Faksimile 0832 | Seite 824
Faksimile 0832 | Seite 824
Irrthum
Irr~thum, m., –(e)s; -thümer; –s-:
das unvorsätzliche Nehmen des Falschen für das Wahre und das durch solches Irren Hervorgebrachte, Ggstz. Wahrheit, vgl. Jrrsal 3: Ein grober, (un)verzeihlicher, kleiner I.; In einen I. (ver)fallen, gerathen; Im I. sein, stecken, bleiben; Auf seinem J. beharren; Sich von einem I. los-, freimachen, befreien; Einen zu einem I. verleiten, ihn aus seinem I. reißen; Den I. finden, verbessern; Einen I. begehn; Es ist ein I. darin, dabei, damit vorgegangen; Der J. kann aus dem Herzen, er kann aus dem Kopfe entspringen. Börne 2, 18; Dieser I. mag in Meinungen oder in Neigungen bestehen. G. 39, 295; Jeder I., der aus dem Menschen und aus den Bedingungen, die ihn unmittelbar umgeben, entspringt, ist verzeihlich. 298; Eine nachgesprochene Wahrheit verliert schon ihre Grazie, ein nachgesprochener J. erscheint abgeschmackt. ebd.; Das Übermaß newtonischer Unredlichkeit sage ich nicht, sondern wohl nur newtonischen I–s. 338; 212; Ganze, Halb- und Viertels-Irrthümer sind gar schwer und mühsam zurechtzulegen. 3, 153; Viel J. und ein Fünkchen Wahrheit. 11, 10; J., laß los der Augen Band. 97; Da . der Sprachgebrauch ... durch I. ein falsches Urtheil des Verstandes, hingegen durch leeren Schein ein falsches Urtheil der untern Seelenkräfte verstanden wissen will. Mendelssohn 4, 2, 514; 4, 1, 127; Die Zauberkraft des Witzes, daß | dem I. er den Schein der Wahrheit leiht. West Diana 1, 13; Darfst du die Schuld vermengen | mit seinem I.? Platen 3, 33 etc.; Der Haupt-I.; Diesenhat sein Verstand von einigen Volksirrthümernjlosgemacht. H. Ph. 10, 379, gewöhnliche des Volks.
Anm. Ahd. irrituom, mhd. irretuom, vgl. irrat (ahd. irrado, der Jrt), irrecheit etc., nam. in Bezug auf Ketzerei. Veralt.: Ein groß und schädlich I. Luther 1, 544a; Mz.: J. Weidner 356 etc., s. Thum.