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Kitt
I. Kitt, m., –(e)s; –e; -: 1) eig. eine weiche kle-
bende Subſtanz, die an der Luft erhartend als feſtes
Bindemittel dient: Die einfachen Klebmittel . . Zu den
K–en, d. h. ſolchen Bindemitteln, deren Erhärtung und Bind-
kraft wenigſtens theilweiſe auf einer chemiſchen Veränderung
beruht, wodurch ſie, einmal erhärtet, der Rückkehr in den frü-
heren weichen Zuſtand mehr oder weniger Widerſtand leiſten.
Karmarſch 2, 432 (ſ. Zſſtzg.); L. 12, 297 ꝛc. Auch
übertr. z. B.: Am Maſtbaum gebunden und Kütt in’n Oh-
ren [ſie verklebt]. Claudius 1, 131; Der Stock . . der K.
[das Bindende] des preußiſchen Soldatenthums. Droyſen Y.
1, 86; Nur eine leichte Hütte, | gebaut aus Fleiſch und
Bein, | gefügt aus loſem K–e, | mein Wanderzelt zu ſein.
AKnapp (Wackernagel 2, 1771); So feſt und ſtark iſt, was
der Eintracht Kitt verküttet. Rückert W. 2, 32; Dieſes Ver-
hältnis war der Kitt, womit der Stifter Roms ſein politi-
ſches Gebäude zuſammengefügt hatte. W. HB. 1, 84 ꝛc.
Anm. Die Bſp. zeigen den Inlaut „ü“ neben dem jetzt
gw. „i“ (ſ. nam. Rückert, bei dem ſich auch findet: Der . .|
zerbrochne Glieder mit dem Wundharz ketteſt. Erb. 2, 14).
Spate unterſch. noch wie es ſcheint, willkürlich Kitt
(das er zu Kies ſtellt) = Mörtel von „Kütt“, mit der Ableit.
kütten. Mundartl. neutr. u. auch fem., z.B.: Gehalten von
der Vorzeit derber Kitte. Rückert 2, 162; 174 ꝛc. Ahd.
cuti (ſ. Graff 4, 365), Abſtammung fraglich, vgl. plattd.
küt, dem oberd. „Batzen“ entſprechend, als Bez. einer klebrig
weichen Maſſe, beſ. von zerquetſchten kleinen Thieren.
Zſſtzg., ſ. nam. Karmarſch 2, 431 ff., vielfach, z.B.
nach dem Hauptbeſtandtheil: Harz-, Käſe-, Kautſchuk-,
Leim-, Mehl-, Öl-, Schellack-K. ꝛc., nach dem damit zu
Kittenden: Eiſen-, Fenſter-, Glas-, Holz-, Ofen-, Porzellan-,
Stein-, Zahn-K., z. B. auch Diamant-K., womit Juwe-
liere Edelſteine auf Trinkgeſchirre kitten ꝛc., nach den
hauptſächlichen Benutzern: Bildhauer-, Glaſer- (Fen-
ſter-), Maler-K. ꝛc., ferner z. B.: Der Binde-K. des
öffentlichen Geiſtes. Gutzkow R. 1, 238. Brand-K.,
das damit Überſtrichne vor Verbrennen zu ſichern.
Daß man etwas Andres als Geld zum Ehe-K. mache. IP.
64, 148. Schmelz-K., trocken und bei der Anwen-
dung durch Erhitzen flüſſig zu machen. Waſſer-K.,
unterm Waſſer erhärtend u. ä. m.