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karg
Kárg, a. –st, kärgst:
zunächst von Pers.: zäh im Geben (Ggstz. freigebig, verschwenderisch), dann auch ebenso von Personificiertem und endlich auch von der Gabe, dem Gegebnen und Mitgetheilten = kärglich; ärmlich und spärlich (nicht reichlich und vollauf) zugemessen: K. sein (oder kargen, s. d.) mit Etwas, z. B.: Ihr .. wisst, ob ich in Schlachtgefahr | verschwendrisch oder k. mit meinem Leben war. Alxinger D. 316; Nicht k. mit Anschaffung solcher Dinge. G. 20, 182; Jch war immer k. mit diesem Titel [„Freund“]. L. 1, 516; Mit Fragen k., allein auf unsre Fragen | freigebig mit der Antwort. Schlegel Haml. 3, 1 etc. Ahnlich: Nicht zürne mir, daß ich so k. und arm | an Worten war, nicht k., nicht arm | war ich an Liebe. Chamisso 5, 63; Nicht war an Lust und Freuden k. | der enge Raum. 3, 237 etc.; Gegen Einen oder auch: Einem k. sein; Keinem ist sie [die Natur] überall k., aber sie hat Lieblinge, an die sie Viel verschwendet. G. 40, 386; Wäre nicht das Glück mir k. Rückert Mak. 1, 67 etc.; Ein k–er Hund, Filz. Bibel; Ein K–er, der K–e. Klinger F. 69; Nicolai 1, 82; Sh. 352a; Zinkgräf 2, 55 etc. (s. Kargen); Sie nennen doch Den nicht k., der nicht gleich Alles giebt, was er besitzt etc. Engel 8, 340; Unterwegs setzte ich ihre Freigebigkeit auf die Probe und da ich bemerkte, daß sie von den k–en Näschern war. G. 16, 114; Die Barschaft, die zu sehr an k–en Fäusten klebt. Hagedorn 1, 28; Des Schicksals k–e Hand. 2, 54; Ich möchte dem Schicksal nach und nach den Sieg abnöthigen, wie k–en Schuldnern die Summe. Hölderlin H. 2, 44; Indessen giebt es auch Geizige, die nicht k. sind, die vielmehr Pracht und Gefolge lieben. Mendelssohn 4, 1, 109; Wo fände Muth das Herz, sich k. zurückzuziehn? Es gebe ganz sich hin und es verschwende sich. Platen 2, 60; Wir sind nicht k. ausstattende Schwäher. V. Il. 13, 382; Als wären wir zu k., um Gäste aufzunehmen. W. 12, 49 etc.; Einer Lampe Schein erhellte k. | den nächsten Umkreis. Chamisso 4, 25; Der Himmel k. nur zugemessen, | der zwischen Thurm und Mauer gähnt. Gottschall Gött. 45; Jeder deiner Strahlenblicke trinkt | deines Lebens k–es Lämpchen ärmer. Sch. 4a; Das k–e Licht ... noch ärmlicher gemacht. Waldau N. 2, 80 etc.; Daß .. der Knappe k–es Brot in Klüften sucht. G. 2, 28; So sauer ringt die k–en Loose | der Mensch dem harten Himmel ab. Sch. 47a; Wie wenig, ach! hat sich entfaltet, | das Wenige, wie klein und k.! 48b; Die k–e Ausbeute eines steinichten Ackers. W. 18, 80 etc.; Die k–e [kurze] Antwort. Chamisso 6, 258, s. wort-k.
Anm. Ahd. karg, charg, mhd. karc, neben der heutigen Bed. in der weitern „klug, listig, schlau“ (vgl. Arg) wohl zu goth. kara (s. Kar, Anm.) gehörig = sorgsam etc.
Zsstzg. außer dem verstärkenden hunds-k. (Frommann 3, 560) nam. zur Bez. Dessen, womit man kargt, woran Etwas k. ist, vgl. die von ,,arm“, z. B.: In dieser sonst bilder-k–en Dichtung. WHumboldt 1, 33; Du heller-k–eFilzigkeit. Blumauer 1, 68; Empfing eine Gabe .. von den sonst pfennig-k–en Römern. G. 24, 270 etc. und bes.: Wórt- (vgl. Karglaut): G. 23, 155; Platen 2, 83; Sch. 576aetc.; W–er als sie es wünschte. Gutzkow 11, 265.