Faksimile 0925 | Seite 917
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klammern
Klámmern, tr., intr. (d. h. mit zu ergänzendem
Obj.) und refl.: Etwas oder ſich an oder um Etwas
mit oder wie mit Klammern befeſtigen, ſchlingen, hef-
ten ꝛc., ſo daß es innigſt feſt daran hält und haftet,
z. B.: Die Wäſche an die Leine feſt k.; Auch dem Blute
der k–den Hände entglitt | der verwitterte Fels. Baggeſen 2,
31; Die ſich mit eiſerner Gewalt | noch feſt und feſter an
dies Daſein k. möchten. Beer Arr. 62; Will dir hin zu Füßen
ſinken, | mich um dich k. Göckingk Lieb. 71; Die den ver-
derblichen Brander mit eigener Hand an das Admiralſchiff
der feindlichen Flotte feſt-k. G. 3, 198; Das Menſchenbe-
dürfnis . . klammert ſich bald da, bald dort an Überlieferun-
gen. 339; Hält, in derber Liebesluſt, | ſich an die Welt mit
k–den Organen. 11, 47; An den Maſtbaum klammert die
Möwe ſich. Heine Reiſ. 1, 18; So geſchickt im Erklim-
men des glatten Maſtes . . Oben einmal angelangt, klam-
mert er ſich feſt mit der gewaltigen Tatze. Lut. 1, 5; Ergriff
ihn, .. k–d, bei der Hand. Heinſe A. 1, 118; Er hielt und
klammerte. Rückert Mak. 2, 3; [Es pflegt] .. um das Glück
zu k. ſich der Neid. Sch. 2b; Einen Sohn von dem Herzen
des Vaters loszulöſen, und wenn er mit ehernen Banden
daran geklammert wäre. 105b; Daß der Krank’ es ahnend
hört | und ſich feſt ans Kiſſen klammert. Schlegel Sommern.
5, 1; Ich will an ſein Geſicht mein Auge k. Haml. 3, 2 ꝛc.
Ungw. (vgl. binden 3b) mit „an“ und Dativ: Nur
im wackelndſten Falle würde ich mich noch ein bischen feſtge-
klammert haben an der Armlehne. Heine Verm. 1, 114, ſ.
Auf-k. Klammerung, gw. von der Zſſtzg.
Zſſtzg. vgl. die von binden, heften ꝛc., z. B.:
M .
Ab-: etwas mit Klammern Befeſtigtes abmachen,
los-k. ꝛc. An-: Das A. an das frühere Leben. Auerbach
Ab. 18; Auf der Wiege ſelber lieget | angeklammert, ange-
ſchmieget | regungslos das zarte Weib. Chamiſſo 3, 350;
Nun fühl’ ich erſt | den dringenden Beruf, mich anzuklam-
mern. | Ich laſſe dich nicht los. G. 13, 349; Sich recht an
den Tod a., wie an den einzigen Enthüller des großen Lebens-
räthſels. Gutzkow R. 8, 383; ’Ne Eule klammert ſich ans
Fenſter an. Werner Febr. 29; Wie ein Schiffbrüchiger an ein
Brett feſt angeklammert. W. 18, 228; Den Eigenſinn, wo-
mit ſie ſich an die ſonderbare Grille angeklammert. 9, 253 ꝛc.
Āūf-: klammernd aufEtwas befeſtigen: Die Wäſche
auf der Leine a. Be-: klammernd faſſen ꝛc.: Der
Arzt .. fällt auf den Kranken zu, beklammert Puls und Hand.
Canitz 228. Eīn-: klammernd oder in Klammern
einſchließen: Das Eingeklammerte, in Parentheſen Ge-
ſchloßne; [Sie] klammerte mit tauſend Küſſen den Herrn
Gemahl in ihre Arme ein. Langbein 2, 118; Wie man Ka-
paunen .. in enge Behältniſſe einklammert zum Fettwerden.
IP. 15, 21; Sich in den gegenwärtigen Augenblick e., wie
wenn er allein wäre. Peſtalozzi 5, 13; Genug hab ich die
bleiche Hand | ins Gitter meines Kerkers eingeklammert.
Schubart 1, 83; Die Dohle hatte ſich in die Wolle ſo einge-
klammert [eingekrallt], daß ꝛc. Lōs-: etwas Feſtge-
klammertes losmachen, ſ. Ab-k. Um-: klammernd
umſchlingen: Der [von der Schlingpflanze] umklammerte
Stamm. Burmeiſter gB. 2, 239; Chamiſſo 4, 40; Immer
möcht’ ich noch umklammert | noch von ihren Armen ſein. G.
1, 27; 4, 81; Wie eine Schlange .. alle Glieder umklam-
mert. Hölderlin H. 1, 60; IP. 2, 9; Seine Habichtsnaſe,
die ſein Knebelbart gleich einer Parentheſe umklammerte.
Pfeffel Pr. 1, 148; Wann der Wurm [die Schlange] der
Schmeichelei mein unbewachtes Herz umklammert. Sch. 254a;
Am Geſtein blieb jenen von feſt u–den Händen | abgeſchun-
den die Haut. V. Od. 5, 434; Umklammerte die froſtige Ge-
liebte, als ob er mit ihr zuſammenwachſen wollte. W. 23,
237 ꝛc. Ver-: mit Klammern befeſtigen, verbin-
den ꝛc. Zū-: klammernd zuſchließen: Die Thüre z.,
zukrampen. Zuſámmen-: klammernd an einander
befeſtigen u. ä. m.