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Irrung
Írrung, s.; –en; –s-:
das Irren (s. d.), nam.:
1) das Jrremachen (selten): Eben dieser Irrthum, wenn er von Männern öffentlichen Charakters in Schriften ausgebreitet wird, wird zur J. Gervinus Lit. 5, 52.
2) das Jrresein:
a) das Abweichen von der Norm, von dem Rechten: Das deutet | auf eine schwere I. der Natur. Sch. 449a, s. Ver-I. Häufiger:
b) Irrthum (s. d.): Als manche I. [Verwechslung] daraus entstand. G. 15, 24; Die immer neue Bedenklichkeiten, neue Zweifel und J–en hervorbringt. 39, 98; Verschwanden die Nebel und I–en, welche früher dabei geblendet hatten. 40, 227; Die I. und Finsternis meiner Secle zerstreut sich. 14, 45; Das muß wohl eine J. sein. Höfer Leb. 112; Schwärmte in den edelsten I–en eines liebesuchenden Herzens. König Kl. 1, 382; Die Komödie der I–en von Shakespeare etc., vgl. Ver-J.
c) daher (s. Jrrsal 5) ein Mißverständnis mit den daraus hervorgehenden Folgen und dann als mildernde Bez. für Zerwürfnis überh.: So nun ist geschlichtet, | was ein poetisch Blut | vorwitzig angerichtet | in Hast und Eifermuth. | Gelegt ist jede J. | um Rolands morsches Thor. Freiligrath Garb. 55; Daß ihnen I–en und Mißverständnisse .. niemals von Grund aus schaden und die alten Verhältnisse sich nach einiger Zeit wieder herstellen. G. 15, 258; Die J–en zwischen Frankreich und Schweden waren endlich beigelegt. Sch. 992b; 801b; Als nun zween Bauren I. hatten, dar- aus er sie entscheiden sollte. Zinkgräf 1, 253 u. V., vgl. I. Irre, Anm. „Der Irt“.
Zsstzg. s. die von irren, z. B.: Áb-:
1) das Ab- irren, die Abweichung von dem rechten oder graden Wege etc., s. Aberration: In welche klägliche A. Wissenschaft und Kunst durch falsche Anwendung .. gerathen. G. 3, 324; Den ehrlichen festen Mann, der wie ein Weltkörper ohne andere A–en geht als scheinbare. IP. 2, 58 etc.
2) wie Abweichung (s. d.) das Abgeirrte selbst: Jch ein Scheusal? eine A. der menschlichen Formen? Gutzkow R. 6, 282. Be-: Gervinus Sh. 2, 308. Herúm-: das Herumirren, die Irrfahrt: Weniger lügenhaft als Odysseus, euch die Abenteuer meiner H–en erzählen. W. 21, 201 etc. Ver-: das Verirren, das Verlassen der rechten Bahn: Daß es zuletzt in Wahnsinn übergeht und er .. in völlige V. verfällt. . . . Daß dgl. Liebhabereien .. in eine Art von Verrücktheit ausarten. G. 33, 135 etc., dagegen: Manche Irrungen [des Verstandes] und V–en [des Herzens], die daraus entspringen. 21, 15; Desto weiter und ungeheurer ihre V. Sch. 102b; Daß jene Handlungen .. Sünden oder gelindestens V–en zu nennen wären. Tieck N. 3, 22 etc.