Faksimile 0819 | Seite 811
Faksimile 0819 | Seite 811
Faksimile 0819 | Seite 811
Hütte
Hütte, f.; –n; Hüttchen, lein; –n-: ein leicht auf-
geführtes Gebäude: 1) eigentl. als Wohnort, im Ggſtz.
einerſeits des feſter aufgeführten, größern, höhern Hau-
ſes, anderſeits des beweglichen Zelts: Die Häuſer wa-
ren elende H–n und ſtunden mehr in der Erde als auf der-
ſelben. Stilling 3, 4; [Ceres], die .. in friedliche feſte H–n |
wandelte das bewegliche Zelt. Sch. 55a; Bleibt in euren
H–n, euren Zelten. G. 4, 4; Sennten .., ganz niedrige
Hüttchen, | einfach von Tannen gebaut, mit zerbröckelten
Steinen zum Obdach. Baggeſen 1, 189 ꝛc.; Eine H. mit
Halm-, Stroh-, Moos-Dach; aus Laubzweigen, von Raſen,
Brettern, Balken, Blöcken, aus Erde, Lehm; H–n der Schäfer,
Hirten, Feldwächter, Fiſcher, Köhler; Neben der H. und dem
[Vogel-] Herd ꝛc. Döbel 2, 246a, ſ. Vogel-H. u. ä. m.
Begreiflicherweiſe ſteht H. danach zuw. auch für ein
niedriges, kleines Haus: Sprchw.: Es hat ihm in die
H. geſchneit (ſ. d.); Raum iſt in der kleinſten H. | für ein
102*
glücklich liebend Paar. Sch. ꝛc., zuw. auch für ein Zelt,
Laube: Eine H. wider den heißen Mittag. Sir. 34, 19; Jeſ.
4, 6; Die H. des Stiftes; In jeder Ecke des Gartens ſteht
eine grüne H. von wilden Roſen. Geßner 3, 153. 2)
Übertr. auch oft von dem menſchl. Leib als dem ge-
brechl. Aufenthalt der Seele. Weish. 9, 15; 2. Petr. 1,
13 ff.; Nur eine leichte H., | gebaut aus Fleiſch und Bein, |
gefügt aus loſem Kitte, | meinWanderzelt zu ſein. AKnapp
(Wackernagel 2, 1771); Das Geſpenſt, das in der zerbrech-
lichen H. unſers Körpers ſpükt. Lichtenberg 1, 156 ꝛc.; Wenn
es einmal nicht länger mit dem baufälligen Leimhüttchen
zuſammenhalten will. Forſter Br. 2, 184, vgl. Hiob 4, 19.
3) Schiff.: das oberſte Stockwerk des Achterſchiffs,
das zur oberſten Kajüte dient, vgl. Kampanje: Früher
ſetzte man auf die Kampanje d. h. der Verdeck der H., wohl
noch eine kleine H., die „Oben-H.“ 4) Der Name H.
blieb bei vielen Gewerben aus früherer Zeit noch für
mehr oder minder ausgedehnte und anſehnliche Gebäude,
deren Zweck durch Zſſtzg. (ſ. d.) näher beſt. iſt = Fa-
brikgebäude, Werkſtatt, Ort der Bereitung ꝛc., wofür
auch, wenn der Zweck als bekannt angeſehen werden
darf, das bloße H. ſteht. a) Nam. bez. H. im Ggſtz.
der „Grube“ ein zum Bergbau über der Erde gehö-
riges Gebäude und in engerm Sinn, das, wo Metalle
geſchmelzt werden, die Schmelz-H. So als Beſtim-
mungsw. in vielen Zſſtzg. b) Erkundigen wir uns
nun nach den innern Verhältniſſen dieſer Geſellſchaft, ſo treffen
wir auf das Wort H., erſt im eig. Sinne, den mit Brettern
bedeckten Raum bezeichnend, in welchem. der Steinmetz ſeine
Arbeit verrichtete, im uneigentlichen aber als den Sitz der
Gerechtſame, der Archive und des Handhabens aller Rechte ꝛc.
G. 26, 344, vgl. H. Ph. 10, 188 ff. So auch: Bau-
H. 5) Bergb., das Holzwerk in den Grubenge-
bäuden, die Zimmerung, das Hüttenwerk (ſ. abhütten).
Anm. Ahd. hutta; mhd. hütte, vgl. gr. ꝛeω, engl.
hide, bergen, hütten, Friſch und ſ. Haut ꝛc.
Zſſtzg. leicht zu mehren nach den folgenden, ſ. Spate
und vgl. die von Haus und Zelt: Álpen-, Álpner-:
Senn-H. ꝛc. Ármbruſt-: ſ. Schieß-H.: Die A.,
wo die Jünglinge turniert. AKnapp. Bálken-: In
niedrer B. Reithard 253. Bāū- [4b]: Den Steinmetzen
und Werkleuten in der B. G. 31, 364; 26, 343; Köln die
Haupt-B. der .. Steinmetzen-Brüderſchaft. Grube Geogr. 3,
264. Bāūer(n)-. Bérg-: 1) Hütte auf einem
Berg. Heine Reiſ. 1, 126. 2) [4a]. Béttler-.
Bínſen-: val. Stroh-H. Seume Gd. 91. Bléch-
[i]: Werkſtätte der Blechbereitung. Blēī- [4a].
Blóck-: Der rohen hinterwälderiſchen B. Scherr Pilg.
1, 191. Brénn- [4a]: Die Brenn-, Schmelz- und
Treib-H–n. Grube Geogr. 3, 111. Brétter-.
Dórf-. Eīſen- [4a]. Erd-: aus Raſen ꝛc.
Féld-: in freiem Felde, z. B. der Soldaten im
Winterlager ꝛc, ſ. Wach-H. Fílz-: aus Filz
(Fellen ꝛc.), z. B. die Kibitken der Kalmücken.
Fíſcher-. Frīēdens-: friedliche Hütte. G. 6,
304. Gār-: ſ. .Spleiß-H. Gárten-.
Gīēß- [4]: Werkſtatt der Gießer in Metall. Gíft-
[ia]: wo Arſenik bereitet wird. Glās- [4]: Werk-
ſtatt der Glasfabrikation. Hálm-: mit Halmdach.
Hámmer- [4]: Hammerwerk. Hārz- [4]:
G. 21, 256, val. Pech-H. Hēīmath-: heimiſche.
Sch. 79a. Húnde-: für Kettenhunde ꝛc. Kálk-
ſ4]: Kalkofen. Klōben-: wo Vögel mit dem Klo-
ben gefangen werden. Kōhlen-: zur Aufbewah-
rung von Kohlen. G. 31, 364. Kȫhler-: Börne 1,
129 ꝛc. Krǟhen-: ſ. Raben-H. Lāūb(er)-:
Sieben Tage ſollt ihr in Lauberhütten wohnen .., in Laub-
hütten wohnen. 3. Moſ. 23, 42 ꝛc., ſ. Laubrüſt und Luther
5, 69b. Lāūg- []: die Anſtalt, wo der Alaun aus-
gelaugt wird, im Ggſtz. zur Sied-H. od. eig. (Alaun-)
Siederei. Lêhm-, Lēīm- [1: 2]. Mēīſen-:
Kloben-H. zum Meiſenfang val. Raben-H. Méſ-
ſina- [4]. Mōōs-: mit Moosdach. G. 15, 3 ꝛc.
Münz- []: Münzaebäude. Fiſchart (Wackernagel 3,
1, 468 Z. 16). Nácht-: zum nächtlichen Aufent-
halt, ſ. Wach-H. Öben- [3]. Péch- [4]: Döbel
3, 65a ꝛc., ſ. Harz-, Theer-H. Pférch-: auf einer
Karre befindliche Bretter-H. für den Schäfer bei den
Schafen im Pferch. Rāben-: im Felde, Raben
und Krähen aus derſelben zu ſchießen, auch die Zeit
dieſer weidm. Beſchäftigung: Von der Auerhahnbalz bis
zum zweiten Schnepfenſtrich und von da bis zur R. G. 18,
242. Rēīſig-: Der Tränkenſteller lauſcht in ſeiner R.,
die Ruckleine in der Hand. Gutzkow Unt. 2, 2, 105 ꝛc.
Rūß- [4]: wo Kienruß gebrannt wird. Sal-
pēter- [4]. Schāf-, Schǟfer-: ſ. Pferch-H.
Schāūb(en)-: mit Schaubdach. Schīēß-:
von der aus man ſchießt, vgl. Armbruſt-, Raben-H. ꝛc.:
Die Wölfe vor der Sch. zu ſchießen. Döbel 2, 135.
Schíff(s)- [3]: bei Einigen auch = Kajüte.
Schílf-: mit Schilfdach. Schmélz- [a].
Schwêfel- [4a]. Sēīger- [4a]: wo Silber ge-
ſeigert wird. Sénn-: des Sennen, ſ. Alpen-H.
Sīēd(e)-: ſ. Laug-H. Sílber-[4a]: Heine Reiſ. 1,
116.— Sómmer-: 1) als Sommeraufenthalt dienend.
2) Wetter-H. Spīēgel-[4]: Glas-H., wo Spie-
gel gefertigt werden. Spínn-: (Seidenb.) Hüttchen
aus Hobelſpänen für die ſich einſpinnenden Seidenwür-
mer. Splēīß- [a]: zum Spleißen oder Garen des
Kupfers. Stāhl- [4]. Stífts-: bibl., ein vor
dem Tempelbau die Stelle eines gottesdienſtlichen Gebäu-
des vertretendes Zelt. Strōh-: mit Strohdach; od.
Hütte aus Stroh. w. 33, 277. Thêêr- [4]: ſ.
Pech-H. Trēīb(e)- [4a]: wo Silber ,,getrieben“,
d. h. vom Blei geſchieden wird. Trócken- [4]:
z. B. bei Ziegelbrennereien ꝛc. Vōgel-: 1) Hütte,
nam. Reiſig-H., wo der Vogelſteller (neben dem Herd)
ſich verbirgt, Vogler-H., ſ. Kloben-, Meiſen-, Raben-
H. ꝛc. 2) Käfig. Wách-: z. B. des Feldwäch-
ters, ſ. Nacht-H. Wáld-: im Wald gelegen. Heine
Reiſ. 1, 126. Wēīden-: aus Weiden: Ich baut’ an
Eurer Thür’ ein Weidenhüttchen. Schlegel Sh. 2, 191.
Wétter-: Schoppen, Getreide ꝛc. vor dem Regen zu
ſchützen. Zīēgel- [4]: Ziegelbrennerei. Zím-
mer- [4]: Bau-H. u. ä. m.