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Kappe
Káppe, f.; –n; Käppchen, lein, el, elchen; –n-, Kapp-:
1) eigentl., eine biegsame sich der Form des Kopfs anschmiegende Bedeckung desselben, bald als selbständiges Kleidungsstück (vergl. Mütze), bald als ein an einem Rock oder Mantel befestigter über den Kopf zu ziehender Theil, auch Kapuze, Kapuchon, und dann auch erweitert: ein Mantel mit einer solchen K. (vergl. Kutte), auch wohl überhaupt nur ein weites mantelförmiges Gewand sich einzuhüllen, z. B.: Ein junges Mädchen, das auch die Betschwester spielen will und sich .. in ein altväterisches Käppchen einhüllet. Danzel L. 407, vgl. Harz-, Regen-, Reiter-K. etc., auch Kapprock.
a) allgm., schmiegsame Kopfbedeckung, Mütze, Haube, s. Weinhold etc.: (Er bringt eine rothe Mütze hervor) „Das rothe Käppchen?“ G. 10, 122; Mein rothes Kappel. Holtei Jahr. 1, 376; Mit halbem Ruck der Kapp’ und kaltem Nick. V. Sh. 3, 515; Als hecktest du heimlich | Schalkstreich unter der Kapp’. Luis. 3, 2, 39; Es thut wohl von nöthen, daß wir uns um die Kapp zanken, da man uns die Köpf zerschlagen will. Zinkgräf 1, 221 etc., vgl.: Der Regimenter Zahl, | der K–n Form. LHNicolai 1, 165; Der Sergeant erschien in weißem Frack und Käppi. Stahr Weim. 188 etc.
b) als Tracht der Hof- u. Schalksnarren etc. eine runde, gewöhnl. mit Schellen versehne Mütze oder Gugel, Narren-, Schellen-K.; dann auch als Karnevals- und Maskeradentracht: Hat er auch uns die K. mitgebracht [zur Mummenschanz] ... Ein jeder weltgewandte Mann | zieht sie behaglich über Kopf und Ohren. | Sie ähnelt ihn verrückten Thoren etc. G. 12, 21; 27; Daß ich ihn wieder bethöre, die bunte K. mit Schellen | über die Ohren ihm schiebe. 5, 200: So steht ihm die K. mit Schellen gut zu Gesichte. Kant SchE. 17; Die K. schwacher Thoren. Lichtwer 245; Niemand will, daß ihm die K. schellt. Seume Gd. 33 etc., vgl. c und Kappengeck und Käppler.
c) als Tracht der Mönche, oft verbunden mit der Kutte, z. B.: Alle ihre Kutten und K–en. Fischart B. IVa; Mönchlein ohne Kapp’ und Kutt. G. 4, 14; Nach jenen mönchischen . .. Ansichten kleidete sich eine Gesellschaft in weiße Kutten, K–n und Überwürfe. 27, 483 etc., ähnlich von Bergleuten und danach von einem Gnom: In brauner Kapp’ und Kutte tret’ ich an. 6, 23 etc., ferner allein, wo es bald die Kopfbedeckung an dem Mönchsrock, bald diesen selbst bez.: Ein Käpplin oder Gugelchen auf dem Häuptlin. Fischart B. 262a; Ein .. verlaufener Münch .. die K–n ausgeworfen. Luther 6, 25b; 484b; 8, 254a; Wenn sie den alten Schalk schon viel Jahr unter ein K–n decken. 303b; Ein Münch hat die K. auf den Zaun gehenkt. Weidner 196 etc. Zuw. auch statt „Mütze“ bei Abten, Bischöfen etc., z. B.: Mit Käppchen und Kreuzchen .. zum Abte geschmückt. B. 67a; Abbatekäpplein. Monatbl. 2, 442; Darauf hab’ ich Umschlag und Käppchen genommen [als Abbé]. G. 29, 316 etc.
d) in mancher sprchw. Redensart: K–n geben und Mützen bekommen, K–n tauschen, bei einem Tausch sich nicht verbessern; Die K. (s. c) macht nicht den Mönch, das Kleid nicht den Mann, nicht aufs Außre kommt es an; Gleiche [Ordens-] Brüder gleiche K–n (s. c), von Pers., die als Genossen das gleiche Loos theilen; Amt trägt K–n. Spate etc., vgl. Kamp und Kapp-Laken; Einem Etwas auf die K. (vgl. Kolbe 19), dann auch: eine K., K–n (veralt. Dötsch-K., s. Grimm u. Schm. 2, 316) geben (Frisch u. Weinhold), ihn schlagen (z. B. Rolenh. Fr. 646), ihm demüthigende Vorwürfe machen, ihn mit Entschiedenheit in seine Schranken zurückweisen etc. (s. kappen 2); Einem eine K. zuschneiden, ihm etwas Schlimmes zudenken, vgl. die von Frischplattd. angeführte Stelle: Die K., die er dem Fürsten hatte zugeschnitten, | ist ihm über den eigenen Hals geglitten, und: Mit welcher denn Ihre fürstl. Gnaden übel zufrieden gewesen und den Abgesandten stattliche K–n gegeben. Schweinichen 2, 247; Ihn[en] ward eine Kapp geschroten. Uhland V. 479; Ich will ihm die K. messen, daß er auf dem Scheitel eine Platte kriegen soll. Weise Abs. 339; Jedem Narren (s. b) oder Lappen gefällt seine K–(n) (vgl. Kolbe 19), Spott über Selbstgefälligkeit; Ich nehm’s auf meine K. [dafür übernehme ich die Verantwortung], z. B. HKleist Hinterl. 34 etc. Veralt.: Ist es denn um ein Kapp voll Fleisch zu thun? Weidner 23, um diese irdische Hülle, meinen Leib etc.
e) zuw., wie ähnliche Kleidungsstücke, auch zur Bezeichnung der damit Bekleideten, s. Rothkäppchen: Das behaupte ich zum Trotz allen K–n und Kutten [Mönchen]. Danach auch in vielen technischen Anwendungen (vgl. Haube etc.), wovon die “vorzüglichsten folgen.
2) Bauk.:
a) die zwischen den Gratbögen eingespannten leichten Füllungen eines Kreuzgewölbes, welche in der Regel sphärische Dreiecke bilden. Otte 348 (s. K–ngewölbe).
b) die schräge Decke einer freistehnden Mauer zum Ablaufen des Wassers.
c) die obre Hälfte eines gebrochnen Daches.
d) das Gewölbe eines Backofens etc.
e) ein an der obern Seite einer Reihe Pfähle zur Befestigung derselben angenageltesod. eingezapftes Holz etc., vgl. 3; 8; 16u. 25.
3) Bergb.:
a) bei einem ausgezimmerten Schacht oder Stollen die über den Thürstöcken liegenden wagerechten Balken.
b) ein eisernes Band, womit der Bläuel und die Zugstangen der Stangenkünste etc. beschlagen sind, s. 6; 16; 18b; 22; 23.
4) Bienenz.:
a) eine Kopfbedeckung als Schutz gegen Bienenstiche, Bienen-K., -Helm.
b) ein auf den Bienenstock gesetztes Körbchen, damit die Bienen hin- einbauen und ohne Störung des Stocks der Honig weggenommen werden kann.
5) Botan.:
a) ein hohles blumenblattartiges Honiggefäß in der Blume, cucullus.
b) an den Moosen ein die noch nicht geöffnete Büchse bedeckendes kegelförmiges Hütchen, Moos-K., Calyptra.
c) Käppchen, eine Pflanze, Coreopsis. 6) Böttch.: eiserne Schienen über die Reifen an Tonnen und Kübeln, nam. zum Bergbau. 7) Büchsenmach.: das messingne Stück am vordern Ende des Flintenkolbens. 8) Deichb.: die obre Breite des Deichs zwischen den Böschungen, Kamm, Krone, s. 26. 9) Falkner.: die lederne Kopfbedeckung für den Falken, Falken-K., -Haube: Der Falke, dem der Herr die K. | abzieht, damit er schnell die Beut’ erschnappe. Streckfuß Rol. 4, 46 etc. 10) Feuerwerk: ein Faß, worein ein andres mit Schießpulver gestellt wird, damit aus diesem Nichts herausfalle. 11) Gärb.: K. machen, Schmalleder durch Einschmieren u. nachheriges Stampfen geschmeidig machen. 12) Gießer.:
a) der Mantel der Form zu großen in der Erde zu gießenden Arbeiten der Zinngießer.
b) die zum Offnen und Schließen dienenden Stifte an der Form zu Bleiröhren. 13) Hüttenw.: die bewegliche Haube von Eisenblech über dem Treibherd. 14) Kriegsk.:
a) Der normale Metallhelm besteht aus der Haube oder K., Stirn-, Nacken- und Seitenschirmen. Rüstow gK. 9.
b) s. Kapelle 5.
c) s. 7u. 22.
d) s. Bekappen 1. 15) Landwirthsch.:
a) der Schoßbalg des Getreides.
b) die den Flegel mit der Handruthe verbindenden Stücke Leder, Flegel-K.
c) die über eine Getreidehocke gelegte Deckgarbe u. die Hocke selbst. 16) Müller.: ein Blechbeschlag um die Zapfen eines Holzes, um den obern Theil des Mahlbaums etc., vgl. 3b. 17) Sattler.: Art Nägel mit großem Kopf, s. Kappenhammer. 18) Schmied.:
a) ein vom Hufeisen ausgehndes u. an die Hornwand sich anlehnendes dünnes Eisenblatt.
b) der obre Beschlag oder Bund an der Schale eines Messers, s. 3b. 19) Schiff.:
a) der runde Deckel über dem Rad der Kettenpumpe.
b) die hüttenartige Bedeckung über der Luke, durch welche die Treppe zur Kajüte hinabführt.
c) K. (Kopf, Köppels, Trommel) des Gangspills, das oben auf der Welle desselben befestigte breite Stück Holz. 20) Schnei- der.: ein aufgesetzter runder Flicken, namentl. an den Stellen der Gelenkbiegungen, die dem Durchscheuern besonders ausgesetzt sind, s. 21. 21) Schuhmach.: der runde verstärkende Lederbesatz an der Fußspitze oder an der Ferse des Schuhzeugs, und ähnlich auch bei den Strickerinnen von den Strümpfen, s. 20; aber auch = Stulpen, s. K–n-Stiefel. 22) Schwertfeg.: die Metallbelegung an der hintern Seite des Holzgriffs bei Palaschen und Säbeln, s. 3b. 23) Stellmach.: der eiserne Beschlag vorn an der Deichsel, an den äußersten Enden der Achsen, in der Mitte der Schwengel- oder Ortscheite des Wagens. 24) Stricker.: s. 21. 25) Uhrmach.: die Glocke einer Schlaguhr. 26) Wasserb.: der obre Theil eines Wehrs, s. 8. 27) Zoolog.:
a) bei manchen Vögeln der durch andre Färbung etc. markierte obre Theil des Kopfs.
b) eine Art Zwiebelmuschel, Anomia patelliformis.
Anm. Ahd. chappâ, den Kopf mitbedeckendes Überkleid, Mantel, wie mhd. kappe, das aber auch schon die Kopfbedeckung allein bez., entlehnt aus dem Roman, von latein. capere, wohl das Umfassende bez., vgl. „haben“. Versch. K. (m.), s. Kapaun.
Zsstzg., vgl. die von Haube, Mütze etc., z. B.: Ábts- etc. [1c]. Bāde- [1a]: Bedeckung des Kopfs beim Baden, um das Naßwerden der Haare zu verhüten. Veralt. statt Bademantel. Bérg- (manns)- [1c]: s. Fahr- u. Nebel-K. Bīēnen- [4a]. Chōr- [1c]: Fischart B. 14b etc. Dēīch- [8].
Dóktor-: veralt., s. Doktorhut. Dötsch- [1d].
Drêh-: drehbare Kappe, nam. eine je nach dem Winde zu drehende auf einem Schornstein, auch „Schimpf-K.“ Fāhr- [1c]: Kappe, die die Bergleute im Schacht unterm Hut tragen. Fálken- [9]. Fêder- [s. 27a und 1e]: Art Ente, Anas galericulata. Fílz- [1a]: aus Filz. Flêgel- [15b]. Flōr-: Frauen-K. aus Flor. Fórm- [12a]: der den Kern der Gießform umgebende Theil. Frāūen- [1a]. Gewölbe- [2a]: Freytag Soll 2, 79. Hāār- [1a]: bei Einigen Verdeutschung von Perücke. Háls- [1a]: auch den Hals bedeckend, namentl. bei Pferden als Schutz gegen die stechenden Insekten.
Háng-: (Bergb.) an den Seiten der Kübel die Ringe, worin der halbe eiserne Ring zur Befestigung des Seils hängt. Hārz- [1c]: eine grobe Leinenjacke, die die Harzscharrer über ihr Zeug ziehn. Hêhle- [1c]: ein unsichtbar machender Zaubermantel, Tarn-K.: Machet also ein Hehlekäpplin, ja eine Narrenkappe beide aus Gott und dem christlichen Glauben. Luther SW. 26, 60, wohinter er seine Unsittlichkeit verhehlt.
Hólfter-: eine über den Holfter gezogne Kappe oder Decke. Jūden- [1a]: anliegende Kopfbedeckung, wie strenggläubige Juden sie unterm Hut tragen, um beim Abnehmen desselben nicht barhaupt zu sein. Kajüts- [19b]: Hausbl. (58) 2, 91.
Knīē-: ein Stück Leder etc. vorm Knie der Arbeiter, die auf den Knieen arbeiten, z. B. Steinsetzer, Knieleder.
Lêder-: Kappe aus Leder. Māūer- [2b].
Mönchs-:
1) [1c] und nach der Ahnlichkeit:
2) mehrere Pflanzen: Aconitum napellus (Narren-K., Kapuze); Arum arisarum und proboscideum; Arnica montana.
3) eine Walzenschnecke, Voluta pertusa.
4) eine Archenmuschel, Arca concamerata. Mōōs- [5b]. Nárren-:
1) [1b] und nach der Ahnlichkeit:
2) mehrere Pflanzen, s. Mönchs-K.
3) eine Art Breitmuschel, Chama cor, und mehrere Napfschnecken oder Patellen. Nêbel-: eine in Nebel einhüllende Kappe, z. B. (vgl. Bergeshaube): Wenn mit den düstern N–n | die Berge regendurstig nickten. Schwab 341 etc., nam. aber = Hehle-, Tarn-K., aber auch (vgl. Regen-K.) eine Kappe als Schutz bei nebligem Wetter: Die alte Tante selbst in ihrer N. W. 11, 235. Péch-: inwendig mit Pech bestrichen, zuw. zur Heilung des Kopfausschlags oder Grinds angewandt. Pélz- [1a]: pelzgefütterte Kappe. Hebel 3, 373; In Staatsgeschäften war er wie „geflappt mit der P.“ [beschränkt]. König Kl. 1, 103. Pfáffen-:
1) [1c] und nach der Ahnlichkeit:
2) die Frucht des Spindelbaums, Evonymus europaeus, u. dieser selbst (s. Pfaffenhut).
3) eine Art Zuckerwerk. Prīēster- [1c]: Prutz DM. 1, 1, 117 etc. Rêgen-: Kappe als Schutz gegen den Regen, nam. auch ein Mantel mit Kapuze. Rēīse- [1a]: Eine Reisemütze .. das Negligée dieser R. Gutzkow Zaubr. 1, 285. Rēīter- [1a], veralt. auch ein Reitermantel. Rōth-:
1) [1a] rothe Kappe, u.
2) [1e] Person mit solcher: Das Märchen vom Rothkäppchen, so z. B. auch = Kardinal (G. 28, ...), Jakobiner, s. rothkappig. 3) ein Pilz mit rothem Hut. Sámmt- [1a]: aus Sammt oder mit Sammtbesatz. Schéllen- [1b]: Freiligrath Garb. 43; G. 8, 296; 17, 118; Man lasse sie in der Sch. ihres Eigendünkels sich ein wechselseitiges Koncert vorrasseln. Lav. 97 etc. Schímpf-: Dreh-K. Schlāf- [1a]: Schlafmütze. Stiling 1, 145. Schlīēß-: an den französ. Schlössern ein am Thürpfosten befestigtes kastenförmiges Eisen, in das der Riegel des Schlosses fällt. Schwámm- [1a]: alte schlechte Mütze. Weinhold. Schwárz-: s. Roth-K.; auch ein Singvogel, Motacilla atricapilla. Spítz- [1a]: spitz zulaufend. Stūhl-: Überzug über den Polstersitz eines Stuhls, vgl. Tuch-K. (2). Tárn-: s. Hehle-K., vgl. ahd. tarnjan, hehlen, verbergen. Simrock Nib. 602; 98; 336 etc.; Eine poetische T., wodurch alle Schläge und Pfeile der Gewöhnlichkeit von ihm abglitten. Auerbach Dicht. 1, 205; Chamisso 4, 282 etc. Trāūer- [1a]. Tūch-:
1) Kappe aus Tuch, Tuchmütze.
2) eine Decke oder ein Überzug aus Leinen über ein Stück Tuch. Úber-: Kappe, die über Etwas gezogen wird: Windlaß, dessen blankgescheuerter Messingkopf mit einer ledernen Ü. bedeckt war. Gerstäcker BlW. 104. Wínter- [1a] u. ä. m.