Kanne
Kánne, f.; –n; Kännchen, lein (Kännel); –n-:
1) ein ganz cylindrisches oder in der Mitte sich bauchig erweiterndes Gefäß von Zinn, Blech, Thon, Holz etc., für Flüssigkeiten (s. Zsstzg.), so auch als ein an versch. Orten versch. Maß — nicht bloß für Flüssigkeiten — dienend: Faßte wohl ein Kanner [s. Ein II, Anm. 1e] zwölf. A. 3, 107; Ein Kännlein gutes rheinischen Weins. B. IVa; Du musst geschwind die K. Schmerlen [als Maß] sieden. 1, 286; Sämmtliche Schüsselchen, Tiegelchen, Kännchen gegen das Pflaster zu schleudern. 20, 7; Mit K–n und Kelchen, zierlich gehenkelt. Rom. 78; Ein Kännlein Speisewein. M. 2, 81; Dem Wetter, das goß wie mit K–n. Verst. 1, 1; Hölzerne Kännel und Gefäße. 3, 77; Zu tief in die K. gucken, sich berauschen; In Sachsen hält eine K. Wein zwei Kännchen oder Nößel (s. d.). S. auch Kübel (2) etc. —
2) Baumwollspinn.: die cylindrischen Blechgefäße, in welche die Baumwollbänder vor der Kratzmaschine aufgesammelt werden und aus welcher sie beim Doublieren auf die Streckmaschine kommen. 1, 129 ff. —
3) Feuerwerk.: cylindrisches mit Pulver zu Kunstfeuern angefülltes Holzgefäß. —
4) Hüttenw.: am Treibofen die Form, worin die Balgdüse liegt.
Anm. Ahd. channa, mhd. kanne, mit der Nbnf. kanneta (vgl. frz. canette, — was auf lat. canna, Röhre — s. Kanal, Anm. — hinweist, vgl. cantharus) und noch nhd.: Ein Kuh für ein Kant ansehen. LastF. 2a; Jch klopf an die Kann .., trinkt ihr aus ledigen Kandeln. 1, 390b; Als er ihm ein Kanten Wasser für ein Kanten Wein gab. Ul. 83; 134; Schmeckt aus der großen Kant ein guter Trunk darauf. (1624) 1, 14; Zäpfet den besten Wein in ein Schenkkanten. 43b; Mit Schläuchen, Flaschen, vollen Kanten. 2, 73; Ihre Kelch und Kanten silbern. 1, 264; 268; 3, 151; 176 etc.; Im Kändlein. Lthr. 142b, vgl.: Bei Kandl und Andl [beim Trunk und bei Mädchen] ist selten ein ehrbarer Wandel. etc. Vgl. Kanal, Anm.
Zsstzg. vielfach, z. B. nach dem Stoff: Blech-, Fayence-, Holz-, Porcellan-, Silber-, Thon-, Zinn-K. etc., — nach dem dafür bestimmten Inhalt: Bier- (auch von Pers., als Trinkern, vgl. Faß 2a: Still, gute Bier-K., still, Frau Schnaps! Schlegel Heinr. IV. 1, 2, 4), Kaffe-, Milch-, Rahm- oder Sahnen-, Thee-, Wasser- oder (mund- artl.) Born-, Wein-K. etc., ferner z. B.: Brāūse-: zum Brausen (s. d. 2b) oder Besprengen von Blumen, zu bleichender Leinwand etc., auch Gieß-, Spreng-, Spritz-K. oder bloß Brause (s. d.). —
Déckel-: mit einem Deckel, wie z. B. gw. die Kannen für warme Getränke, die daraus in Tassen gegossen werden, doch z. B. auch für Bier, Wein etc., wo der Deckel gw. nicht abzunehmen, sondern seitlich befestigt ist, weßhalb nach dem Klappern auch die Bez. „Klipp-K.“, vgl. Klippschenke etc. —
Füll-: zum Auffüllen des Biers, Weins etc., Laß-, Los-K., vgl. Lase. —
Gīēß-: zum Begießen der zu waschenden Hände, der Blumen etc.: Wo die G. nöthiger sei als das Gartenmesser. Mendelssohn 5, 429, s. Gießbecken und Brause-K.; auch eine Art Röhrenschnecke, Serpula penis. —
Hénkel-: mit einem Henkel (oder Ohr) zum Anfassen. —
Hütten-: ein Maß im Hüttenwerk als Bestimmung der hohlen Gußwaaren. —
Klípp-: s. Deckel-K. — Láß-, Lōs-: Füll-K. —
Lútsch-: ein kleines Trinkgeschirr am Deckel mit einem Röhrchen, woraus Kinder trinken oder lutschen, Zutschkännchen. —
Opfer-: beim Opfer, in der kathol. Kirche beim Messelesen dienend. —
Rícht-: wonach das Kannenmaß geeicht wird. —
Rȫhr-: mit einer Ausgußröhre. —
Schénk-: zum Ausschenken von Getränken. Böttiger Sab. 66. —
Schlēīf-: große Henkel- u. Deckel-K. mit Schnauze: Die hölzerne oder lackierte Bier-K., thüringisch „Sch.“, hennebergisch „Rätze“. Grube Geogr. 3, 208; VWeber 2, 40; Aus einer mächtigen Sch. eingießend. Immermann M. 3, 98. —
Sēē-: Name mehrerer Pflanzen, nam. Nymphaea und Menyanthes nymphoides. — Spréng-, Sprítz-: Brause-K. —
Stúrm-: s. Sturmflasche. —
Thrǟnen-: spottende Bez. einer viel Thränen vergießenden Person: Alte Th.! Tieck N. 7, 176. —
Zútsch-: Lutsch-K. u. ä. m.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.