Faksimile 0856 | Seite 848
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Kabinett
* Kabinétt (frz.), n., –(e)s; –e, (–er); –chen,
lein; –s-: 1) kleines Gemach, Nebenzimmer, nam. in-
ſofern man ſich dahin zurückzieht: Böſer Menſchen müde, |
in ſein K. entfliehn. Göckingk Leb. 33. 2) Geheim-,
Berathungszimmer eines Fürſten, daher dann auch:
der geheime Rath des Fürſten; der Fürſt und ſeine
perſönlichen Rathgeber und Mitarbeiter; die Regie-
rung, nam. in ihrer Beziehung zum Auslande: An jeder
Frage des K–s und des Staatsrathes. Gutzkow R. 6, 21;
Da die höchſte Gewalt meiſt das Erbgut eines Einigen wurde,
verbargen K–er die Triebfedern der Geſchäfte. JvMüller 1,
539; Als ob der Regimenter Zahl, | der Kappen Form, der
Farben Wahl | die ganze Wiſſenſchaft des K–es wäre.
LHNicolai 1, 165; Auf dem Standpunkt der K–er iſt keine
Vereinigung denkbar. Novalis 1, 206, vgl.: K–s-Befehl,
-Order, -Juſtiz ꝛc., vom Fürſten unmittelbar ausgehend.
3) ein Zimmer, worin man Sehenswürdigkeiten
aufbewahrt, Kunſt-, Naturalien-, Münz-Sammlung
ꝛc.: Zur Einrichtung großer K–er. Sturz 1, 49, ſ. Zſſtzg.
und z. B.: K–s-Stück, ein für eine Sammlung wegen
ſeiner Vorzüglichkeit geeignetes Stück ꝛc. Vgl.
Kabache, Anm.
Zſſtzg. vielfach, vgl. die von Zimmer und Samm-
lung, z. B.: In einem Garten-K. [1]. W. 16, 50;
Kunſt-K. [3]; In dem einfenſtrigen Leſe-K. [1]. Auerbach
Leb. 1, 178; Münz-K. [3]; Sein großes Naturalien-
K. Heine Rom. 234; Siegel-und Paſten-K. [3] IP. 36,
17; Wand, die dies Zimmer von dem neben befindlichen
Schlaf-K. [1] der Fürſtin trennte. Gutzkow R. 6, 170;
Das Schmetterlings-K. [3] Seiner Hoheit. W. 8, 259;
In deſſen Vor-K. [1, Vorzimmer, Antichambre ꝛc.] ſie
ſich jeden Morgen befinden. Heine Lut. 1, 84 ꝛc.