Faksimile 0918 | Seite 910
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Kirche
Kirche, f.; –n; Kirchlein, el(chen); –n, Kirch-:
1) ein chriſtliches Gotteshaus: Eine K. bauen, einweihen;
Das Kirchlein in der K., die ehemalige Einſiedlerwohnung des
Heiligen. G. 22, 356; Fallmerayer Or. 2, 1; Sch. 66a ꝛc.;
Kirchel. Seydelmann 62; Kirchelchen. G. 23, 206.
Sprchw., übertr.: Alte K–n, dunkle Gläſer, z. B. G. 22,
51; Zelt. 2, 57, alte Leute haben trübe Anſichten ꝛc.
Veralt. in Luther’s Bibel oft von jüdiſchen, wie auch
von heidniſchen Gotteshäuſern, und ſo z. B.: Die K.
Apollinis zu Delphis. Eppendorf 23; 79; 83, ſt. Tempel
(ſ. d. u. vgl. Synagoge, Moſchee ꝛc.). 2) Rechts-
ſprache ꝛc.: die K. als Perſ. aufgefaſſt, die Beſitz-
thümer erwerben kann ꝛc.: Dieſe K. iſt ſehr reich; Der K.
Geld vermachen; Das Vermögen der K. verwalten ꝛc. So
auch zuw. für die kirchl. Verwaltungsbehörde ꝛc.
3) der in einer K. (1) abgehaltene Gottesdienſt: Zur
K. läuten; In die K. gehen; Aus der K. kommen; Zur K.
gehen, ſ. Kirchgang; Die K. verſäumen; K. halten; Wir
gingen in mehrere K–n (1), aber zu einer Zeit wo keine K.
war ꝛc. 4) eine durch Gemeinſamkeit des Gottesdien-
ſtes oder der Religion, inſofern ſie in der Bibel ent-
halten iſt, verbundne Genoſſenſchaft: Die K. des alten,
des neuen Teſtaments, die jüdiſche, die chriſtliche, die katho-
liſche, die römiſch-, die griechiſch-katholiſche, die proteſtan-
tiſche, evangeliſche, reformierte, die engliſche, biſchöfliche oder
Epiſkopat-K.; Die wahre, die falſche K. ꝛc.: Einen als Ketzer
aus der K. ſtoßen; Mitglieder einer unſichtbaren K.; Die
Religion? Nein, wir wollen nicht lügen und nicht heucheln,
die K. ſagt’s. Börne 4, 258; Am Neujahrsfeſt der jüdiſchen
K. Heine Lut. 2, 123; Bekennen, daß ſie nicht die K. ſind
und wir nicht Ketzer .. Müſſen wir die K. Chriſti und ſie des
Teufels K. ſein ꝛc. Luther SW. 26, 11 u. v., und ſo
übertr.: Werden wir Gott in keinem Tempel mehr die-
nen, ſo ziehet die Nacht mit begeiſternden Schauern auf, der
wechſelnde Mond predigt uns Buße und eine andächtige K.
von Sternen betet mit uns. Sch. 198a. 5) Bergb.:
Kirchel, die kirchthurmförmigen Zacken an Kryſtallen,
„Kälberzähne“.
Anm. Ahd. chirihhah (und chilicha, wie ſchwzr. Kilch,
z. B. Zwingli 2, 9; 15 ꝛc.), mhd. kirche, wohl aus gr.
zνρμαπ, das Haus des Herrn.
Zſſtzg. z. B. zu 1 nach dem Namen von Heiligen:
Die Peters-K. König Kl. 2, 259; Das deutſche Parlament
tagte in der Pauls-K. ꝛc., ferner, wonach ſie leicht zu
mehren: Ābend- [3]: Abend-Gottesdienſt ꝛc.: Wäh-
rend ihre Kollegen . . A. hielten. König (Monatbl. 1, 543b);
Fuhr mit dem Roſenkranz in alle A–en. Kl. 1, 5 ꝛc.
Bāūer(n)-: Dorf-K. Möſer Ph. 2, 356. Bēī-:
1) [4] Sekte. Frank Chr. 453a. 2) Filial-K.
Bōr-: Empor-K. Fiſchart Garg. 434a ꝛc. Dōm-
[1]: Dom; Kirche, an der ſich ein Biſchof befindet.
Dórf- [1]: Kohl Südr. 2, 54. Empōr-: mit
Kirchenſtühlen verſehene lange Gänge mit Bruſtlehnen
an der Seite des Kirchenſchiffs, „Chor“, Por-K., Em-
por, Prieche, Lettner ꝛc.: Auf einer ſogenannten E. ſteht ein
Poſitiv. Rabner Br. 19: Fallmerayer Or. 1, 95; Mörike N.
399 ꝛc. Epiſkopāl- [4]: anglikaniſche Kirche.
Féld- [1]: in freiem Feld befindliche Kirche: Wilde
Kapellen und F–n. Luther 1, 306a. Filiāl- [1]:
Tochter-K., eine einer andern, als der Haupt- oder
Mutter-K. einverleibte und von dem an dieſer wirken-
den Geiſtlichen mit beſorgte Kirche, „Bei-, Neben-K.“
Garniſōns- [1]: für die Soldaten in Garni-
ſon. Gnāden- [1]: deren Bau durch beſondre
Gnade erlaubt worden ꝛc. Götzen- [4]: falſche
Kirche. Zinkgräf 1, 263. Hāūpt- [1]: hauptſäch-
liche Kirche, im Ggſtz. der Neben-K., z. B.: Dom-K.:
Der Beſuch der ſieben H–n Roms. G. 24, 268; Die Kirchen
Mehrere derſelben, beſonders die H. 30, 135, ſ. auch
Mutter-K. Hāūs-: 1) [1] Kirche in einem Hauſe,
nam. Schloſſe, Schloß-, Hof-K. 2) [3] Haus-
Gottesdienſt. Hōch(ſtifts)-: biſchöfliche K.:
Die anglikaniſche freilich unduldſame Hoch-K. Humboldt Enſe
283. Hōf-: ſ. Haus-K. Hoſpitāl- [1].
Hūren- [4]: ſchändliche, falſche Kirche. Luther SW.
26, 26. Kathedrāl-: Dom-K. Kínder-:
z. B.: Bauſtätten einer wandernden K. IP. 36, 65, worin
das Kindergemüth ausgebildet wird ꝛc. Kírch-
ſpiel(s)- [1]: die ein eignes Kirchſpiel hat.
Klōſter- [1]: Münſter. Konventuāl-.
Kollegiāt-: Stifts-K. Krēūz-: in Geſtalt
eines Kreuzes gebaut. Lánd- [1]: Dorf-K.
Lándes- [4]: die in einem Lande herrſchende Kirche,
Staats-K. Mútter-: ſ. Filial-K. Natio-
nāl-: ſ. Landes- und Staats-K. Nêben- [1]:
eine neben einer andern, der Haupt-K., ſtehende Kirche,
auch Filial-K. Parochiāl-, Pfárr-: Haupt-,
Mutter-K. Pōr-: Empor-K. Schlóſs- [1]:
zu einem Schloß gehörig, Hof-K. Sómmer-:
Im Norden [Rußlands] hat die Härte des Klimas einen
Unterſchied zw. Sommer- und Winter-K–n eingeführt. Gw.
ſind beide in einem Gebäude der Art mit einander verbun-
den, daß die S. über die Winter-K. geſetzt iſt. Grube 1, 79.
Stāāts-: Landes-K.: Er haßte innerhalb dieſer Religion
die Staats-u. National-K–n. Gervinus Lit. 5, 326.— Stádt-
[1]: im Ggſtz. zu Land-, Schloß-K. ꝛc. Stífts-
[1]: die von einem Propſt und von Stiftsherren be-
dient wird, Kollegiat-K.; Hoch-St., Dom-K. Tóch-
ter-: Filial-K. Univerſitǟts- [1]. ūr-
[1 und 4]: die urſprüngliche Kirche: Kehrten die Pa-
triarchen Armeniens... in ihre urſprüngliche Reſidenz, nach
der U. Etſchmiadſin zurück. MWagner (Monatbl. 1, 44).
Vōr- [1]: Vorhalle, Vorhof der Kirche: Jch trat in
eine kleine V., die Kirche ſelbſt iſt durch ein eiſernes Gitter
geſchloſſen. G. 23, 24. Wánd-: mit vortretenden
Seitenpfeilern, Wandpfeilern vorn und zwiſcheninnen
zwei Säulen. Krünitz 38, 93. Wínter-: ſ. Som-
mer-K. Zāūber- [1]: zauberhaft ſchön ꝛc.
Zū-: zugehörige oder Filial-K.