Faksimile 0846 | Seite 838
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Jemand
Jēmand, pron., unbest. Fw.:
1) substantiv: Einer (s. d. und vgl. Wer), zur Bezeichnung einer Person, von der man eben Nichts weiter bestimmen will oder kann, als daß es eine Person ist, im Ggstz. zu: Niemand, Keiner (s. e). Abwandlung (a—c) ebenso für „Niemand“: a) Gen.: J–(e)s und, abhängig von Hw., diesen gewöhnl. vorangestellt: So liegt es nun nicht an J–es Wollen. Röm. 9, 16; Den Kopf irgend J–es fordern. Bucher Nat. 7, 200; An J–es Busen. Claudius 3, 68; Gutzkow R. 6, 270; Kant Anthr. 99 etc.; Ob ich J–s Ochsen oder Esel genommen, ob ich J. [Dat.] Gewalt .gethan. Hebel 4, 46; Ohne J–s Einrathen. L. 3, 31; Sonder J–s Nachtheil. 11, 78 etc. b) Dat., entweder uv.: Wenn ich J. vorlese. G. 15, 37; Bei irgend J. Theilnahme zu erregen. 39, 454; [Keinen], der mit J. im Dorfe unfreund sei. Kinkel E. 99 etc., oder: J–em: Ohne J–em beschwerlich zu fallen. Chamisso 4, 239; Sein Recht, . .. mit irgend J–em außer dem einen Begünstigten einen Vertrag zu schließen. Fichte 6, 176; Wenn ich mich einmal nach J–em richten soll. G. 9, 313; Gutzkow R. 3, 404; 8, 402; Hackländer Stillfr. 2, 155; Keller gH. 1, 199; 2, 348; Werner Osts. 1, X etc., oder: J–en: Eher bereit, J–en die Haut abzuziehen, als eine solche Operation zu dulden. G. 31, 46; 285; H. R. 7, 112; Sie J–en aufzudringen. Heine Reis. 4, 101; Daß ich mich kaum vor J–en sehen lassen konnte. L. 12, 304; 11, 259; Thümmel 5, 14 etc. c) Accus. entweder uv.: J. in Verdacht haben, schlagen etc.; Für J. Danzel 265; Es ist kein Verlaß mehr auf J. Grimm M. 41 etc., oder: J– en, z. B.: J–en erquicken. G. 10, 185; J–en zu sehen. 15, 271; 17, 66; Gutzkow R. 1, 29; 3, 331; 5, 25; 7, 456; 9, 47 etc. d) dem grammat. Geschlecht nach gilt J. als masc.: Wo ist J., der da lebe und den Tod nicht sähe? Ps. 89, 49; Womit J. sündiget, damit wird er auch geplaget. Weish. 11, 17; Wer ist hier so niedrig gesinnt? . . Ist es J., er rede; denn ihn habe ich beleidigt. Schlegel Sh. 2, 85 etc., soauch: Ist unter Euch [Frauen] J., der es besser weiß? etc. (s. f). Namentl. im Oberd. aber findet sich, zur Bezeichnung des unentschiednen Geschlechts (s. Herrig 18, 114), zuweilen auch das neutr. auf J. bezogen, z. B.: Sobald ich bei J–en bin, das ich lieb habe. ALacy Santa Casa 1, 18 etc. (s. 2). e) J., und noch entschiedner: Irgend J. bezeichnet eine Person ganz im Allgemeinen, es sei welche es wolle; andrerseits bez. J. aber auch eine ganz bestimmte Person, die man nur nicht näher bez. kann oder will: Es hat’s mir J. erzählt, dessen Namen ich nicht sagen darf etc., vgl.: Mephisto zu Faust: Und doch hat J. einen braunen Saft | in jener Nacht nicht ausgetrunken. G. 11, 65, d. h. du, Faust, hast es nicht gethan. In diesem Sinne auch: Es kam ein J. zwischen uns. Gotthelf U. 2, 49; Fuhr gegen einen J. auf, der nicht da war. OLudwig Himm. 68 etc., oft: Ein gewisser J., und in Bezug auf ein vorhergehendes „J.“ oder eine sonst irgend wie schon bez. Person auch: Der oder dieser, jener J. etc., z. B.: Wenigstens sagt Rousseau das nicht und hat seit ihm es J. gesagt, so hat dieser J. Etwas gesagt etc. Fichte 6, 80; Sie wollen mich nach dem J. fragen, der etc. König Kl. 2, 251; Den düstern [obskuren] J. erhebt er zum Meister. V. Myth. 1, 5 etc. und dazu auch die Mz.: Solcher J–e konnten ja viele sein. Ant. 2, 81. Die Mz. findet sich auch, insofern J. prägnant eine Person von Bedeutung, die in der That Etwas gilt, bezeichnet, vgl.: Er müsse einmal zeigen, daß er auch J. sei und zwar der Mann, der die Hosen anhabe. Gotthelf U. 2, 55; In London ist jetzt Niemand außer ungefähr zwei Millionen Menschen; aber diese zwei Millionen sind Niemands, kommen nie in die Morning-Post . . Auf der andern Seite existieren manche J–s in London, aber inkognito. Bucher Nat. Z. 9, 359; Die J–e der Gesellschaft zur Verhöhnung aller Niemande, als wahre Nichtse des Nichts. Jahn M. 276 etc. f) (s. e) scherzh.: Eine Jemandin, eine weibliche Person, die man nicht näher bezeichnen will oder kann.
2) adjektiv. neben einem substant. gebrauchten Ew., das zumeist in dem für eine Gesammtheit von verschied. Geschlecht geltenden Neutr. (s. Herrig 18, 114) steht, z. B.: Nicht dulden, daß j. Fremdes, am wenigsten eine Schauspielerin, in seinem Hause sterbe. Devrient 2, 61; Wenn man j. Geliebtes so fortfahren sähe. G. 23, 233; Etwa iemand Neues. Lav. 145; Wenn sie j. Fremdes anreden wollten. Tieck N. 3, 20; Wenn j. Ansehnliches in die Stube kam. Stilling 2, 42 etc. So auch: Er sprach schon mit j. Anderem. Chamisso 4, 24; Noch hat mich nie die Eitelkeit versucht, | sie j. Andern zu erzählen. L. Nath. 4, 7; Ehe ich mich vor j. Anderem sehen ließ. Sch. 647b; Man verwechselt mich mit j. Anderm. Tieck N. 3, 20 etc. Ungewöhnl. aber: Das ist ein Brief; er muß von j. Hohes sein. G. 7, 53 u. mit männl. Ew.: J. Fremder. Simplicissimus; Du siehst vorm Hause j. Alte n. Kapper Chr. 2, 121; Jemandem Andern einen gleichen Schaden zufügen. 1, 196 etc.
Anm. Ahd. ioman etc. (aus io = je und man = Mann), mhd. ieman, daneben iemant. iemande etc. Vralt.: Daß ieman die heiligen Lehrer .. verachte. Zwingli 2, 17 etc.; Wider „jemands“. Berlichingen 185; Daß er .. „yemants“ zu ihm schickt. Eppendorf 33; Wird nicht leicht „jemands“ besser schreiben. Luther 6, 368b; Daß mir ,,jemandts“ [2] Verständiges Solches verargen werde. Ryff Sp. X; Von „jemanndts“ gehört. Schaidenreißer 10a etc.; Wenn „imans“ kam zu den andern Metzigern. Murner Ul. 87 etc. Bei Dichtern erhält zuweilen die letzte Silbe den Hauptton: Verdammt, es kommt J. (⏑ –). Körner 229b.