Faksimile 0956 | Seite 948
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knallen
Knállen: 1) intr. (haben):
a) Etwas knallt, giebt einen Knall von sich: Die Peitsche, ein Schuß, das Gewehr knallt laut, stark etc.; Dich hat zu wecken mein Gewehr geknallt. Chamisso 4, 126; Wichste [prügelte] sie so kannibalisch ab, daß man’s durchs ganze Städtchen k. hörte. Holtei Lammf. 1, 192; Er schlug an, es knallte zweimal aus dem Doppelgewehre. Immermann M. 1, 303; Ein Haus kann nicht bestehn, wenn Grund und Pfeiler k. [gew. krachen]. Mühlpforth Geist. 33; Peitschen knallten. Musäus M. 1, 4 etc.
b) (mit Etwas) k., damit einen Knall hervorbringen: Mit der Peitsche, mit Gewehr k.; Auch Einen (los-)k., schießen; Ein Jäger knallte in die blaue leere Luft. Münchhausen 83 etc.
c) im subst. Infin. (zu a und b, vgl. 3): Das K. mit Windbüchsen und Flinten; Ein Lärmen, Rufen, Johlen, Peitschen-K. Gutzkow R. 8, 41 etc. 2) intr. (sein): sich mit einem Knall bewegen, nam. explodirend springen: Knallt der Pulverthurm in die Luft, als wäre die Erde mitten entzwei geborsten. Sch. 120a; Etwas ist in Stücke, entzwei geknallt (zerknallt) etc. 3) tr.:
a) mit Angabe der Wirkung: Bis mich eine Hand in die Luft knallte. Klinger Th. 2, 270 etc.; Einen aus dem Schlaf (od. auf-) k.; Etwas entzwei (od. zer-) k.; auch refl.: Sich müde (od. ab-) k. etc.
b) Hast du denn kein Pistol, das du mir oder dir vor den Kopf knallst [schießest]? Höfer Leb. 120; Einem die Peitsche um die Ohren k. B. 70b, sie k–d schwingen und ihn so schlagen, vgl.: Ihm mit der Peitsche um die Ohren k. (1b) u.: So knallt | die Peitsche dir ums Ohr (1a). Baggesen 3, 303 etc., vgl.: los-k.
c) Einen k., ihn schießen (s. 1b: auf ihn k.).
d) daher in obscöner Übertr., nam. bursch. u. schles.: Ein Frauenzimmer k. (vgl.: ihr die Ladung geben etc.), sich fleischlich mit ihr vermischen, s. Vollmann, doch vgl. durchknüllen.
e) nach Campe auch: Einen k., betrügen.
Anm. Mhd. knillen, s. Benecke und Frisch, vgl. ferner: Voll .. sein, wie ein Egel, bis daß es erknillt [platzt]. SFranck Last. G. 4a; Das Bild .., welches der Hauptmann mit beiden Händen zusammendrückte, zerknillte [zerknüllte, zerknitterte] und in die Tasche steckte. Mügge Ad. 74; Wann die Blase voll ist, so zerknillt sie. (Sprchw.) Schottel 1126a; Ein Raketlein, das . .. in der Luft zerknellt. Zinkgräf 1, 218 etc. S. Zarncke Br. 312a und knüllen. Dazu: Kneller; Knolle (s. III. Ball, Anm.) und nam. plattd. u. burschik. „knüll,“ (s. d.) total besoffen (etwa: der seine volle Ladung bis zum Ausbrechen hat). Vgl. auch: Schnall = Knippchen. Rollenhagen Fr. 40; Schneller etc.
Zsstzg. vielfach wie bei ähnl. Tonw., vgl. z. B. schallen etc. (s. auch bellen) und zu [2] springen, leicht zu mehren und zu verstehn, nach den folgenden: Áb-:
1) [2] knallend abspringen: Löste den Kork und ließ ihn a. Gerstäcker BlW. 281.
2) tr.: a. (1) lassen: Den Champagnerpfropfen a.; Ein Knallbonbon mit einander a., die Hülse knallend auseinander ziehn; auch: Einen a., ihn knallend ab-, fortjagen. Chamisso 5, 248; Ein Frauenzimmer a. [3d] etc.
3) refl. [3a]. An-:
1) tr.: Einen a., ihn mit ausbrechendem Zorn anfahren. Thümmel 4, 135; Die Pferde a., anpeitschen. 2) [2]: Kam die Britschka angeknallt und gerasselt. Goltz 2, 372. Āūf-:
1) tr.:
a) [3a].
b) Einem Eins a., aufbrennen, schießend. 2) [2] knallend in die Höhe springen: Der Pulverthurm ist aufgeknallt etc. Eīn-, knallend einfallen, eindringen: Kanonenstoß, der in das Höhrrohr der Tänzer einknallte. IP. 8, 11 etc. [2]: Der Kork entknallte der Flasche. s. knallern. Er-: intr. (sein): knallend erschallen: Die Wälder erknallten von dem Donner der Karthaunen. Gryphius Fr. 458. intr. und tr.: losschießen: Du Jäger, unverdrossen, | du knalltest mannlich los. Chamisso 3, 87; Ich wollte meine lauteste Jagdflinte an seinem Bette l. Paalzow Th. 2, 19; Börne 4, 168. z. B.: Er schoß, das Echo knallte nach etc., nam. auch: Einem abziehenden Dienstboten n., ihm mit Peitschenknall ein Ehrengeleit geben, eine in Süddeutschland übliche Sitte. Auerbach D. 4, 118.
Ent-: Entgêgen-: Lōs-: Nāch-: Nīēder-:
1) [3c] Einen n., niederschießen. Klinger Th. 368; Kürnberger Am. 428 etc.
2) [2] mit Knallen niederfahren: Wenn die Bomben n. etc. Über-: tr.: knallend übertönen: Wie ein Orkan .. aus seinem Kerker fährt, zehn Donner überknallt. Alxinger D. 153. Ver-:
1) intr. (sein) knallend verhallen, vgl. verpuffen: Eine Rakete streute v–d ihre Funkentrauben. König Kl. 2, 76 etc.
2) tr. z. B.: knallend verbrauchen, verschießen, verpuffen etc., Schießt und verknallt eure Munition! Höfer Leb. 12. Vōr-: Einem etwas vor-k., so daß er es hört etc. Zer-: intr. (sein) u. tr. [2 u. 3a]: entzwei knallen; knallend zerspringen oder zerspringen machen u. ä. m.