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Huhn
Hūhn, n., –(e)s; Hühner; Hühnchen. lein, (Mz.) Hühnerchen, lein; -:
1) ein Vogel, ein bekanntes Hausthier (Gallus gallinaceus) mit sehr vielen Spiel- arten, nam. des Eierlegens wegen gehalten, auch gekocht und gebraten etc. als Speise. Und zwar bez. H. sowohl, nam. in der Mz., das Thier ohne Rücksicht aufs Geschlecht (s. Hahn, Henne, Kapaun und vgl. Küchlein), als auch insonderheit das Weibchen = Henne, wie es denn z. B. in einer freilich nicht sehr gewöhnl. Fügung nach dem Sinne gegen das grammat. Geschlecht heißt: Fing eine von unsern Hühnern erbärmlich an zu schreien. ... Die Henne schreit nichts Gutes heraus. Gellert 3, 161 etc. Das H. gackert, gackelt, gackst, gatzet, kakelt, gackenestet, nam. beim Eierlegen; es gluckt, kluckt. gluchst, wenn es brütet oder brüten will; junge oder kranke Hühner piepen, piepsen (s. Pipps) etc.; Die Krankheit der Hühner [im Ggstz. der Hähne], wenn sie anfangen zu krähen. Immermann M. 1, 222; Dem H., das kräht, soll man den Hals drehen, Sprchw. in Bezug auf Weiber, die sich das dem Mann Gebührende anmaßen; Es kräht nicht Hahn (s. d. 1) noch H. danach. Das H. legt fleißig; Ein H. ausgreifen, tasten, ob’s bald legen wird; Hühner zum Brüten setzen; Hühnern Eier, Enteneier unterlegen; Die umhertrippelt wie ein H., das Enten ausgebrütet hat und sie aufs Wasser gehen sieht. Lewald W. 2, 245 etc.; Das Ei unterm H. verkaufen. Gutzkow R. 1, 293 etc., Alles in möglichster Eile losschlagen. Kluge (witzige) Hühner legen auch zuweilen in Nesseln, verlegen auch zuweilen. (Gotthelf Sch. 195); Es ist schon den witzigsten Hühnern ein Ei entronnen. (58) etc., auch kluge Leute fehlen, vgl.: Von Denjenigen, die ihre mannbaren Töchter zu lang unverheirathet ließen, sagt er: Wann sie ihren Hühnern nicht bei Zeit ein Nest bereiten, so legen sie die Eier in die Nessel. Zinkgräf 1, 159 etc. Mit den Hühnern [früh] zu Bett gehn und aufstehn; Gewohnt mit den Hühnern aufzustehen. Kühne Fr. 27; Der Verschlafene, der wie die Hühner nach Sonnenuntergang kein Auge mehr offen behält. Gutzkow R. 3, 14; Währet nicht länger, dann von der Vesper bis die Hühner auffliegen. Zinkgräf 1, 64 etc. Ein Hühnchen im Salz (s. d.) haben. Möser Ph. 3, 21, sich Etwas vorzuwerfen haben, sich einer Schuld bewusst sein; Ein Hühnchen mit Einem zu pflücken (Immermann M. 2, 109 etc.), zu rupfen haben (Pz 3, 128 etc.), ihn wegen Etwas, das er begangen, zur Rede stellen müssen, vgl.: Ein Sträußchen mit Einem zu pflücken haben. Meißner FvH. 1, 179, versch.: Da wir .. unter ihren schützenden Flügeln unser Hühnchen ungestört rupfen. Klinger F. 59, vgl.: das Schäfchen scheren etc. Die Pfote [Handschrift] mag der Teufel lesen, ist’s doch, als hätten’s die Hühner zusammengekratzt. Wagner Kind. 78. So ähnlich .., wie ein Hühnchen dem andern. Kohl A. 2, 391. Sie sei „krank wie ein H., das mag essen und Nichts thun“. Höfer V. 254, wohl zunächst mit Bezug auf das Piepen (s. d.) der Hühner; Das ist nun nicht mehr solch krankes Hühnchen, wie früher, Das ist nun ein ganz starker großer Mann geworden. Prutz Mus. 1, 53 und so öfter in einer Art Übertragung von Pers.: Ich bin auch ein armes Hühnlein, das Eures Brodes bedarf, sagte Franziska und bat sie um Dienst. Hebel 3, 301; In diesem Falle bedaure ich die armen Hühner, die man der Eier wegen hält, die sie legen sollen; denn wenn sie nicht recht fleißig legen, so wird man sie abschlachten und aus ihrem Fleische die Brühe auskochen. L. 13, 188, von den nach Wien zu ziehenden Gelehrten etc., so auch als Liebkosung (s. Hinkel): Du bist mein Täubchen, mein Schäfchen, mein H. WMüller Bibl. 5, 40 (SDach). 2) hühnerartige Vögel, deren obrer Schnabel vorn und an den Seiten mäßig über den untern herabgezogen ist und die eine schmale Verbindungshaut an der Basis der Zehen haben. Und zwar bez. auch hier (s. Zsstzg. und vgl. Hahn 2) H. theils das Thier ohne Rücksicht auf das Geschlecht, theils bes. das Weibchen. Näher best. meist durch Zusätze, z.B.: Indianische, türkische, kalekutische, welsche Hühner = Puter oder Trut- H.; schwzr.: Große Hühner, Auerhähne etc. oder durch Zsstzg. (s. d.), die auch auf einzelne nicht zu denhühner- artigen gehörende Vögel (s. z. B. Leichen-H. etc.) ausgedehnt werden. Im Allgm. steht hier H. (allein) nur, wenn die nähere Bestimmung schon aus dem Zusammenhang erhellt, z. B.: Vom Auerhahn .. Das H. ist um ein Merkliches kleiner. Döbel 1, 44a; Ein [Birk-]Hahn hat etliche Hühner. 48a; ebenso vom Fasan und Focken. 47; Die Haselhenne legt acht bis funfzehn Eier, denen nach drei Wochen die sehr muntern Hühnchen entschlüpfen. Tschudi Th. 179 etc., doch bez. weidm.: H. ohne weitern Zusatz das Repp- H.: Ein Volk, eine Kette (Kitte) Hühner; zuw. auch: Das wilde H. [die Hühner]kann ich im Fluge zählen. Sch. 484betc.; Wenn, durch sein Blei erreicht, | ein H. die rothen Äuglein schließet. Göckingk Lieb. 34; Ich sah .. aus seiner Jagdtasche schon wieder Hühner herausfallen. G. 17, 169; 1, 31; Wie ein Vorstehhund, der laut gejagt und das H. außer Schuß gebracht. Holtei Nobl. 1, 225 etc. 3) Kochk.: Verlorenes H., nach Scheibler 1, 41 eine Art Klöße aus dem Brustfleisch eines Huhns; nach Adelung „ein Gericht von Erbsen, türkischen Bohnen, Wurzeln, Speck, Wurst und einer braunen Brühe“, s. Garten-H. 4) Hühnchen (plattd. Höhnke, z. B. Niebuhr Nachgel. 179), ein auf Marschboden gewöhnl. Grasart. 5) s. Henne5. 6) Unsres lieben Herrn H. oder Repp-H., Herrgotts-, Marien-Hühnlein etc., Marienkäfer (s. d.).
Anm. Ahd. huon etc., verkl. huonichli, s. Hinkel, vgl. Hahn und nam. Frommann 4, 317.
Zsstzg., s. Hahn 2 und Zsstzg., die von Henne, ferner die von Hafer und Geld, insofern Hühner als Zins und Abgabe zu liefern sind, z. B.: Ácker-: Repp-H. Ásch- [2]: Rallus aquaticus, s. Wasser-H. Āūer- [2]: Der Auerhahn (s. d.) lockte das A. schon. Langbein 1, 190; Die in vier Wochen ausgebrüteten Urhühnchen. Tschudi Th. 186. Bahīa- [1]. Bankīva- [1]. Bántam- [1].
Bāūm-: Crax.
Bérg-:
1) [2] Roth-H.
2) Berghühnlein, Pflanze, Anemone narcissiflora. 3) s. Hu 4. Bírk- [2]: Tetrao tetrix: Die Birkhühner, in Lucern Griegelhahn, im Glarnerland Schildhahn, Spielhahn, das Weibchen Laubhuhn, in Appenzell Waldhühner genannt. Tschudi Th. 298; Bastarde des Birkhahns und der Moorschneehenne, die merkwürdigen Schnee-Birkhühner. 331 etc. Bläß- [2]: Wasser-H., Fulica, s. Rohr-H. Bránd- [1]: Zins-H. für Radeland („Brand“). Brāūt- [1]: vgl. Hühnerabend. Brōm-: Birk- H., vgl. Brame und Brombeere. Brūt- [1]: brütendes Huhn, Gluckhenne. Búsch- [1]: mit Federbusch auf dem Kopf, Hauben-, Kobel-, Töppel-H. Ehren-, Eīgenthums-, Ernte-, Fástnachts-: s. Zins-H. Féld-: Repp-H.: Von einem schmalen Raine ging eine Kette Feldhühner .. auf. Immermann M. 1, 303. Félsen-: Tetrao petrosus. Fórst-: als Abgabe an den Forstmeister. Fūhrten-: Zins-H. Füll-: mundartl. Zins-H., vgl.: Einem die Hände füllen. Gálgen-: (veralt.) Galgenvogel. Spate. Gárten- [3]: gefüllter Kohlkopf, s. Krauthahn. Strals. Kochb. 62. Gāū- [1]: Zins-H. Gedúld- [1]: mundartl., Abgabe kinderloser Eheleute an den Pfarrer, womit er sich anstatt der Taufgebühren gedulden muß. Góld(lack)-: Art Hauben-H., goldgelb mit schwarzen streifigen Flecken, ähnlich das weiße Silber(lack)-H. Grās-:
1) Zins-H. für ein auf dem Grasplatz der Grundherrschaft weidendes Rind. 2) [2] Wachtelkönig. 3) ein süd- amerik. Vogel, Crypturus. Grīēs- [2]: Glareola, s. Döbel 1, 73. Grǖgel-: das Weibchen des Auerhahns. Oken, vgl. Birk-H. Hálb- [1]: Das indianische H., mit einem dem des Truthuhns ähnlichen Schweif. Háls- [1]: Zins-H. der Halseignen. Hāsel- [2]: Tetrao bonasia etc.: Das H. bistet, zirpt (Göckingk 1, 176), in der Balz spisset es. Hāūben-: Busch-H. Hāūpt-: Zins-H. als Anerkennung des Hauptrechts. Hāūs- [1]. Hēīden-: Tetrao cupido. Hérbst-: s. Zins-H. Hérrgotts- [6]. Hirten-: s. Zins-H. Hócco- [2]: Crax. Hōf-: s. Land-H. Hólz- [2]:
1) Wald-H. (im Ggstz. zum Haus-H.) Auer-, Birk-, Hasel- und Schnee-H. umfassend, im engern Sinn = Roth-H.
2) Schwarzspecht, Tannen-H. Kámm-: mit einem Kamm auf dem Kopf, wie das Haus-H., Fasan etc. Kápp- [1]: gekapptes, verschnittnes Huhn, s. Kapaun. Kāāl-, Klūt- [1]: schwanzloses Huhn. Kōbel-: Busch-H. Kochinchīna- [1]. Krāgen-[2]: Tetrao umbellus. Krátsch-: Trut- H. Krāūs- [1]: mit emporstehnden straubigen Federn, Krull-, Straub-, Strupp-H. Krāūt-: mundartl. statt Eidechse. Kréß-: Schnee-H. Krōnen- [1]: mit kronenartigem Kamm. Krúll-: Kraus-H. Krūp-: Zwerg-H. Lánd-: bei Oken mit den Sippschaften: Hof- und Wildhühner, im Ggstz. der Wasserhühner mit den Sippschaften: Sumpf- und Teichhühner. Lāūb-: Birk-H. (s. d.). Lāūber-: Art Zins-H. Lêg(e)-: eierlegendes. Gotthelf Sch. 304. Lēīb-: Zins-H. der Leibeignen. Lēīch(en)- [2]: Art kleiner Eulen, deren Geschrei Unheil, Tod verkünden soll: Strix aluco u. passerina, Sterbe-H.: Hat das Leichenhuhn .. gackern [?] gehört. Alexis H. 1, 1, 301 etc. Übertr.: Girolamo! du Volksbetäuber! | du L., Unglücksprophet! Lenau Sav. 53. Marī-en- [6]. Mä́rz-: nach der Zeit des Ausschliefens etc., s. Zins-H., übertr.: „Leonato’s Tochter“. Das kaum flügge Märzhühnchen? Tieck Viel Lärm 1, 3. Mêêr- [2]: Strandschnepfe, s. Wasser-H. Mōhren- [1]: mit schwarzem Kamm und Kehllappen. Pácht-: Zins-H. von einer Pachtung. Pérl- [2]: Numida meleagris, mit weißen perlähnlichen Flecken gezeichnet: Es hat ein P. mir .. den Pips. HKleist Kr. 48. Pfíngst-: s. Zins-H. Phāraos-: Perl-H. Pīēp- [1]: junges Huhn (Kinderspr.). Grimm M. 143, ähnl.: Tick-, Tuck-, Put(t)-H. etc., s. From- mann 4,317; Monatbl. 1, 435b; Kretzschmer V. 1, 206. Púrpur- [2]: Sultans-H. Pūt-:
1) s. Piep- H.
2) Puter-H., Puter, Trut-H. Rāūch-:
1) Zins-H., wahrscheinl., insofern es von einer Feuerstätte (s. Rauchfang) gegeben wird. 2) [1] mit rauhen befiederten Füßen. Répp- [2]: Perdrix, wohl nach dem Ruf benannt (weidm.: Das R. ruft, daher auch mundartl. Ruf-H.), oft, doch minder gut und der Ausspr. widerstrebend: „Rebhuhn“ geschrieben: Ein Volk, eine Kette Repphühner; Die Repphühner stieben auf, fallen ein etc., s. Korporal 2; Das R. duckt sich unters Rohr. Freiligrath 1, 437; Rund wie Repphühner im August. Sealsfield Leg. 2, 161; Gefülltes R. mit Trüffeln etc.; Daß dich das R. [s. Mäuslein] beiße! Weise Jak. 208 etc., s. Acker-, Feld-, Roth-, Schnee-H. Wasser-R., Schnepfe. S. auch [6]. Rīēsen- [1]: doppelt so groß wie das gewöhnl. Haus-H. Rōhr- [2]:
1) Bläß-H., Fulica atra.
2) Die Rohrhühner oder Rallen. Oken 7, 563, nam. aber Gallinula: Das schön olivenbraune unten schiefergraue, grünfüßige R., G. chloropus, Wasserhühnli genannt; das kleinere weiß punktierte G. porzana, das besonders Schilfwiesen liebt und unter dem Namen Eggescher bekannt ist. Tschudi Th. 74. Rōth- [2]: Das zierliche R. Perdrix rubra, das sich von dem alpinen Stein-H. fast nur durch den größern schwarzstrahligen Kehlkreis unterscheidet. 76. Sāāt- [2]: Scolopax phaopus, Saat-, Brachvogel. Sámmet- [1]: mit schwarzem Bauch und Schenkeln. Sánd- [2]: Gries-H., Tringa arenaria, s. Sandläufer. Schnēē- [2]: weißes Repphuhn: Das Sch., in Bünden Weiß-H. genannt. Tschudi Th. 529; Moor-Sch., s. Birk-H. Sēē- [2]: mehrere Arten Taucher, Colymbus, auch Alca alle. Sīēgel-: Hasel-H. Sílber(lack)-: s. Goldlack-H. Sómmer-: s. Zins-H. Spórn- [1]: auch das Weibchen gespornt. Stēīn- [2]: s. Roth- H.: Das St. oder, wie man es in Bünden nennt, Pernise. Tschudi Th. 324. Stérbe-: Leichen-H. Strāūb-: Kraus-H. Strāūß- [2]:
1) Palamedea.
2) Streit-H. 1. Strēīt- [2]:
1) Tringapugnax. 2) ein Fisch, Amia, Kahlkopf, Moderfisch. Strúpp-: Kraus-H. Súltans- [2]: dem Rohr- H. (2) verwandt, Porphyrio. Súmpf-: s. Land- H. Tánnen-: Holz-H. (2). Tschudi Th. 82. Tāūben-: Zins-H. für die Erlaubnis, Tauben zu halten. Tāūch(er)- [2]: Colymbus troile. Tēīch-: s. Land-H. Tíck(e)-: s. Piep-H. Töppel-: Busch-H. V. 2, 205. Trūt-: s. Truthahn: Der Zorn fuhr ihm, | roth wie ein T., in sein schnödes Antlitz. Geibel Rod. 151; W. 21, 247 etc. Túck-: s. Piep-H. ūr-: Auer-H. (s. d.). Oken 7, 539 etc. Versprúch-: s. Zins-H. Wáld-:
1) Holz- H. 1 und 2.
2) = Wasser-H. Forster R. 1, 120.
3) Waldhühnchen, eine Pflanze, Centaurea montana.
4) Forst-H. Wä́lsch-: Puter. G. 12, 13. Wásser- [2]: s. Land-H. Wēīß-, Wíld-: s. Land-H. Wóll- [1]: mit wollichtem Gefieder. Zêhent- [1]: als Abgabe an den Zehentherrn. Zíns- [1]: das als Zins gebracht, gesteuert wird, nam. als Anerkennung des Grundzinses: Bei der Sommerfahrt erfallen die Zinshühner, die Zinseier und Zinskäse. Immermann M. 1, 386; Der Prediger träumt von schweren fetten Zinshühnern, welche die Bauern bringen. Prutz E. 1, 116 etc., s. Forst-, Gau-, Gras-, Hals-, Haupt-, Lauber-, Leib-, Rauch-H. etc. Nach der Zeit, wo sie entrichtet werden, z. B. Ernte- [bei Spate „Ehren-“ statt Ahren-], Fastnachts-, Herbst-, März-, Pfingst-, Sommer-H. etc., ferner mit Rücksicht auf Das, wofür sie entrichtet werden, z. B. Fuhrten-, Hirten-, Verspruch-H. etc. (vergl. Zsstzg. von Geld, Hafer etc.). Zwérg- [1]: um die Hälfte kleiner als das gewöhnl. Huhn, z. B. das Bantam-H. etc.