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holen
Hōlen, tr. (zuw. mit zu ergänzendem Obj.):
Etwas zu sich hin bewegen; machen, daß es an den Ort, wo das Subjekt sich befindet, hin gelangt, Ggstz.: bringen, Etwas von dem Orte des Subjekts weg an einen andern hin gelangen machen:
1) sich an den Ort des Objekts bewegen und dadurch bewirken, daß es an den frühern Ort des Subj., wohin sich dieses zurückbegiebt, gelange: Der Hausknecht soll den Brief h., wenn ihn der Postbote noch nicht gebracht hat; Die Schiffer bringen uns Waaren und h. dafür andre; Wer bringt, Dem stehn die Thüren offen; | wer h. will, kann lange hoffen. LHNicolai 1, 15; Der Krieg bringt Nichts, er holt [nimmt]. Hebel 3, 53; Die Kastanien für einen Andern aus dem Feuer h.; Der Hund holt das ins Wasser Geworfne; Wenn er nicht kommen will, werde ich ihn mit Gewalt h. lassen; Etwas in die Stube herein h.; Etwas her, herauf, herunter, hervor h.; Er ließ den Arzt zu sich hin h.; Die Braut heim h.; Die Hebamme holt das Kind [aus dem Mutterleib]; Das Kind mußte mit der Zange geholt werden; Zähne h. [ausziehn]. G. 5, 260; Wo h. [kaufen] Sie ihr Brot?; Sie pflegten nur zu h. [euphemist. = stehlen], | und theilten sich dann kurz und gut | bald Batzen bald Pistolen. V. 4, 125; Der Teufel (Henker, Geier, Kuckuck etc.) hat’s geholt, es ist zum Teufel, fort; Hol dich der Teufel, der Bock! (Fluch); Hol mich der Teufel, ich haute ein. Börne (Betheurung); Hol mich der Satan, wenn ich’s nicht thue etc., daher auch: Auf’s Teufel-hol auswendig lernend. Chamisso 5, 55, vgl.: verflucht etc., um einen hohen Grad zu bez., ferner substant.: Das Bock-H., vgl. Bockfahren etc.
2) Der Begriff des vorangehenden Sich-hinbewegens nach dem zu holenden Ggstd. tritt zuw. mehr zurück, z.B.
a) nam. Schiff.: an einem Tauetc. ziehn, um dadurch Etwas nach sich hin zu bewegen: Das Ankertau h., es über eine Scheibe auf dem großen Boot bringen und dies längs dem Tau nach dem Anker zu ziehen; Den Anker zu Hause h., ihn ein-h., mittels eines Boots lichten, s. Zsstzg.
b) kaufm.: Die Waare holte gute vorige Preise, brachte sie, man erhielt sie dafür; Das Füllen holte | gewißlich seinen Preis. Freiligrath SW. 4, 216; Daß der folgende Almanach Geld hole [bringe]. Cha– misso 5, 143 etc., vgl.: Wie aber so ein Wort das andere holte [brachte, gab]. Möser Ph. 3, 244 etc.
c) Athem, Luft h., einziehen, schöpfen = athmen; Unter tief geholten Odemzügen. Sch. 31b, so auch refl.: Wie schlecht es sich in solcher Atmosphäre Athem holt. G. 23, 231, und im substant. Infin.: Das Athemholen und Sprechen. 39, 89 etc. Ähnlich auch: Sie aber holt vom Herzen | viel Seufzer tief herauf. Opitz 2, 45 etc., veralt.: Einen Seufzer von Grund aus erholet. Pictorius etc., vgl.: Wo sie mit durstigen weit ausgeholten Zügen | den milden Strom des reinsten Himmels trinkt. W. 20, 215. Ferner weidm.: Wind h., vom Hühnerhund, ein Stück vorauslaufen, um mit gutem Wind auf den Jäger zu zu suchen. Laube Brev. 302.
d) Sich bei Einem Rath, Trost h. etc., bei ihm suchen und finden; Bei der Flasche hol’ ich mir Raths (s. d. und vgl. Er-h.). Ausw. der Lieder 218.
e) Sich Etwas h., auch: dazu ohne es zu wollen gelangen: Sich einen Schnupfen, Husten, einen Rausch, sich Schläge h.; Sie hat sich das Kind bei der Kirmes geholt; Er hat sich heute auch ’was [einen Rausch] geholt, wie andre Leute. Roquette Waldm. 80, vgl. veralt.: Einen Unglimpf be-h. Tschudi Chr. 2, 8.
f) Zuckersied.: den erstarrenden Zucker in den Formen vor dem eigentl. Stirren umstechen. Karmarsch 3, 726.
3) Dazu:
a) Holer, m., holende Person, aber auch (s. 2a): eiserner Haken, gefangne große Fische damit ans Ufer zu ziehen.
b) Holung, f., gw. nur in Zsstzg., ebenso wie: Holbar, a.
Anm. Ahd. halôn, holón, mhd. halen, häufiger holen, nach der Lautverschiebung gr. πκǟο, lat. calo entsprechend, auch in der Bed.: zu sich rufen, holen. Für die Bed. „ziehen“ 2a (frz. haler, engl. haul etc. und kiel-h.) vgl. auch niederd.: Es holt = es zieht, ist Zugwind („,Holung“). Niederd. auch: Kinder h. Möser Ph. 4, 65; Brem. Wör- terb. = gebären, vgl. 1 und 2e.
Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) Etwas (Einen) von einem Orte weg, wo es zur Zeit ist, nach dem Orte seiner Bestimmung hin holen, vgl. das allgemeinere: fort-, weg-h.: Sie bringt das Kind in die Schule und holt es wieder ab; Hätte ich das Packet nur a. lassen, ehe es die Diebe weggeholt; Dagegen pilgern Andere, sich das Heil abzuholen .. nach wunderthätiger Stelle, dort zu suchen und zu empfangen, was ihrem Jnnern zu Hause nicht verliehen ward. G. 19, 97 etc.
2) Schiff.: Ein Schiff vom Strand a., abbringen. 3) Kattundr.: den Kattun mit Weizenkleie von der Stärke auskochen. Án-:
1) herbeiholend anhäufen, vgl. anschleppen.
2) nach sich hinziehend bewegen: Ein Seil, Tau stark, straff a. (s. Aus-h. 1); „Hol an!“ Ruf des Anschlägers im Bergwerk an die Haspelknechte, den gefüllten Kübel emporzuziehn etc.
3) in Bohrmühlen, den Anfang mit Bohren machen etc. Āūf-: in die Höhe, emporholen:
1) Etwas Fallengelassenes wieder a. etc.
2) seem.:
a) Etwas durch Ziehen oder Winden in die Höhe bringen, vgl. aufhissen: Ein Schiff a., ans Ufer hinaufwinden, zur Aufbeßrung, vgl. Kiel-h.; Ein Boot a., einsetzen ins Schiff etc.
b) luvwärts bewegen: Das Ruder, die Brassen a.; Das Schiff beim Winde a. etc.
3) Wasserb.: ein versunknes Werk durch Aufsetzung von Faschinen erhöhen.
4) Da der Gesandte zur Audienz sollte aufgeholet werden. Olearius (Wackernagel 3, 1, 679 Z. 38), vgl. Aufführen 2 und Einholen. 5) Dazu: Aufholer [3a]: eine Vorrichtung zum A., z. B. bei den Damastwebern Schnüre zum Emporziehn der Kettenfäden und seem. (s. 2a): Aufholer z. B. des Stagsegels, des Racks, der Stückpforten etc. Āūs-:
1) [2c].
2) seem.: Die Bulienen a. oder an-h. etc.; nam. auch im Ggstz. zu: Ein-h. (= ins Schiff hineinziehn), vgl. 3, z. B.: Die Schiebblinde-Rah wird auf der Reise oft aus- und eingeholt etc. und so auch: Aus- und Einholer, die Vorrichtung (ein Tau, eine Talje etc.) zum Aus- und Einholen. 3) nach hinten zu bewegen, um dadurch einen verstärkten Schwung zu der eigentlich beabsichtigten Bewegung nach vorn zu gewinnen: Er holete mit der Hand die Axt aus, Holz abzuhauen. 5. Mos. 19, 5, am häufigsten ohne Obj. oder statt dessen mit der Präpos. „mit“: Mit der Hand zum Wurfe, zum Schlage a.; Zum Sprung a., einen Anlauf nehmen; Mit der Lanze | weit a–d. V. Än. 10, 552 etc., doch auch im Partic.: Das Roß ist im Begriff, weit ausgeholt, in die Fluth zu setzen. Heinse K. 1, 342; Rennt ausgeholt auf mich los. FMüller 3, 134; Mit groß .. weit ausgeholten Räuberschritten. Sch. 563a etc. Oft übertr.: Weit a., in der Absicht, Etwas deutlich zu machen, mit etwas sehr davon entfernt Liegendem beginnen; Wenn es mir erlaubt ist, dem Scheine nach weit auszuholen, so sind wir bald am Platze. G. 15, 39; 21, 56; 39, 150; 325; 40, 13; Die heynische Erklärung, die mit Alltäglichkeiten etwas zu weit ausholt. V. Georg. 271 u. 0., auch: Fängt er wieder mit seinen verwünscht weiten Ausholungen an. ChrFWeiße etc., vgl. Her-h. 4) (s. 3) sich Dem, was man erfahren möchte, durch eine entfernte Ausforschung wodurch man sich nicht verrathen will nähern, auf den Busch (s. d.) klopfen etc.: Ich habe bei verschiedenen Verlegern schon von Weitem ausgeholt. L. 12, 36, häufiger tr.: (vgl. heraus-h.) Sir. 13, 14; Ihn der Heirath wegen erst auszuholen. Engel 12, 317; Ließ nicht ab, mit den weiblichen Künsten süßer Schmeichelei ihn auszuholen, was für ein Abenteuer er bestanden habe. Musäus M. 2, 119; Hat er Euch nie ausgeholt über den Punkt? V. Sh. 3, 163; 2, 433 etc., seltner mit sachl. Obj.: Man holet eine Empfindung am besten aus, wenn man sie um ihre entgegengesetzte befragt. IP. 41, 137. Dazu: Um gewisse Fragen und Ausholungen zu vermeiden. L. 12, 436 etc. Be- [2e]. Dúrch-: hindurch-h.; übertr. auch: Einen d., durchziehn, durchhecheln; ferner = ihn durchprügeln; Der Wind hat uns tüchtig durchgeholt, durchdringend umweht etc. Eīn-:
1) s. Aus-h. 2.
2) einem Kommenden in feierlichem Zuge entgegengehn, um ihn in die Stadt etc. hinein zu führen: Einen im Triumph e.; Die Feier der Einholung etc.
3) Einen, der einen Vorsprung vor Einem hat, nacheilen und ihn erreichen, veralt. er-h., vgl. über-h. II 1: Er eilt hinaus in vollem Lauf | die Räuber einzuholen. V. 4, 130; Ein Schiff e., es bejagen, besegeln; Mein Bruder war in einer höhern Klasse, ich habe ihn aber eingeholt etc. Jmmer weiter und weiter uneinholbar davon schwinden. Steub DTr. 1, 89.
4) (s. 3) Etwas e., nach-h. (s. d. 2): Was Hänschen versäumt, holt Hans nicht mehr ein. B. 67b; Wir wollen e., was man versäumt hat. L. (Danzel 533); Freilich steht’s nun in meiner Macht nicht mehr, die Vergangenheit wieder einzuholen. Sch. 543b, wieder gut zu machen.
5) etwas von Jemand Abzugebendes, Auszusprechendes von Diesem fordern und erhalten: Gut- achten, Stimmen, Nachrichten e.
6) Forstw.: ausmessen. Fleming J. Ent-: Der wird im Feierzug entholt der Waldesrast. Rückert BrE. 287, aus ihr fortgeholt, ihr entzogen. Er-:
1) tr. zuw., meist veralt., mund- artl. = holen, doch mit stärker hervortretendem Begriff des Erlangens, Gewinnens, des zu Etwas Kommens, 98* s. [2c]; Ein-h. 3; Allda man eigentlich die Ursachen e. [finden] wird. Fischart B. VIb; 101b etc.; Was ich in Nürnberg e. könnte, dürfte nicht Viel sein. Knebel 3, 51; Seine vorige Appellation wieder zu e. [hervorzuholen etc.]. Mat- thesius Luth. 19a; Das Eine erholet er wieder [wiederholt er]: Jch harre etc. Prof. 170; Er habe einen Raub erholt oder nicht, so ruhet er. Ryff Th. 99; Sollten wir einer policeilichen Erlaubnis bedürfen, so sind wir hier, um diese zu e. Steub DTr. 2, 51; Haben ... solche Grafschaften in erbliche Besitzung erholet. Stumpf 312b; Daß solche Flüsse soviel mit ihrem Anfüllen e. [bewirken], daß etc. 390; Um mir die Strafe zu e., die Jonas .. erlitt. Thümmel 5, 104; Daß die deutsche Stylistik nicht aus Rhetoriken sich e. lasse. Wurm Spr. 36 etc. So auch: Drum sah man Volk von beiden Polen | fich [Dat.] bei der Fotis Rath e. Ramler Lichtw. 70, vgl. 3.
2) refl. (s. 1): den normalen Zustand des Seins (das Ich), nam. nach einem Verlust an Kraft die volle die hier gleichsam das ,,Ich“ ausmacht —, wieder erlangen, vgl.: „Außer sich sein und wieder zu sich kommen“, wo „sich“ weniger die Kraftfülleetc., als den gewöhnl. Zustand des Bewusstseins bez., mit von“. zuw. mit Genit. zur Bez. Dessen, was Einen zurückgebracht, und mit „an“ zur Bez. Dessen, woran sich haltend man Ersatz des Verlustes findet: Sich nach einer Krankheit, sich von der Krankheit, von einem Schlag, Verlust etc. e.; Aufs Feld! sieh zu, wie sich die Früchte erholt haben. G. 6, 317; Du wolltest von allen Unruhen .. dich an meiner Seite e., zur Besinnung kommen. 15, 8; So können wir uns von unserer Verwunderung nicht e. 22, 277; An seiner Freundlichkeit erholte ich mich nach und nach von dem Geschrei des bösen Weibes. Hagen Nor. 53; So erholten sich die Majores Domi .. an Kirchen und Kirchengütern. H. Ph. 13, 203; Mich dennoch meines Schadens zu e. Musäus M. 2, 102; Wer könnte sich dann des Schmerzes e.? Stolberg Jl. 19, 227; Ob .. sich e. die kriegrischen Männer Achaia’s | ihrer Angst. V. Il. 18, 200 etc. Zuw. auch tr., nam. im passiv. Partic.: Ihr seid erholt .. und der Arzt ist zufrieden. PHeyse Nov. 155; Von unserm ersten Hinstaunen etwas erholt. Seume Sp. 289 etc., seltner: Ich erholt’ ihn [machte ihn sich e., brachte ihn wieder zu sich], band die Wund’ ihm zu. V. Sh. 3, 117; Vor Freienwalde war ich krank und Das soll mich e. [zu Kräften bringen]. Rahel 1, 83; Ich muß lange meine gestörten Nerven e. 422 etc., wie bei IVAndreä: [Jch] erholt die Sinn, die gar verwirrt. H. 13, 198 etc., s. Schm. 2, 173 und Ver-h. 1.
3) (s. 2 und
1) Sich e., mit Genit., zuw. auch: sich Das, was Einem fehlt, irgendwo holen und verschaffen, z. B.: Findet er in seinem Wohnorte nur Gleichgültigkeit, er wird sich in der Fremde des Danks e. G. 26, 250 und nam.: Sich bei Einem Rath(e)s e. über Etwas, z. B. Fichte 8, 158; W. 18, 201; Sich bei den Gelehrten Raths, aber nicht Urtheils zue. Möser Ph. 1, 3, 40 etc., in welchen Stellen freilich (vgl. 1) ,sich“ auchals Dat. und,,Rathes“ als partit. Genit. statt des Obj. aufgefasst werden kann, vgl. ohne „sich“: Der zuweilen Raths e–den Dienerschaft. Gutzkow R. 9, 23. Wir führen daher Stellen an, wie: Über Dieses und Jenes mich bei einem .. sachkundigen Manne Raths erholet. Kosegarten Rh. 2, 77; L. 13, 281; Mendelssohn 4, 2, 149; Möser Ph. 1, 121; Musäus Ph. 4, 6; Tieck N. 7, 39 etc., vgl. auch: Sich um Rath und Wegweis an dem Weissager Tiresia erholet. Schaidenreißer V; Sich an dem Weissager Tiresiä Raths e. XII, wo der Sinn (vgl. 2) offenbar ist: sich wegen des mangelnden Raths an Tir. gewendet. 4) Es (s. d.) an Einem e., das Übel erfahren, das man durch die Behandlung gegen ihn sich zugezogen: Dir möge es so gehen, wie du es an mir erholt. L. 3, 62; Lemnius hat Luther’s eher mit keinem Worte im Bösen gedacht, als bis er es an ihm erholt. 281 etc. 5) mundartl.: Der oben erholte [erwähnte] Käufer etc. 6) Dazu: Erholung, f.; –en, nam. zu 2: das Sich-E. und das dazu Dienende: Der Erholung bedürfen; Mir unter allen Erholungen die liebste. Fórt-: s. ab-h. Hēīm- [1]: nam.: Die Braut etc. h. 5. Mos. 20, 7; Matth. 1, 18; Die Heimholung. Hêr-, Hin- etc. [1], eigentl. und übertr.: Er hat den Arzt hergeholt, er ließ ihn zu sich hin-h.; Einen über die Hechel her-h. [ziehen]. FischartB. 4a; Seine Bürde noch mit übertriebenem fernhergeholtem, erzwungenem Jammer vermehren. H. R. 7, 163; Das Bild dünkt mich zu weit hergeholt [gesucht]. 173; Jst den Parteien das Gleichnis zu hergeholt. JP. 41, 9 etc. Herab-h. 1. Kön. 1, 53. Heran-h. Her- auf-h. 2. Sam. 6, 2; Seufzer [2c] etc. Ein Künstler, der so tief in andere Wesen sich hineinschmiegen und ihr Innerstes sozusagen heraus-h. konnte. Forster A. 1, 168; Heinse A. 1, 234; Was er ist, weiß Niemand aus ihr herauszuholen [zu erforschen]. Immermann M. 2, 284. Kontraste .., sollten sie auch erst aufgesucht und herbeigeholt werden. G. 22, 191. (Schiff.) Ein Schiff, eine Insel herbei-h., sich ihnen nähern, nach der optischen Täuschung, wonach sie heranzukommen scheinen. Herein-, hernieder-, her- über-h. Daß er seine Seele herumhole aus dem Verderben [zurück-h.]. Hiob 33, 30; Daß sie ihn fast immer zu ihrer Absicht herumzuholen [herumzubekommen, umzustimmen] wußte. Engel 12, 53; Wenn sie vielleicht von einem adeligen Windbeutel herumgeholt [wird]. Sch. 182b; [Lessing] hat den armen Lange wegen seiner ungeschickten Übersetzung . - elend herumgeholt [hart mitgenommen, getadelt]. Sulzer Br. der Schweizer. 227 etc. Herunter-, Hervor-h. etc. Kīēl-: seem.:
1) Ein Schiff k., es auf die Seite winden, um die Bodenbekleidung auszubessern: Zuweilen werden auch nur einige Gänge gekielholt, das Schiff soweit auf die Seite gewunden, daß einige vorher unter Wasser befindliche Plankengänge hervorragen: Dem Schiff eine ganze, eine halbe Kielholung geben etc.
2) Einen Verbrecher k.; Ihr seht ja aus, als wenn ihr wäret gekielholt, d. h. unter dem Schiff durchgezogen worden. Hebel 3, 284; Müsse den Schatten ihm | Stortbeker’s Schatten in des rothen | Phlegethon’s Wogengezisch k. Kl. Od. 2, 15 etc., zuw. übertr.: hart strafen etc., z. B. prügeln. vHorn rhD. 2, 218. Daneben: So unbarmherzig gekielh aalt wie ein Übersetzer, der zum erstenmal die Buxtehuder Linie [s. d. und hänseln] passiert. Musäus Ph. 4, 241. Nāch-:
1) zu Dem, was man schon hat, noch nachträglich Etwas holen.
2) etwas Versäumtes durch nachträgliche Bemühung wieder gewinnen, nachträglich thun, s. ein-h. 4: Das Versäumte n. Chamisso 4, 298 U. v.; Alles Sehenswürdige nachzuholen, was man bei einem langen Aufenthalte immer verschiebt. Sch. 740b; Pest und Hunger h. nach, was Schwert und Feuer vergaßen. 1031a etc. Nīēder-: herunterholen, seem. = ziehn; Niederholer z. B. des Stagsegels, des Klüvers etc., eine Vorrichtung zum N. I. Über-: herüber-h., namentl. seem.:
1) übersetzen, ans andre Ufer fahren etc.: Hohl über! Echtermeyer 163.
2) Die Segel ü., wenden, so daß die eine Seite bei dem Winde kommt, wo vorher die andere war, sie umlegen oder umschmacken.
3) zuweilen statt I: Selbst den Nikias holst mit deinem Rath und Kriegsgeräth du über. Droysen Ar. 1, 298. II. Über-: 1) Einen, der einen Vorsprung hat, nicht nur ein-h., sondern ihm sogar zuvorkommen und ihn hinter sich lassen, gewöhnl. mit Absicht, z. B. Göckingk 1, 261; Heinse A. 1, 146 etc.; Thümmel 7, 147; doch z. B. auch: Das Wild überjagt, d. h. sie hatten in ihrer Unwissenheit und ihrem Eifer die Flüchtlinge überholt [hinter sich gelassen], welche die Nacht in einer verborgenen Bucht zugebracht. Scherr Pilg. 1, 14. Zuweilen auch fast statt ein-h.: Gutzkow R. 4, 340; Talvj 2, 359 v. 383 etc. 2) übertr.:
a) übertreffen: [Er] will seine Genossen überragen, ü. Börne 2, 203; Das Mißgefühl, zur Waffenruhe verdammt zu sein, überholte der Eifer, sich zum weitern Kampf zu rüsten. Droysen Y. 3, 6 etc.
b) überlisten: Du überholest, du beredest mich nicht. B. 143b; So überholst und beschwatzest | du mich nicht. 187a etc.
Ver-:
1) [2a] seem.: Ein Schiff v., es mittels eines am Ufer befestigten Taues weiter ziehn. 2) Die Presse v., sie schärfer anziehn. Vōr-: hervor-, nach vorn holen: Die Ruthe hinter dem Spiegel v. IP. 1, 86 etc., namentl. auch seemn.: Die Schooten v., so weit an-h., bis die Schoothörner an die Scheibengatten der untern Rahen anstoßen; Vorholer, Vorrichtung zum V., z. B.: Vor- oder Ausholer des Toppreeps. Wég-: s. ab-h. I. Wīēder-: 1) nochmal holen.
2) zurück-h. II. Wieder-: etwas Gesagtes nochmal (wieder, aufs Neue) sagen, etwas Gethanes nochmal thun etc., auch refl.: Ein Wort, einen Satz, einen Theil eines Tonstücks w.; Er wiederholte die Strafe mehrmals; Die Schüler müssen das in der Schule Durchgenommene zu Hause w.; Dieser Schriftsteller wiederholt sich gar zu sehr, bringt das schon Gebrachte immer wieder; Diese Wendung wiederholt sich zu oft; Alles wiederholt sich nur im Leben | ewig jung ist nur die Phantasie. Sch. 52a; Die Uhr wiederholt [ohne Obj.], giebt bei jedesmaligem Druck oder Ziehn an der dazu bestimmten Vorrichtung die Stunde schlagend an, repetiert etc. Das Partic. als Ew. und Adv.: Er hat wiederholt nach dir gefragt; Seine wiederholten Fragen nach Dir; Am wiederholtesten [öftesten] aber fragte der Diener. G. 15, 137; Bei wiederholtem Blick. W. 12, 239; Wiederholter Dinge etc. Ahnl. auch das Partic. Präs. mit,,lich“, wobei das „d“ in „t“ übergeht (s. Sanders Orth. 67): Wiederholentlich ward er vor dem Volk des Strebens nach der Tyrannis verdächtig. Droysen Ar. 1, 236; Ihre wiederholentlichen Abreisen. Y. 1, 329 etc. Ferner: Die Wie- derholung, das W. und das Wiederholte, sich Wiederholende: Die vielen Wiederholungen in dem Buch sind unangenehm etc.; Ein Dichter soll Schöpfer, nicht Wiederholer fremder Gedanken sein. Ferner: Wiederholbare Versuche. G. 39, 214, die sich w. lassen; Wiederholbarkeit. Fichte 8, 370. Zū-: herbei-, hinzu-h. Zurück-: Etwas wieder an den Ort, wo es gewesen, holen; auch (namentl. seem.) nach rückwärts ziehn, vgl. refl.: So muß sich die Seele . . gleichsam von ihrem Fluge z. L. 7, 16. Zusámmen-:
1) gemeinsam holen.
2) holend an einen Ort zusammenbringen, zusammenschleppen u. á. m.