Faksimile 0818 | Seite 810
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Hut
II. Hūt, f.; –en; -:
1) das Hüten, die Bewachung, Schaden und Unordnung verhütende Aufsicht, Schirm, Schutz, s. Ob-H. 1. Chr. 10, 27; H. und Wache über Etwas halten. Arndt E. 301; Zu des Gesetzes H. Chamisso 4, 64; Ich gebe mich in deine H. 49; Liegt auch das Zünglein in peinlicher H. G. 1, 181; Nimm es, Herr, in deine H. 12, 53; Ein Mädchen unter meiner H. ist wohl gehütet. Gotter (Dyk Th. 8, 81); Zuverlässige Männer in der H. des Hauses. Gutzkow R. 4, 105; Dieser .. Bau ist außer seiner [des Herrn] H. Opitz 2, 54; Der H. des Cerberus entrückt. Pfeffel Po. 3, 108; Verdammte Brut, | bei deren mühevoller H. | ich .. verkümmern soll. Reithard 294; Tugend braucht nicht fremde H., | sie hütet selber ihre Thüren. Rückert Morg. 1, 22; Den .. ihm zur H. Empfohlnen. Rost. 24a; In beßrer H. Tieck Cymb. 3, 3; Die Fechter .. hätten noch [weder] sichre H., noch Auge .., wenn Ihr sie angrifft. Schlegel Haml. 4, 7; Den Gotthart in guter H. gehabt. Stumpf 527b; Gedenkt der nächtlichen H. und Jeder sei wachsam! V. Il. 7, 371; 18, 289. Wortspielend: Die Deutschen lassen sich leicht unter eine H. bringen, aber unter einen [s. I1f] schwer. Börne 3, 395.
2) (s. 1) etwas Hütendes, Schirmendes, z. B.:
a) 4. Mos. 9, 19, die dem Zug der Israeliten voranziehnde und ihn deckende Wolke. Ähnlich: Vor-, Hinter- oder Nach-H., der vor oder hinter dem Heer marschierende und es gegen Angriffe deckende Theil desselben.
b) der Wachposten, die wachehaltenden Pers., Hüter. Neh. 4, 9; Ap. 12, 10; Es ist mit solcher H–e bewahrt die schöne Maid. Simrock G. 243; Das Schweigen, das der Schlaf zur H. erkor. Streckfuß Rol. 8, 54; Mit H–en und Wacht der Allemannier besetzt. Stúmpf. 305a etc.
c) ein Etwas sicher bewahrender, bergender Ort: Ich wandert in des Kerkers | vermaledeite H. Daumer 1, 204; Tritt .. unter meiner Hütte H.! Reithard 396; Versteck dich in der Stauden H.! 131; Allwo er, in der H. | des .. Gesträuchs .. ruht. W. 12, 172 etc.
d) s. Hode I. 3) örtl.: der Wachposten (s. 2b): Den Frierer auf der H. Freiligrath 1, 103; Leute stehen in (2. Chr. 7, 6), auf (Hab. 2, 1) ihrer H., stellen sich auf ihre H. (Jes. 21, 8), man stellt sie in (Esr. 6, 18), auf (2. Chr. 8, 14) ihre H., auf ihren Posten, wo sie drauf zu achten haben, daß Alles gehörig geschieht. Bibl. ebenso auch: Der H., auf die H. (3. Mos. 8, 35) warten, die H. behalten etc.; u. sehr oft: Auf seiner oder der H. sein (G. 9, 56; 10, 165; 19, 45; W. 16, 105; 20, 125 etc.) = vorsichtig sein, sich vor Schaden, Fehlern etc. in Acht nehmen, seltner: Die H., auf der er desfalls beständig stand. L. 11, 344, vgl.: Die, so auf der Spähe und H. liegen, wieder heim berufen. Schaidenreißer 69b etc. 4) Herde (s. d.), Viehherde, vgl.: Die ganze Herde seiner H. [1]. Strecksuß Rol. 8, 54, und niederd.: Wie viel Vieh ihres Wissens in der Hude vorhanden. Erbvergl. Beil. 58 etc. 5) (s. 4) das Recht, sein Vieh auf fremdem Boden zu weiden, Hutegerechtigkeit, Hutungsrecht, vgl. Trift: Da die Bauern durch die H. auf der Gemeindeweide großentheils bestehen. Niebuhr Nachg. 246; Die Verwandlung eines Hutetriesches in eine Wiese, indem auf jenem die H–e das ganze Jahr, auf dieser nur während einer bestimmten Zeit ausgeübt werden kann. Zeitschrist für deutsch. Recht 13, 173 etc. 6) (s. 5) ein der Hutgerechtigkeit unterworfnes Grundstück, Trift, Viehweide: H–en und Wüstung urbar gemacht. König Jer. 3, 314, ebenso: In denen Hutungen und Wiesen. Döbel- 1, 37a; Der größte Theil des Thals .. besteht aus Hutungen. Forster R. 1, 30; In jedem Wald und jeder guten Waldhutung. Gutzkow R. 1, 264 etc.
Zsstzg. z. B.: Be-: (veralt.), z. B. Sicherheit, Bewahrung. Luther 1, 195b.
Bérges-:
1) [2c] Je mehr sie [die Sonne] sinkt in B–en, | je höher steigen ihre Gluthen. Reithard 9.
2) [6]. Búrg- [1]: Des edlen Ritters, dem die B. übergeben war. Steub DTr. 1, 11. Féld-:
1) [1].
2) [6]. Fórst-:
1) [1] auch das der Hut eines Försters überwiesene Revier und die diesem für die Aufsicht ausgesetzten Grundstücke. Grénz- [3]: Grenzfestung: Klein ist des Landes | G. Jacobs Verm. 2, 1, 184. Hérrn-: geograph. Eigenname eines Orts in der Lausitz, als Stammsitz der vom Grafen Zinzendorf dort (1722) begründeten evangelischen Brüdergemeinde, insofern sie „in des Herrn Hut“ steht: Die Gemeine zu .. Herrenhut und Herrenhag. G. 34, 309. Dazu: H–er; h–isch; Die tollste H–erei [vgl. Frömmelei etc.]. Gutzkow 3, 227; Sie verirrte zu H–erei. Sch. G. 2, 132; 149; Zschokke 1, 296. Hínter- [2a]: Droysen Y. 1, 348. Kóppel- [1]: s. Koppel 3. Mêêres-: Nichts .., das nicht wandelt M. [das es bewahrende Meer] | in ein reich und seltnes Gut. Schlegel Sh. 3, 34. Nāch-:
1) [2a].
2) [5]: Nachtrift, Nachweide, die Hut, nachdem schon Andre vorgehütet: A. hat hier die Vor-H., B. die N., darf das Vieh erst hin treiben, nachdem A. die Hutung für sein Vieh benutzt; Das Rindvieh hat die Vorhut, die Schafe die N., erst wird jenes, dann diese auf die Brache getrieben. Nácht- [1]: Hut, Wache bei Nacht. Ob- [1]: die schirmend über Etwas waltende Hut, mit subjekt. und objekt. Genit.: Es wird ja stets dem jüngsten Degen | des Banners O. anvertraut. Freiligrath 1, 267; Der O. der Stadtvorgesetzten anvertraut. G. 31, 360; Alles auf genaue O. in Hausbesuchen etc. gestellt. H. Ph. 10, 227; Seine O. des phönicischen Handels. Schelling 2, 2, 334; Unter der O. eines .. Jungen. Tschudi Th. 600; Ein Gott, der dich in O. hält. V. Od. 15, 35 etc.; ungewöhnl. Gen.: Unter göttlicher O–s Erlassung. W. (Merck’s 2, 193). Vōr-: Ggstz., von Nach-H. 1 und 2, auch: Die Gemsen . .. stellen klug, wo sie zur Weide gehn, | ’ne V. aus. Sch. 517a etc. u. ä. m.