Faksimile 0875 | Seite 867
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kappen
Káppen, tr.:
1) mit einer Kappe versehen:
a) Einen Strumpf k. oder käppeln, be-k., ihn neu vorstricken oder an der Ferse eine Kappe (s. d. 20 und 21) aufnähen; ähnl.: Schuhe k., be-, ver-k.; Stiefel k., ver-k., auch: sie mit Stulpen versehn, vgl. Kappenstiefel und (s. 3): Stiefel zu Schuhen k., die Schäfte abschneiden etc.
b) Falken k., be-k., ver-k., behauben, ihnen die Kappe (s. d. 9) aufsetzen; veralt. auch von den bei Trauerzügen schwarz verhüllten Pferden: Ein Pferd gekappet mit 4 Wappen ... Die Leiche mit vier verkappten Pferden führen lassen. Schweinichen 2, 257.
c) Bergb.: die Jöcher der Geviere mit Kappen (s. d. 3a) versehn. Im Allgemeinen sind die Zsstzg. (s. d.) üblicher, vgl. Kappig. 2) Einen k., ab-k., käppeln, ihm Eins auf die Kappe (s. d. 1d) geben, ihn derb schelten, auch wohl schlagen; ihn seinen Übermuth dämpfen oder ducken (vgl. 3a; ferner kabbeln, Anm.); Die Hähne k. [kabbeln] sich, beißen einander, dagegen: Der Hahn kappt die Henne, er tritt sie, wobei er mit dem Schnabel auf ihren Kopf hackt etc. 3) den obersten oder äußersten Theil von Etwas, das Ende, die Spitze, den Gipfel oder Wipfel abschneiden oder abhauen, z. B.:
a) Bäume k., be-k.: Seine Bäume zu behauen .. Die gekappten. Hagedorn 2, 26; Eine Hand .., | die den Eichbaum kappt oder fällt. Freiligrath Pol. 2, 68; Gekappte Stämme. G. 30, 143; Ausbrechen (s. d.) oder K. der Reben. Kecht 37; 31; Nie . .. kehrt die gekappte | Rebe zurück und entgrünt mit ähnlichen Ranken den Boden. V. Georg. 2, 313 etc. Übertr.: Antenor empfiehlt zu k. denKrieg an der Wurzel. Hor. 2, 220; Die ur-eingepflanzten, aber gekappten Gefühle. König Kl. 2, 186; Jemandes Stolz k., demüthigen, s. 2, und metonym. = ab-k.: Ein Zweig lässt sich nicht k. [vom Baum abhauen]. Burmeister gB. 2, 204; Hierauf kappt’ ich die Krone des weitum schattenden Ölbaums. V. Od. 23, 190 etc. Ahnlich auch: Rüben käppeln, oben eine Scheibe mit dem Kraut abschneiden. Schm., vgl. ,,häupteln“.
b) Eine (Schreib-) Feder k. (Immermann M. 3, 53), ab-k. (Schr. 12, 193), sie abknipsen, die Spitze beim Vorschneiden stutzen, dann allgm.: die Feder schneiden.
c) Schiff.: Den Mast, das Ankertau (u. metonym.: den Anker) k., ab-k., mit einem Beil abhauen. Bei den Grönlandsfahrern auch: den zähen Speck mit großen Messern, den sog. „Kappmessern“, in Stücke hauen und dazu: Kapper, die damit beschäftigten Leute.
d) zuw. auch sonst, z. B.: Jch kappe ganz | dem Walfisch Beides, Haupt und Schwanz, | so hab’ ich eine Arche. Matthisson A. 8, 49, wofür es bei Lichtenberg 4, 391 heißt: Ich kapp’ | dem Walfisch Schwanz und Vorkopf ab. 4) kastrieren, verschneiden: Hähne k.; bei Ältern auch, wie die ähnl. Ausdrücke, mit Dat.: Sie hören auf zu krähen, wenn ihnen gek äppet ist. Eppendorf 148.
Anm. Hier sind, wie oben angedeutet, mehrfache Stämme in einander übergegangen, vgl. zu 1 u. 2 „Kappe“, zu 3 „köpfen“ (s. auch „häupteln“, vgl. „kippen“ 2c), griech. zóπτ, frz. couper (s. „koupieren“ etc.), zu 4 aber „Kapaun“.-
Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) [3a, b, c und d]: Bäume, Zweige vom Baum, Federn, Maste, Ankertaue, dem Walfisch den Schwanz a.; Filzhüte, ganz randlos, wie ein abgekappter Kegel. Heine Reis. 1, 118, abgestutzt, abgestumpft; auch übertr.: Die kurze hastig abgekappte Satzbildung. Auerbach SchV. 261, vgl. abgerissen. 2) Weinb.: Reben a. (s. 1); Trauben a., sie von den Kämmen oder Stielen absondern. Kecht 185, wohl statt abkämmen. 3) [2] Wie sauber sie ihn abkappte, wenn er ihr alle Tage .. seinen Antrag machte. Sch. 131b. 4) Ggstz. von be-, ver-k. = ent-k., namentl. von Falken. Döbel 2, 190b. Āūf-: die Kappe aufsetzen: Komm rasch, Kind, und kappe dich auf. Höfer Leb. 140. Aūs-: (Schlächter.) Etwas ohne Schnitt aus dem geschlachteten Vieh her- ausnehmen. Be-:
1) [1] mit einer Kappe versehn, - z. B. auch: Den Falken b., so auch in der Wappenk.: Der silberne rothbekappte Falke der Falkenhausen. Bernd 2, 202; ferner: Die Bekappten [die Geistlichen, s. Kappe 1c], sie plärren und plappern. G. 5, 227. Artill.: die 109* Anfeurung im Kopf der Bomben und Granatenzünder mit einer „Kappe“, d. h. mit einem aufgeklebten und übergebundenen Papierstück bedecken.
2) [3a]. Ent-: ab-k. 4. Ver-:
1) in einzelnen Fällen, mit einer Kappe versehn = kappen [1a und b], be-k., z. B.: Einen Falken ver-k. [so daß er nicht sehen kann]. Döbel 2, 190 etc. und übertr.: Indem die Furcht die Augen ihm verkappet. Streckfuß Rol. 15, 54; Pferde, Strümpfe, Stiefel ver-k. 2) Sich (seltner: Einen) ver-k., wohl zunächst hergenommen von der Kappe (s. d. 1b) als Verhüllung bei Maskeraden: sich durch eine Verhüllung unkenntlich machen, sich unter einer falschen Hülle verbergen: Sich zu ver-k. . ., als Stier sich zu maskieren. B. 22a; Alles dieses verkappt sich in jene Melodien. Heine Reis. 3, 115; Zwei flinke Bursche aus der Höllenbande | verkappten sich in braune Mönchsgewande. Lenau Alb. 99 etc. Bes. häufig im Partic., wobei das danebenstehende Hw. meist Das bez., was sich verkappt hat, zuw. aber auch Das, worein es sich verkappt hat, was es scheint, vgl. W. 19, 225, wo ein junger Thessalier Phöbidas sich in eine junge Delphierin Timandra verkleidet u. nun abwechselnd „der verkappte Phöbidas“ u. „die verkappte Timandra“ heißt etc. Den Trotz Kains, der bekanntlich Nichts als verkappte jämmerliche Furcht war. Engel 12, 276; [Diese Engel] sind auch Teufel, doch verkappt. G. 12, 294; 34, 336; W. 10, 304; Das Genie . ., wenn auch verkappt in einen Gaunerkittel. Platen 2, 124; Ein Verkappter, | von seltsamen Fetzen Umlappter. Rückert Mak. 1, 92; Reine Liebe von verkappter Eigenliebe zu unterscheiden. W. 19, 202; 21, 181; Die zärtlichen Äneen | mit andern Namen auferstehen| und lächerlich verkappt in neuer Tracht zu sehen. 12, 157 etc. Ich nahm den Kittel des Bambergischen . . In der Verkappung. G. 9, 57. Zuw., zumal bei Alteren, auch bloß = verhüllen, ohne die Absicht des Sich-unkenntlich-Machens: Wird die Braut verkappet mit prächtigen Kleidern ihm an die Seiten gesetzt. Olearius Orient. Reis. 138, und so noch: Ihr Berge, steil und laubverkappt. Frei- ligrath Garb. 37.