Faksimile 0890 | Seite 882
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kaum
Kāūm, adv.: 1) faſt nicht, óft das Äußerſte be-
zeichnend, was, wenn nur ein Geringes fehlte, nicht
erreicht, nicht vorhanden wäre; mit knapper Noth ꝛc.:
Das iſt k. [faſt nicht] glaublich, k. denkbar; K. wag’ ich es
zu geſtehen; Er ſtarb, k. 20 Jahr alt; K. Einer unter Hun-
derten weiß Das; Sich k. des Lachens erwehren können; Far-
ben, die ihre Schönheit bis jetzt noch k. verloren haben. G.
31, 40; Wie ungeheuer ſteht dein Bild vor mir, | k. reicht
mein Blick dir an die Hände. 13, 45; Jch kann ſie k. erwar-
ten, | die erſte Blum’. 1, 18, und verſtärkt: K. | und k.
kann ich es nun erwarten. L. Nath. 2, 7 ꝛc.; Der Mann iſtk. ſo
groß, k. größer als ein Knabe; K. erhaſcht er noch, eh ſie ..
auf ihn .. dringen, | ſein .. Schwert. W. 20, 121; Nicolai
2, 48 ꝛc. Zuw. mit abhäng. „daß“: Dorthin trieb
ſie der Sturm und k., daß ihr Leben die Männer | retteten.
V. Od. 3, 297 = ſie retteten es k.; K., daß noch die
Scheu . . . | ſie meiner Wuth zu opfern mir verwehrte. W.
12, 268, und ſo nam. oft, wenn das Zeitw. eine Ver-
neinungbei ſich hat, ſelten: K. erhielt er ſeinen Schmerz in
Schranken, | k. rief er nicht überlaut. W. 15, 254, gw.: K.,
daß er nicht überlaut rief, nur mit Mühe hielt er den über-
lauten Ruf zurück ꝛc. 2) (ſ. 1) von der Zeit: a) ohne
Zuſatz (ſeltner): eben, vor ganz kurzer Zeit: Er hätte
die k. beklatſchten Worte .. auffaſſen können. Bollmann (Enſe
1, 22); In den k. erwähnten Romanen. Gervinus Lit. 5,
257; Spröde ſondert ſich ab, was k. noch liebend ſich miſchte.
Sch. 75b; Wie k. an mehreren Beiſpielen gezeigt worden iſt.
Strauß Streitſchr. 1, 55; Und ihr, (noch) k. ſo ſanft wie
Amors holde Braut, | giebt die Verzweiflung jetzt die Augen
von Meduſen. W. 20, 121, vgl. 137 ꝛc. b) oft mit
nachfolgendem Satz, den unmittelbaren Anſchluß des-
ſelben in der Zeit an das Vorhergehende bezeichnend:
Als Jakob k. hinausgegangen war, da [oder ſo] kam Eſau.
1. Moſ. 27, 30; Jakob war k. gegangen, als Eſau kam,
oder ſo kam (auch ſchon) Eſau; K. daß Jakob gegangen
war, ſo kam (auch ſchon) E., in welcher Fügung das „ſo“
nur ſelten fortbleibt, z. B.: Der aufgerufne Todte hörte
k. | ſich nennen, regt’ er ſtöhnend ſich. Chamiſſo 4, 26 ꝛc.;
K. daß .., ſo. W. 12, 142; K. daß .., als. 20, 71; Der
Ritter hatte k. die Augen hingewandt, | ſo fiel ihm ein.
12, 163 ꝛc.
Anm. Ahd. chûmo, mhd. kûme, vgl. das mhd. Ew.
kûm, krank, ſchwach, wie lat. aegre, k., zu aeger, krank,
vgl.: Die zwiſchen Furcht und Zagen | ihr aufgeſchwelltes
Leid mit Kummer kann ertragen. Scultetus und dazu L. 8,
283, ferner Benecke 1, 908; Brem. Wörterb. 2, 893; Schm.
2, 294; Stalder 2, 142, auch: So eckkümig und wunder-
närriſch krank. Moſcheroſch Phil. 1, 692. Veralt. Nbnf.:
Kaumet. Luther 1, 256b; 420b u. o. Ward mit 24
Roſſen ſchwerlich geführt, ſein Haupt haben drei ſtarke
Bauern käumerlich von der Erden mögen erheben. Stumpf
134a, vgl. kümmerlich und Kummer.