Zwiſchenraum iſt: Daß die
Klinge .. k. am Schlafe niederfuhr. Alxinger D. 161; Daß
ſie eben, wo das Tuch nicht mehr blendet, ganz k. über fliehen.
Döbel 2, 21b; Indeſſen hatte ſich der Löwe ganz k. an das
Kind hingelegt. G. 19, 410; K. am Zaum führt Joſeph
das Thier. 30, 471 ꝛc. 4) adv. (ſ. 3) auch zeit-
lich: ſo daß nicht Viel dazwiſchen liegt: So manche
Seele flieget k. im Schnaps [ſofort im Nu] dem Him-
mel zu. Fiſchart B. 123b; [Gedichte], die ein wenig allzu-
k. auf die Stiftung des Ordens folgten. Gervinus Lit. 3,
176; Er war k. [kaum] fort, ſo ſuchte man ihn. Campe.
5) (ſ. 1) nur eben zureichend, nicht in vollem
Maße, alſo: genau, kärglich, ärmlich ꝛc., vgl. als
Adv. „kaum“: Daß er k. und mit Noth mit heilem Pelze
davonkam. G. 5, 181; 270; Ein k–es [gew. „kleines“]
Zählchen. Keller gH. 329; Den Docht zu k. gekürzt. L. 1,
171, zu genau, zu ſehr; Sie hält ihn k. Lichtwer 9; Es
geht mir ſchlimm und k. genug. Novalis 1, 125; Wo ohne-
hin dem Publikum die Stunden nur k. zugemeſſen ſind.
Petzholdt Bibl. 199; Wirft mir die Handvoll Chriſtenthum
noch gar aus einander, die der Vater mit k–er Noth ſo ſo
noch zuſammenhielt. Sch. 182a; Der geſammte Hausrath
war ſehr k. zugeſchnitten. Stiling 4, 3; Die ich armer Geſell
aus meiner k–en Wirthſchaft nun alle bezahlen muß. Tieck
A. 1, 44; Ärgerlich traun, wenn im K–en ein Filz Auf-
opferung ſchautrug. V. 2, 25; Weiber koſten viel und der
Papa iſt k. [karg, hält ihn k.] 4, 143; Nagſt k–e Be-
köſtigung lieber. Hor. 2, 270; K. zwei Ellen ꝛc. 6)
Schiff.: K–er Wind (ſ. 5 und 3), der beinah aus
derſelben Gegend kommt, wohin das Schiff will, ſo
daß es dicht beim Winde ſegeln, „den Wind ab-
kneifen“ muß (frz. pincer le vent).
Anm. Altnord. knappr, eng, wohl von dem Tonw.
(ſ. knaps u. knappen 3), vgl. plattd. knep, die eingekniffne,
eingeſchnittne Taille; knepscl ſchlank in der Taille, z. B.
Frommann 3, 280, bei Campe verhochdeutſcht: der Kniff.