Faksimile 0837 | Seite 829
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ß Jäger
ßJǟger, m., –s; uv.; –chen, lein; -:
1) allgm., Einer, der auf Etwas Jagd macht, z. B.: Das Glück lässt sich nicht jagen | von jedem J–lein. Scheffel Tr. 265; Die Fischer haben vor Zeiten das Glück gehabt, daß sie Bischof worden sein, nun kommt dasselb auf die J. [Ämter-, Stellen-J.]. Weidner 53, mit Anspielung auf (2). Am häufigsten in Zsstzg., die sich ins Unendliche mehren lassen und denen Zsstzg. mit ,,Jägerei“ (s. d. 1) entsprechen, vgl. die von „Jagd“, z. B.: Die Āmterjägerei wird nicht aufhören. Heine Lut. 2, 132. Wir sind emsig, nachzuspüren, | wir die Anekdoten-J., | wer dein Liebchen sei. G. 4, 37; Brentano Fr. 1, 389; Die in Deutschland so übliche Anekdoten-J–ei. Fichte 8, 31. Da ist noch ein Stück Erde, dessen Flaum von den Bilder-J–n nicht ganz abgestreift worden. Waldau N. 1, 3. Das stach den Burgen-J. [der auf Burgen Jagd macht, sie zu erwerben trachtet]. Reithard 81. Eine unpoetische Effekt-J–ei. Lewald Ferd. 1, 90. Geld- J. Spate. Ein herumziehender Glücks-J. Zschokke N. 3, 121; Sch. 635b etc. [dem Glück nachjagender Abenteurer, „Glücksritter“]. Höllen-J. [der Teufel]. Spate. Ohn’ Etwas von dem reichen Segen, | wie sonst die Honig-J. pflegen, | für unsern Cuculus zurückzulegen. Ramler F. 1, 228. Sei um des Weibes Untreu | so furchtbar nicht im Zorn! | Bist ja ein Huren-J. | und Jägern [2] ziemt ein Horn u. 0., z. B. V. Sh. 3, 165; Weidner 34 etc. In die Hände von blutsaugerischen Interessen-J–en. Waldau N. 3, 176. Jesuiten-J. Forster Br. 1, 798. Kaninchen-J.: Bez. des Fretts. Die berühmten Kometen-J. Messier und Pons [eifrige Kometensucher]. Littrow 402. Die Sammler, die Kuriositäten-J. Gutzkow R. 9, 299. Ein ausnehmend eifriger und glücklicher Mädchen-J. Prutz Mus. 2, 123. Seine Paradoxen-J–ei. Forster Br. 1, 207. Seelen-J. [der Teufel]. Spate. Spinnen-J., auch: ein langstieliger Borstwisch, womit man auf Spinnweb Jagd macht u. es zerstört, s. Prutz DM. 1, 2, 579. Stellen-J. Ich verliebter Verse-J. Daumer H. 1, 291. Der Witz- und Wortspiel-J. Fontane (Echtermeyer 2, 474) u. ä. m. 2) (s. 1) insonderheit oft Einer, der die Wildjagd liebt, ihr obliegt, ein Weidmann: Ward Esau ein J. 1. Mos. 25, 27; Nimrod war ein gewaltiger J. vor dem H. 10, 9; Es lebe der J., | es lebe sein Glück! G. 1, 31; Ein hirschgerechter J. etc. Auch hier viele Zsstzg. (s. u.), nam. (wie
1) nach dem Wild, worauf Jagd gemacht wird, z. B. Gems-J. Kohl A. 1, 49; 3, 407 etc.; Als Leoparden-J. berühmt. Hartmann Unst. 2, 326; An einigen Höfen gab es eigne Fasanen-J. etc., s. u. Hierzu auch: Der wilde J. etc., s. Jagd 2, z. B. übertr.: So glaubten jene „wilden J.“ von der Saale über die „zahmen Schäfer“ an der Pleiße ein großes Übergewicht zu haben. G. 21, 45 etc. S. auch: Grünrock. 3) (s. 2) ein Bedienter in Jagdkleidung bei Vornehmen: Eine Kutsche mit einem J. hintendrauf; Unter Anführung eines reitenden J–s, den die Herrschaft zurückgelassen. G. 16, 273; Die Treckschuiten, von den J–chen gezogen. Immermann M. 2, 179 etc., vgl. Reise-J. 4) (s. 2) Kriegsw., Art leicht bewaffneter Truppen zu Fuß oder zu Pferde in ähnlicher Tracht und mit Büchsen bewaffnet, wie die J. (2), vgl. Schütze etc.: Frisch auf, ihr J., frei und flink! | die Büchse von der Wand! | .. Frisch auf den Feind! .fürs deutsche Vaterland! Körner 22a; Lied der schwarzen J. ebd.; Wenn ihr die schwarzen J. fragt, | das ist Lützow’s wilde, verwegene Jagd. 25b u. . 5) (s. 4) in manchen Ländern auch eine Art Polizeisoldaten, Gensdarmen, s. Land-J. 6) (s. 2) ein Hund, insofern er jagt, zur Jagd dient: So unterscheidet man bald den schnellen [Hund] vom langsamen, .. den Haushüter vom J. B. 299a; Die eigene Race aber unterscheidet | den schlauen Spürer, den getreuen Wächter, | den flücht’gen J. Sch. 568a. So auch als Hundename: Hetz, Kaiser! hetz J.! erschallt es. HvKleis E. 1, 26. 7) (s. 1) Name mehrerer Thiere, z. B.:
a) eine Art Mewe, Larus parasiticus, Labbe; J., Strunt- [d. i. Dreck-, Koth-] J.; Strunt-J., eine Möwenart, die aber nicht im Stande ist, selber zu fischen, sondern andere Möwen so lange in der Luft herumjagt, bis diese die verschluckten, verdauten oder unverdauten Fische wieder von sich geben. Grube 3, 235; umgedeutet: Strand- J.
b) eine Art Weichkäfer, J., Ameisen-J. oder -Wolf (s. d.), Clerus apiarius etc.; ferner s. Sand- Käfer.
c) ein Vogel Dacelo; Riesen-J., D. gigantcus. 8) Müller, in den Graupenmühlen, vorragendes eisernes Kreuz am Mühlstein, zu verhindern, daß Körner am Boden liegen bleiben, sie zu „jagen“. 9) s. Jager 2c.
Anm. Zu 1 und 2 auch zuw. das fem. J–in, z. B. zu 2: J–innen und Nvmphen. G. 30, 337; V. 3, 44 etc.
Zsstzg. s. 1, 2 und 7, ferner vgl. Jagd (und Jägerei); die ohne Ziffer zu [2], z. B.: Aās-: schlechter, yiel Wild veraasender Jäger, s. Aasjagd = A–ei.
Alp(en)-: Berg-, Gems-J. Sch. 50a; 532a; Kretzschmer V. 2, 517.
Bāūm-: Einer, der auf baumendes Wild Jagd macht (?): Das birkhuhnreichste Revier . .. Es mögen oft viele Jahre vergehen, ehe ein Anderer als ein Baum- oder Gemsen-J. jene Wildnis betritt. Tschudi Th. 328.
Bérg-: Alpen-J. Lenau 2, 185.
Besūch-: sich besonders mit Arbeiten des Leithunds beschäftigend. Bōten- [4]: Feld-J. (s. d. 2), zum Hin- u. Herbefördern von Botschaften. Hackländer Sold. 86.
Fálken-: Falkonier.
Féld-:
1) nam. früher: der nur kleines Wild jagt, im Ggstz. zum hirschgerechten Jäger, Federschütz, Hühner- und (insofern er mehr hin und herziehn muß) Reise-J., auch: F–ei, Reisejägerei, s. Reisjagd. 2) [4] Seine Manövers haben etwas Ähnliches von unsern F–n. G. 19, 119; Arndt E. 135 etc. Frēī-: beschönigender Ausdruck für Wildschütz: Besonders war die F–ei im Korps sehr im Gang. Droysen Y. 1, 98. Héck-: Winkel-J., der heimlich und unerlaubt jagt. H–ei etc. Hêrings- [9]. Hōf-: am (fürstlichen) Hof dienend (vgl. Leib-J.). H–ei, die Gesammtheit der H., im Ggstz. zur „Landjägerei“, die Gesammtheit der Jäger eines Landes, s. auch Jägerei 4. Hühner-: Feld-J. 1. Kámmer-:
1) Titel eines Hof-J–s, vgl. Kammerdiener etc.
2) Mäuse- und Ratten-Fänger etc.: Mein Kater .., der ist K. hier im Hause. Benedir 3, 239; Die K–ei, Kammerjagd. Kúnzen-: s. Kunz. Lánd-:
1) Jäger höhern Ranges, der einen größern Jagdbezirk unter sich hat. Frisch. L–ei, s. Hof-J.
2) [5] Gensdarm: Brutal, wie ein junger L. Gotthelf U. 2, 174; Sch. 29 etc. Lēīb-; der in unmittelbarer Nähe seines vornehmen Herrn (des Fürsten etc.) ist. Mēīster-: Jäger höhern Rangs, der die anbefohlnen Jagden anordnet etc. Öber-: unter dem die gewöhnlichen Jäger (Unter-J.) stehn, vgl. Ober-Pikeur. Parfórce-: s. Parforcejagd. Döbel 2, 87b. Rēise-:
1) Feld-J. 1.
2) [3] Bedienter, den eine vornehme Herrschaft auf der Reise um sich hat. Revīēr-: über ein Revier gesetzt. Sónntags-: spottende Bez. eines Jagddilettanten, s. Jägerling: Die S., die neuerer Zeit so zahlreich und so elegant geworden sind, die modernn Lateiner [s. d.] . . Diese Luxus-J. Diese Mode-J. Laube Brev. 6 ff. Unter-: s. Ober-J. Wínkel-: s. Heck-J. u. ä. m.