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Klaue
Klāūe, f.; –n; –n-: 1) bei Raubthieren und
Raubvögeln die mit Krallen beſetzten Zehen und dann
auch ein Fuß mit ſolchen Zehen: Die Untertheile an den
Läuften werden K–n genennet .. bei allen Raubthieren. Dö-
bel 1, 36; Die Raubvögel haben Fänge oder K–n, keine
Füße. 75; Daß in mein Fleiſch | .. dein Jagdhund .. darf
Klau und Rachen haun. B. 20a; K–n der Füße. G. 5, 191;
des Löwen. V. Th. 25, 177; Der Greif .. ergriff das Kind-
lein | mit ſeinen K–n beide. Simrock Gudr. 58; Sprchw.:
Aus der K. erkennt man den Löwen; Mit Zähnen und K–n
für Etwas ſtreiten (W. 21, 131), ſich wehren (22, 137) ꝛc.
a) von der Hand der Menſchen ꝛc. und dann auch
perſonif. Gegenſtände ſteht K., inſofern etwas Raub-
thierähnliches bez. wird, nam. das gierige Zugreifen
und Packen (wie denn ähnlich z. B. auch die Füße u.
Scheren der Krebſe ꝛc. K–n heißen, ſ. Krabben-K.),
und ſonſt überh. verächtlich: Sie retten damit die arme
.Mina aus des Schuftes K–n in des .. Grafen Arme.
Chamiſſo 4, 284; Faßte | das Übel mich mit allen ſeinen
K–n | zum letzten Mal. G. 13, 87; Daß eben Das die K–n
ſind, die der Tiger nur in das hölzerne Gitter ſchlagen zu
können ſich ſo ärgert. L. 10, 190, vgl.: Man urtheile aus
den Krallen, welche die geiſtliche Tyrannei in einem ihrer
grimmigſten .. Tiger .. zu entblößen wagt. 188; Rafft zu
euch mit gicht’gen K–n den verdammten Klumpen Geld! Lohen-
ſtein Hyac. 65; Sein ehrwürdiges Haupt den K–n ſeiner
Henker entzogen. Pfeffel Pr. 3, 41; Vor euren K–n und
Geiersgriffen | . . iſt das Geld nicht geborgen in der Truh.
Sch. 325a; Daß Dame Klar’ .. wie eine Furie .. heraus-
ſtürzt, | dem Fräulein eine Fauſt zu leihen, | von welcher
Guido ſchon 5 ſcharfe K–n fühlt. W. 11, 208 ꝛc.
Sprchw.: Sich auf ſeine K–n [vgl. Hinterfüße] ſetzen.
G. 29, 235, ferner: K., Bez. einer ſchlechten Hand-
ſchrift. b) Zſſtzg. unerſchöpflich, ſowohl eig. nach
den verſch. Thieren als auch übertr. zu a, z. B.: Wenn
Krumpifikus | mit ſeinen Adlers-K–n | pflegt ins Klienten-
fett gewaltig einzuhauen. Günther 404; Mit Adlerklaun zum
Himmel trägt er euch als Ganymede. Platen 4, 86; Diebs-
K–n; Daß der Haß .. nicht auch die zarte Bruſt | mit Geier-
K–n faſſe. G. 13, 70; Hier | bezwang mich der Verzweif-
lung Tiger-K. 254; Bis deine Haare wachſen wie Adlerfedern
und deine Nägel wie Vogel-K–n werden. Sch. 108b, ſ. Dan.
4, 30 ꝛc. 2) auch = Huf, und zwar eig. nur bei
den Mehrhufern, doch zuw. wenn auch nach dem
richtigen Gefühl (ſ. Anm.) nur ſelten von den Ein-
hufern: Alles, was die K–n ſpaltet. 3. Moſ. 11, 3; Ein
Farr, der Hörner und K–n hat. Pſ. 69, 32 ꝛc. und dem-
gemäß auch vom Teufel ꝛc.: Mit Hörnern (ſ. d. 1),
Schwanz und K–n. G. 39, 81; 22, 276 ꝛc. Daher
auch (ſ. Horn 2) als Bez. von Vieh: Unſer Vieh ſoll
mit uns gehen und nicht eine K. dahinten bleiben. 2. Moſ.
10, 26; Mit Ungeſtüm und Gewalt auch die letzte K. ſich
zuzueignen. G. 25, 91, vgl.: Die Thiere, welche mehr freſſen
oder mehr auf der Wieſe Futter verderben, z. B. die Pferde,
werden dann gleich 6 oder 7 K–n geſchätzt . . Will Einer ſich
in eine ſolche Alpenkorporation einkaufen, ſo kauft er ſo und
ſo viele K–n . . Dieſe K–n-Rechnung iſt ziemlich allgemein
verbreitet. Kohl Alp. 1, 411; Horn- und K–n-Männer,
welche Namen eben dem Beſitze des Hornviehes (der Ochſen,
Kühe) und des K–n-Viehes, mit welchem letztern Ausdruck
hier beſ. die Ziegen und Schafe bezeichnet werden. 335 ꝛc.
3) von vielen wie eine K. (1) geſtalteten oder feſthal-
tenden Dingen, z. B.: a) Bot., in vielen Zſſtzg.
(ſ. d.) Pflanzenname; bei Gärtnern auch manche Wur-
zeln, z. B. von Spargeln, Ranunkeln ꝛc. b) am
Klauen- oder Splitthammer der zum Ausziehn von
Nägeln ꝛc. an der Pinne geſpaltne Kopf. Auch ein
Werkzeug der Schieferdecker: Zog die K. aus dem Gürtel;
wenige Stöße mit dem Werkzeug und die Schiefer fielen ab-
geſtreift in die Tiefe. OLudwig Himm. 301; 73.
c) Maſchin. ꝛc.: ein gabelförmiges Eiſen ꝛc., Etwas
zu faſſen oder zu halten, z. B. ein derartiges Eiſen
oder Holz, worin der Brunnenſchwengel um einen Bol-
zen geht; K–n des Treibers, d. h. die Gabel, welche auf
dem obern Ende des Mühleiſens zur Verbindung des-
ſelben mit dem Läuferſtein feſtſitzt, auch: Treib-K.
Karmarſch 2, 686; Hals-K., Hals- oder Klammereiſen
im Waſſerbau ꝛc. d) Goldſchm., hakenförmige
Vorragungen am Kaſten, die an den einzuſetzenden
Ring angebogen werden, ihn zu halten. e) Schiff.:
die Arme des Dregg-Ankers. Boots-K–n, -Klauer,
-Krabber, die Taue, womit das in den Bootsklampen
ſtehnde Boot auf dem Deck befeſtigt wird u. ä. m.
Anm. Ahd. chläwa, mhd. klâ, wohl zunächſt als das
Geſpaltne, ſ. klauben. Oft einſilbig Klau. Vralt.: Da
würde .. der Hirte weder .. Fleiſch noch einen Klawen
lmasc.] finden. Luther 8, 6a; Sehen dem böſen Geiſt bald
den linken Kloen .. herfürragen. Fiſchart B. 8b; Der Kloen
von Geiß- oder Bocksfüßen. Ryff Th. 18; Spitzige Kloen.
96; 99 ꝛc. Verkl.: Kläwlin. Stumpf 609b; Die Fuß-
kläuelin. Plater (ſ. Tſchudi Th. 603) ꝛc. Auch: Eidech-
ſen-Krauen an den Händen. Rollenhagen Fr. 496; Der
Bär [hat] nie ſo ſcharfe Krauer. 295. S. klauen und
krauen.
Zſſtzg. unerſchöpflich, ſ. 1b und 2, ferner z.B.:
Aber-, Áfter-: Geäfter (ſ. d.). Ánker-[3e]:
Bǟren-: 1) [1b]. 2) [3a] Akanth (ſ. d.),
auch als Verzierung: Seine Becher haben ein einziges
Feld, um welches . .. die ſanften Windungen der Bärenklau
hinſpielen . . Die echte B., im Ggſtz. unſerer unechten (He-
racleum sphondilium) ꝛc. V. Ländl. 1, 124. Bōōts-
[3e]. Eīſen- [3c]: Wirf aus die E. [o Kran]! Frei-
ligrath Garb. 89. Háls- [3c]. Kátzen-: 1) [1b].
2) [3a] Art Bignonia und Mimosa. Kráb-
ben-: 1) [1b]. 2) [3a] Stratiotes aloides.
Krǟhen-: 1) [1b]. 2) [3a] Lotus corniculatus
u. Lycopodium clavatum (Teufels-, Wolfs-K., Bär-
lapp). Öber-: Aber-K. Tēūfels-: 1) [2].
2) [3a] ſ. Krähen-K. und Bärlapp. 3) [3c]
Balkhaken (ſ. d.). Vōgel-: 1) [1b]. 2) [3a]
Ornithopus. Wólfs-: ſ. Krähen-K.