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Kalender Kalenderei kalendern
* Kalénder, m., –s; uv.; –chen, lein; -: 1) (lat.)
vgl. Kaland und z. B.: Alles auf die griechiſchen K. ver-
ſchoben. JvMüller 14, 373, ſtatt „Kalenden“, die es nur
in der röm., nicht in der griech. Zeitrechnung gab,
alſo auf den Nimmermehrstag ꝛc.: a) eine geſetzlich
eingeführte Abtheilung der Zeit in Jahre, Monate und
Tage fürs bürgerliche Leben: Die Einrichtung des römi-
ſchen K–s; Der julianiſche, der gregorianiſche K.; Der K.
alten, neuen Stils (ſ. d.); Reichs-K., im Reich einge-
führt; Kirchen-K., in Bezug aufs kirchliche Jahr ꝛc.
b) ein Verzeichnis der Tage nach der eingeführten
Eintheilung (ſ. a) für ein oder mehrere Jahre, ein
Datumweiſer, oft in einem Buch enthalten und dann
auch mit mannigfachen Zugaben (ſ. Zſſtzg. und vgl.
Almanach): Der K. von dieſem, vom vorigen, vom künf-
tigen Jahr; K. für Geſchäftsleute, für Juriſten, Ärzte, Forſt-
männer ꝛc.; Genealogiſcher, aſtronomiſcher, nautiſcher K. ꝛc.;
Adreß-K., Wohnungsanzeiger, wobei der eigentl. K.
oft ganz fehlt; Garten-, Geſchäfts-, Haus-,
Jagd-, Komtoir-, Notiz- oder Schreib-K. (mit
Platz für beizuſchreibende Notizen), Sack- oder gw.
Taſchen-K., den man in der Taſche tragen kann,
Schiffs-, Spiel-K.; Staats-K., worin die zum
Staat in einer officiellen Beziehung ſtehenden Perſonen
verzeichnet ſind; Den Hof- und Staats-K. zu Rathe ziehen.
G. 21, 61; Volks-K., mit volksthümlichem, für das
Volk beſtimmtem Inhalt; Wand-K., an die Wand zu
hängender Datumweiſer u. ä. m. Wenns gut Ader-
laſſen iſt, gut Purgieren, gut Schröpfen, Das ſteht im K.
G. 10, 174; Wenn ihn die Welt aus dem [Staats-] K.
kennt. LHNicolai 1, 136 ꝛc. Sprchw.: An einem Glied
einen K. haben, einen Wetterpropheten, die Verändrun-
gen des Wetters durch dasſelbe vorempfinden, in Bezug
auf die Wetterprophezeiungen nam. des hundertjährigen
K–s; (Seine) K. machen, in tiefen Gedanken ſein, grübeln
(ſ. Kalenderei), z. B. Tieck N. 2, 113; Forderſt du
Bericht, | was ich doch wohl dabei noch vorK. mache [ſinne,
denk und treibe]. Günther 483, vgl.: Die ſich daher ihres
reifen Verſtandes wegen keine dgl. Zeitbeſtimmung der Zu-
kunft zu Schulden kommen ließen. Spener z. B. war die
überlegende Vorſichtigkeit, AHFrank die fröhliche Wirkſamkeit
ſelbſt, ſie machten keine K. H. Ph. 10, 13 ꝛc.; Das ſind alte
(vorigjährige) K., von etwas Veraltetem, Werthloſen, vgl.:
Daß ſo ein alter K., wie ich bin, in einem modernen Hauſe über-
flüſſiger Hausrath wird. Iffland 5, 1, 19 ꝛc. Veralt.:
Wie er mit Goslar ... hat handeln laſſen, ſolchen K. [dieſe
Geſchichten ꝛc.] er am beſten weiß. Luther 8, 251b. 2)
(perſ.) eine Art orientaliſcher Mönche. W. 20, 150;
9, 28 ff., mit Fortbildungen (vgl. die von Prieſter,
Bonze ꝛc.): Weil man ihm ſeine Kalenderheit ſchon
von fern anſehn konnte [ſein K.-Sein]. 29 = Kalender-
ſchaft. 51; 190 ꝛc., was aber auch eine Genoſſenſchaft
von K–n bezeichnen kann; Aus einer Art von kalende-
riſcher Koketterie. 31 ꝛc. Nbnf.: Die Mufti, Derwiſch
und Kalander. Nicolai 1, 176. ~ēī, f.; –en: das Ka-
lendern, das Kalendermachen, z. B. auch das Heraus-
grübeln des Zukünftigen, zunächſt von der Witterung,
worüber die Kalender Prophezeiungen zu enthalten
pflegten und pflegen: K., Chymiſterei. G. 12, 17. ~n,
intr. (haben): 1) den Kalender zu Rath ziehn, um ſich
über die Zeit ꝛc. zu orientieren. 2) Kalender machen,
ſ. Kalenderei. 3) kalandieren.