Faksimile 0823 | Seite 815
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immer
II. Immer, adv. der Zeit:
1) eigentl.: beständig, stets, zu jeder Zeit, allemal, jedesmal, auch nach gewöhnl. Hyperbel häufig, vielmals, vgl. Ewig: So war’s i. und wird’s i. bleiben; Ich habe dich i. [oft genug] gewarnt; Seitdem war ich i. unwohl; Sein i. heitrer Sinn etc.
a) Auch abhäng. von Präpos.: Auf i. (G. 1, 22; 5, 293), auf alle Zeit, ebenso: Für i.; Für jetzt und für i. Sch. 970a; Einmal für i. [allemal]. 804a; Fichte 8, 133; Merck’s Br. 2, 12 etc.
b) mit einer Verneinung, deren Stellung den Sinn wesentlich ändert: Dies Sprichwort ist nicht i. [nicht in allen Fällen, nur zuweilen], i. nicht [in keinem Fall, nie] wahr; Er wird nicht i. hadern. Ps. 103, 9; Was Verstand und Vernunft nicht i. vermögen, vermag oft | solch ein glücklicher Hang. G. 5, 7; Wenn ich zu ihm komme, ist er i. nicht zu Hause; Er hat i. kein Geld etc.
c) mit,,noch“ zur Bez. eines schon vorhandnen, fortdauernden Zustands, nam. insofern man dessen Aufhören erwarten zu können geglaubt hat: Er ist noch i. oder i. noch unwohl, der Alte, bei guter Laune etc.; Stehst du noch i. da?; Eine Stunde verging nach der andern und Biondello kam i. noch nicht. Sch. 741b etc.
d) mit verstärkenden Zusätzen, z. B.: J. für und für. Bibel (vgl. immerfort); I. und ewig(lich). ebd.; J. und ewig Dasselbe; Als sie mir auch darauf Moral, ewig Moral und i. Moral predigten. Gutzkow R. 4, 18; J. und i. wieder; J. und i. Zeit verlaufen zu müssen! Gotthelf Sch. 259 etc., zur Bez. der unaufhörlichen Wiederholung (s. e).
e) (s. d) Dasselbe Wort wiederholt und durch „und i.“ verbunden: Er spart und spart i. [Er spart fortwährend, unaufhörlich] und hat doch Nichts; Das Geschaue und i. Geschaue hätte ihm fast das Herz abgedreht. Gotthelf U. 2, 331; Pfade, die abwärts und i. abwärts ihn ziehen. Chamisso 4, 295 (s. 2a).
f) bei Zahlw. = je Ga (vgl. e): Traten sie gliederweise i. vier und vier ihren Zug an. Sch. 822b. I. die vierte Karte ist ein Bild etc., s. je 6b.
2) übertr. vom Zeitl., z. B.:
a) (s. 1e) bei Kompar., eine fortwährende Steigrung, ein un- aufhörliches Wachsen des Grades bezeichnend: J. weiter und weiter abwärts; Er wird i. [von Tag zu Tag] reicher, i. reicher und reicher, reicher und i. reicher; Gebt nur Mehr und i., i. Mehr! G. 11, 8; Daß reicher, i. reicher der Klang zum Ohre schwoll. Uhland; J. besser, ärger, höher, tiefer etc.; So ging er weiter und i. weiter, bis er an ein Haus kam etc.
b) den unter allen möglichst hohen Grad hervorhebend (vgl. irgend) in Wendungen wie: Mit dem größten Fleiß und der wärmsten Liebe, deren er i. fähig war, vollendet. G. 20, 132; So einträglich, als nur i. möglich. L. 11, 178 etc.; Ich habe seinen Tad empfunden als [wie] man nur i. einen solchen Zufall empfinden kann. 12, 159 etc.; veralt.: Aufs ärgste er i. erdenken kann. Luther 8, 90b = so arg er es nur i. erdenken kann etc.
c) wie „auch“ und verbunden damit, selten mit „,irgend“, zur Verallgemeinerung von Relativsätzen: Wer, was, wie, wo, wann, warum, weßhalb auch i. etc.; Wo i. [überall, wo] ich ihn treffe, werde ich ihn zur Rede stellen; Von wem er es auch i. gehört haben mag [er mag es von irgend Einem gehört haben, es sei, wer es sei, ohne Ausnahme], es ist erlogen; So schlau sie auch i. [in allen Fällen, ohne Ausnahme], er hat sie doch betrogen; Wie er es auch i. erfahren haben mag [gleichgültig, auf welche von allen möglichen Arten], genug, er weiß es; Wie wetterwendisch sie’s immer trieb, | er ärgerte sich und hatte sie lieb. Chamisso 3, 230; Ich tadle nicht gern, was i. den Menschen | für unschädliche Triebe die gute Mutter Natur gab. G. 5, 7; Der Maler belügt euch mit unbekannten Töpfen, aus welchem uralten Gerümpel er nur i. mag. 31, 20; Wo sie i. irgend auch des Weges sich | begegnen. 12, 172 etc.
d) (s. c) eine Verwundrung bezeichnend bei fragenden Fw. = in aller Welt, z. B.: O sage, wie es i. kam, | daß man dir deine Freiheit nahm? Gellert, etwa: wie konnte „unter allen erdenklichen Fällen“ dieser eintreten?; Wen stell’ ich i. [auswählend aus allem nur Erdenklichen] für, | dem es noch ärger hat gegangen als jetzt dir? Opitz 2, 50.
e) = immerhin (s. d. 2): Das kannst du i. thun; Es mag daran i. noch Vieles zu tadeln sein: mir gefällt es so; Der Gast scheint nicht zu kommen, wir wollen uns denn jetzt nur i. [mag er nun noch später kommen oder nicht] zu Tisch setzen etc.
f) zu bez., daß Etwas wenn freilich eben auch nur Dies, Nichts mehr, in jedem Fall, unter allen Umständen zuzugestehen ist = jedenfalls: Du darfst nicht grob gegen ihn sein, er ist (doch) i. dein Vorgesetzter; Allerdings ist die Arbeit eines solchen Mannes i. nicht (s. 1b) in Bausch und Bogen zu verwerfen, doch etc. Forster Br. 2, 52.
g) beim Jmperat., zuw. fast pleonastisch, wie „doch“, „nur“ etc.: Zeuch i. [nur] mit mir, Freund, wenn ich dir rathen kann! Hagedorn 1, 35; Nehmt i. (s. e) euren Bettel hin! 2, 121; Fang nur i. an! etc.
Anm. Ahd. êomêr, iomêr, mhd. iemer, imer etc., zusammengesetzt aus ie (s. je) und mêr (s. mehr), z.B.: Wenn denn die Last je mehr größer war. Schweinichen 2, 37 u. o. S. auch i.-dar, -fort, -hin, -während, -zu und nimmer.