Faksimile 0911 | Seite 903
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Keule
Kēūle, f.; –n; Keulchen; –n-:
1) ein nach unten sich verdickendes, in einen keulichten (s. d.) Körper oder Kolben (s. d.) ausgehndes Werkzeug, zum Schlagen, Stoßen dienend: Die K. des Herkules; Jeder Schäfer lobt seine K. Sprchw.; Mit Keulen schlägt man nicht drein, wenn man Mücken fangen will. Alexis H. 2, 3, 113; Luther SW. 35, 320; Die raubende Rotte . . hemmet des Wanderers Eile | mit drohend geschwungner Keule. Sch. 62b; Simrock G. 356; V. Jl. 7, 141 etc.; K. [Stößel] eines Mörsers etc.; Und hätt’ es .. „K–n geschneit“, ein Ausdruck, durch den man in Schlesien das fürchterlichste Unwetter bezeichnet. Holtei Jahr 2, 129.
2) übertr. auf Pers., z. B.: Verloren ihre K., Herr, | den Gärber, der der Hellenen Land sonst mörserte. Droysen A. 1, 34; Eh’ eine neue Mörserkeul’ uns wieder malmt. 36 etc., nam. auch: Eine grobe K., Bauers-K., eine derbe, plumpe, ungehobelte Pers., zumal von Frauen, z. B. Weise Jak. 92 etc.
3) Dinge von K–n-Form, so:
a) Art Flügelschnecke, Strombus clava, ähnlich Herkules-K., Murex brandaris, eine Stachelschnecke.
b) ein keulenförmiger Flaschenkürbis, Herkules-K.
c) Hölzer mit Mauersteinen an Fischernetzen zum Fortziehn derselben.
d) der Oberschenkel (vgl. Schlägel), zumal als Ausdruck der Küche: Frosch-, Hammel-, Kalbs-, Reh-K. etc., ohne Zusatz bei Vierfüßern gw. = Hinter-K. (Ggstz. Vorder-K.); Geräucherte Gänse-K. oder Spick-K., s. Spickgans etc., doch z. B. auch: Wolle von der K. (oder Hose) des Schafs; Wie der Sau das Aug’ heut glühte, | als ich, pressend ihr die K–n, | auf den feisten Wanst ihr kniete. Werner Osts. 1, 17, und als derber oder scherzender Ausdr. auch von Menschen.
e) (s. d) bei Pferden sowohl das Ellenbogenbein als auch der große unterm Backenbein liegende Knochen (das Schenkelbein). Falke u. ä. m.
Anm. Mhd. kiule, vgl. Kaul = Kugel (s. d., Anm.) und das sinnvwdt. „Kolben“, ahd. cholbo, mhd. kolbe, wie K. eig. den „keulichten“ oder kuglichten Theil, dann das ganze Werkzeug bez., vgl.: Einen kolbn . ., des kiule groezer denne ein kruoc. Parzival 570 etc. S. auch Keil 4 und so bei Spate z. B. Donner-, Wetter-K.
Zsstzg. s. 3d, ferner (vgl. die von Kolben), z. B.: Bāūers- [2]. Búms- [2], Typha: Binsen .., Teichkolben, ... hier zu Lande B–n. Goltz 3, 280.
Glä́tt-: zum Glätten, z. B. des Saffians bei den Gärbern, eine Glaskugel an einer Handhabe. Hérkules- [1; 3a u. b].
Kímm-: Holzhammer der Böttcher zum Eintreiben des Kimmeisens.
Klēīd-: hölzerner zum Bekleiden der Taue gebrauchter Hammer.
Klópf-: ein Hammer der Reepschläger und Takler, das stehende große Tauwerk an einen Mast etc. anzuklopfen.
Mándel-: Mangelholz. Weise Jak. 195. Mörser- [1; 2].
Púmps-: Bums-K. Rēīb-, Stámpf-, Stōß-: Mörser- K. etc., Etwas zu zerreiben, zu zerstoßen. Rōß-, Wáchs-: beim Schmelzen des Wachses das in Klumpen zurückbleibende Schlechte oder der Unrath u. ä. m.