Faksimile 0898 | Seite 890
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Keil
Kēīl, m., –(e)s; –e; –chen; -: 1) eig. ein in
eine Spitze oder Kante zulaufender prismatiſcher Kör-
per, der in Etwas, um es zu ſpalten, zu erweitern,
eine Offnung zu ſchließen ꝛc. hineingetrieben wird
(mundartl. Biſſen ſ. d., Anm. —; Speidel, z. B.
Auerbach Barf. 3 ꝛc.); Ein eichener Stamm; er hatte, dieſen
zu trennen, | ſchon zwei tüchtige Keile hineingetrieben. G. 5,
137; Eiſerne K–e der Bergleute, die in die Ritzen des Ge-
ſteins getrieben werden, um es loszubrechen; Hölzerne K–e
der Schuhmacher, zum Aufblöcken des Schuhzeugs zwiſchen
Leiſten und Leder eingetrieben; K. der Gärtner, zum vollſtän-
digen Öffnen des mit dem Pfropfmeſſer gemachten Spalts;
K. der Orgelbauer, das von den Zungen der Schnarrpfeifen
in der Nuß leer gelaßne Loch zu verſchließen; K–e der Buch-
drucker, zum Schließen (oder Verkeilen) der Keilrahmen ꝛc.;
In der Kriegskunſt der Alten war der K. Bez. einer in ſchie-
fer Linie auf den Feind anrückenden Schlachtordnung u. ä. m.
(ſ. Zſſtzg). Sprchw.: Auf einen harten Aſt (ſ. d. 5)
gehört ein harter K.; Ein K. treibt den andern; Wohl ge-
troffen und dem K. auf den Kopf geſchlagen [den Nagel auf
den Kopf getroffen]. Fiſchart B. 54; Schwimmen wie ein
eiſerner K. [vgl.: wie eine bleierne Ente]. vHorn rhD. 2,
169 ꝛc. Ubertr.: etwas Treibendes, Triftiges ꝛc.: Als
den letzten K. will ich noch das Zeugnis .. anführen. L. 3,
426 ꝛc. 2) (ſ. 1) etwas Keilförmiges, an dem einen
Ende ſpitz Zulaufendes, z. B.: Ein K. Butter, Brot =
Weck, vgl. Frommann 3, 115; ein ſpitz zulaufendes Feld
ꝛc., eine ſolche Ader Erz im Bergb.; namentl. auch =
Gehre; Zwickel eines Strumpfs, ferner: a) Bauk.:
Schlußſtein eines Gewölbes. b) Zoolog.: Name
einiger Muſcheln, z.B. Donax cuneata ꝛc. 3) (ſ. 1)
nam. in Bezug auf die Wirkung der zerſchmetternde
Blitz, gw. Donner-K. (ſ. d.), zuw. auch Blitz(es)-, Brand-,
Schwefel-, Wetter-K.: Beſinget in Ottomans blutigem
Falle | des römiſchen Adlers zerſchmetternden K. Brockes
(Weichmann 1, 24); Die K–e gehn dem Wetter endlich aus.
Haller 6; Mit Zeus’ eignem K. | kliebt’ ich die Eich’ ihm. V.
Sh. 1, 91 ꝛc. 4) (ſ. 3 u. vgl. keilen 2, auch Keule)
in Mz. nam. burſchik. Prügel: Es giebt, ſetzt
K–e; K–e austheilen, bekommen, beſehen; Er hat ſeine
K–e weg ꝛc.
Anm. S. Kegel, Anm. u. Keule. Mundartl., vralt.
„Kiel“. Tappius 206b; 207a ꝛc.
Zſſtzg. vielfach, z.B.: Baſált- [2]: Das aus klei-
nen viereckig zugehauenen Baſaltſtücken zuſammengeſetzte Pfla-
ſter ... auszuheben und die B–e wieder neu in Stand zu
ſetzen. G. 24, 213. Blítz- [3]: Ohne über den B.
der Kabinettsorder im geringſten zuſammen- oder auseinander
zu fahren. IP. 58, 200; In ſeinen Fängen trägt er Blitzes-
keile. Geibel 327 ꝛc. Bránd- [3]: Das Wölkchen, in
dem der B. ruht. Grün Ritt. 50. Dónner- [3]: Ju-
piter und ſeinen D–en. G. 12, 125; Es könnten um ſie her
die D–e blitzen. Lichtwer 82; Sch. 14a ꝛc., übertr.: Fiel ein
D. der Entſcheidung. Holtei Menſch. 1, 219, namentl.
aber auch: Die ſog. D–e („Belemniten“) oder Teufelsfinger
ſind fingerförmige Knochenzapfen, welche von tintenfiſchartigen
Thiergeſchlechtern herrühren. Volger EE. 449, nach dem
Volksglauben mit dem Donner in die Erde geſchlagen.
S. Donnerart ꝛc. Eīſen-. Granīt-: z. B.
Granit-Obelisk. G. 31, 30. Hólz-. Máſt-: in
die Fiſchungen zum Feſtkeilen des Maſtes getrieben,
auch „Maſten-K.“. Lȫſe-. Préß-: z. B.
der zum Auspreſſen des Ols auf die Näpfe der Ollade
getriebne Keil. Rícht-: der zum Richten einer Ka-
none unter den Bodenfries oder den Stoß zu ſchiebende
hölzerne Keil, Schuß-, Stell-K. (ſ. d.). Schicht-:
Stau-K. Schlēīf-: Preß-K. Schúß-:
Richt-K. Schwêfel- [3]: Ramler 297; V. Sh. 2,
174. Sónnen-: Spitzſäule als eine Art Sonnen-
uhr. Mörike N. 151. Spált-: ein Keil zum Spal-
ten; Bergb. Art (ſ. d.). Stāpel-: zwiſchen dem
Kiel und den Lagerhölzern eines auf dem Stapel lie-
genden Schiffs ſteckend. Stāū-: zum Stauen der
Fäſſer im Schiffsraum, Schicht-K. Stēīn-: vgl.
Baſalt-, Granit-K., nam. aber verſteinerte Stacheln
von See-Jgeln, Aciculae. Stéll-: zum Stellen
dienend, ſ. Richt-K., und, wie dies, z. B. auch im
Mühlenb. der eiſerne Keil zum Stellen der Pfannen
für die Büchſe im Bodenſtein. Stōß-: das von
Stapel zu laſſende Schiff in die Höhe zu treiben.
Trēībe-: in Etwas hinein zu treiben. Vōrſteck-:
der vorgeſteckt wird, um das Zurückgehn von Etwas
zu hindern. Wétter- [3]. Moſen Ah. 53 u. ä. m.