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Hurde
Hǘrde, f.; –n; –n-:
1) ein mit einem Geflecht von Ruthen, Zweigen etc., dann auch von Draht, Bindfaden etc. bedecktes länglich viereckiges Gestell aus Latten zu versch. Gebrauch, zum Trocknen der Käse, des Salzes in den Trockenstuben, des Tabacks in den Tabacksfabriken, des Malzes in den Brauereien etc., und so: Darr- oder Malz-H. (meist aus Drahtstäben), Käse-, Salz-, Tabacks-H.; bei Hut- und Tuchmachern zum Fachen der Haare oder der Wolle, Fach-H.; beim Festungsb. zum Bekleiden von Schanzen, Ausfüllen von Gräben etc.; beim Wasserb. zum Zurückhalten des Sandes etc., ähnlich wie Faschinen; Ist das Wasser .. mit H–n verzäunet. Stumpf 475b, vgl.: H–n-Geflechte halten den Sand auf, daß er nicht fortgeführt werden kann. Mügge Silt 1, 133 etc.; ferner zum Fang springender Fische, z. B. der Neunaugen („Horten“ Döbel 4, 99); Aal-H., vgl. Aalsprung etc.; nam. aber die geflochtnen Wände zum Pferch für die Schafe (s. 2).
2) der mit Hordengeflecht umschloßne Raum, z. B. Hasen-H., unter spitzem Winkel zusammengestellte H–n, Hasen darunter zu fangen; nam. aber solcher, zuw. auch allgm., eingefriedigter Raum für Viehherden u. diese selbst, z. B.: Schaf-H., s. Pferch; Hurten aufschlagen. Jes. 13, 20; Bauet Hürten für euer Vieh. 4. Mos. 32, 24 etc.; Sennhütte und H. Fallmerayer Or. 2, 9; Der Schafe Zucht | drängt sich aus Stall und H. Hagedorn 3, 164; Weil kein kühner Löw’ die schwachen H–n [ältre Lesart: „Perche“] schreckt. Haller 22; Von Hürd’ und Stadel. Rückert 2, 97; Kehrten die Schaf’ am Abende selbst in die H. | heim aus der grünenden Au. V. Th. 11, 12; Auch nicht duldet die Kämpfer [die Stiere] gemeinsame Hürd’. Georg. 3, 224; Ländl. 1, 138; Il. 19, 377 etc.; Wenn ich dich [den Wolf] nun in meine Horden einnähme. L. 1, 161 etc.; übertr. auch auf die menschliche Wohnung: Das wilde Thier zu jagen, | das mordend einbricht in die sichre H., | worin der Mensch geborgen wohnt. Sch. 365a etc.
Anm. Mhd. hurt (s. Benecke und vgl. lat. crates, ferner Harst, Hort, auch Herde); Nbnf. Horde, Horte, Hürte; Käse .. auf Hurden getrocknet. Landwirthsch. Zeit. (1855) 67b; Die Hurten. Hohberg 1, 61a etc., s. Stalder.