Faksimile 0779 | Seite 771
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hocken
Hócken: 1) intr. (haben):
a) auf Jemandes Rücken sitzen oder sich setzen, über einander sitzen etc.: Im Fegfeuer über einander h. Fischart B. Va; Es darf sich Einer wenig bücken, | so hockt mit einem leichten Sprung | der Teufel gleich dem Teufel auf den Rücken. G. 3, 104; H. da auf einander wie die Kaninchen. L. 13, 220; Dann hockt er auf die Schulter. V. 3, 104; übertr.: Als hockt’ unfreundliche Last auf die Schulter. 2, 108.
b) (s. a) auch von einer Pers., über einander sitzen, kauern, kauzen, kauchen; ganz in sich zusammengebückt, niedrig (auf den Fersen) sitzen oder sich so setzen: Eine Art h–der Stellung. Burmeister gB. 1, 91; In Form h–d sitzender Figuren. Forster R. 1, 165; Angefesselt bei den Beinen | hockten sie auf fauler Streu. Heine Rom. 137; Seitwärts hockt’ er und melkte. V. Th. 25, 103; Vor die Füß’ ihr h–d, betrachtet er Europeia. Mosch. 2, 99 etc. So auch refl.: Marie hockte sich bescheidentlich in einen Winkel. Goltz 2, 316 etc. Auch: gekauzt sich fortbewegen, so Turnspr., im Ggstz. zum Sitz-H. Jahn Turn. 134. Zuw. auch nur: sitzen, sich setzen, ohne hervortretenden Bezug auf die kauzende, niedriggebückte Stellung, bes. schwzr.: Komm, hock’ [setz dich] und thue Bescheid. Gotthelf G. 198; Kommst vom Wirthshaus, hockst da in meine Armuth. U. 2, 195; Stubenmagd, die sie da im Trocknen h. lasse. Sch. 5 etc.; Ein Frauenzimmer h. lassen [nicht zur Frau nehmen]. Pestalozzi 4, 113 und selbst von leblosen Dingen: So sei das lautere Wasser oben auf und der Reiß hocke ganz am Boden. Gotthelf G. 403, vgl. niederd.: Der Schuh huckt, wenn sich das Fersenleder niederzieht. Brem. Wörterb., s. Aush. und Hatschen. Zumeist aber = sitzen, mit dem Nebenbegriff, daß man lange verweilt, sich nicht von der Stelle bewegt etc., z. B.: In der Stube, hinterm Ofen, im Wirthshaus, über den Büchern h.; Er hat zu viel gehockt, | er lag und las zu viel im Bett. Freiligrath 2, 254; Pfui über’s H.! rief sie, sprang auf etc. G. 18, 111; Ein Haus hinter den Ofen bauen und warm darin h. Heine Reis. 4, 151; In der Schulstub’ h. Kinkel E. 395; Daheim zu h., | macht den Witz stocken. Rückert Mak. 1, 52; Da hockt der Duckmäuser! Voigts H. 17; Und wir, wir h. hier und hämmern?! Werner Luth. 14; Müd’ und matt vom Stuben- H. 127 etc. Daher auch: Nun hockt’s [stockt, will nicht vorwärts] bei einem Wort. Zelter 4, 422 etc. 2) tr.:
a) s. 1a, auf den Rücken nehmen und tragen, schwzr. höcken: Hockte die ganze Herde auf seinen Rücken und trug sie .. fort. Börne 2, 58; Hockte den Mantelsack auf den Rücken. G. 14, 228; Ich will euch h., will euch tragen. Langbein 2, 177 etc.
b) Getreide in Hocken setzen, s. Kasten II 1.
c) (schwzr.) So hock’ ich euch kehrum aufs Maul, daß ihr das Reden für acht Tage vergesst. Gotthelf U. 2, 230 (= schlagen?). 3) H., höcken: s. Höke(r)n.
Anm. S. Hock etc. Nbnf. Hucken, z. B.: Daß sie da nicht immer hucken [1b] blieb. Alexis Dor. 1, Kap. 10; Ich huck [2a] dir’s auf den starken Rücken. G. 12, 258; Neben seinem Stuhl hucken [1b] und ihm zuhören. Klinger F. 210; Die komischen Attitüden des Huckens auf Feuerkieken. Niebuhr Nachgel. 34; Prutz Mus. 1, 50; Hucken Sie mir nicht immer so über sich selber. Wagner Kind 94; Zimmermann Eins. 66 etc., s. Zsstzg. Dazu: Indessen trug ich meinen Sack | ganz unverletzet huckepack [auf dem Rücken]. Blumauer 2, 35; 200; B. 26a; Trägt sich huckepack mit dem Jungen. Schlegel Sh. 6, 262; Lustig huckeback | eilet Sack auf Sack. V. 3, 137; Da lud der Wilde schon ihn huckepack. Werner Osts. 1, 85 etc. Niederd. heißt kauern gekauzt sitzen: „inoder auf der Huk sitzen“ (vgl. engl. hook, krümmen etc.), wie auch: Huker, Hüker, m., –s; uv.: ein niedriger Holzschemel, zumal in den Küchen, worauf man niedrig-gebückt sitzt, vgl. „Hütsche“ = Fußschemel. Dazu ferner wohl auch das niederd. Hükse = Kröte (als das kauernde hüpfende Thier), mit der Nbnf. Hütze, Hetschen, Hitsch, Hötschen etc. (Wurm Spr. 103, der es von „hatschen“ = schleppend daher gehn leitet), vgl. schwzr. Hopper etc., s. Frommann 4, 53; Ütsche, Ütze (Brem. Wörterb.), Euze (Rollenhagen), Auke (L. 11, 619) etc. S. nam. Wurm l. l.; dagegen JBMichaelis 23 Hütze, Druckf. f. Mütze. Vgl. ferner: „Frau Hucke“ als Name eines Gespenstes. Alexis H. 1, 1, 252, wie der Alp „Huck-auf“, Aufhocker. Fischart Garg. 29b etc. heißt; ferner: „Hock oder Huckauf die Magd“, Name des Flieders, Syringa vulgaris. Vgl. auch mundartl.: Hauchen, den Körper in sich zusammensinken lassen etc.; mit eingesunknem Körper gehen (so z. B. auch Scherffer Grob. 22). Schm., u. kauchen.
Zsstzg., s. die von kauern, z. B.: Ab-:
1) [1b] sich niedersetzen. Gotthelf G. 228; Sch. 233 etc.
2) [2a] etwas Aufgehocktes ablegen oder abnehmen: Abhuckte sie den Korb auf einem Stühllein. Rückert 1, 156; Er huckte mir ab den Ranzen. Mak. 1, 140 etc., übertr.: Sie hucken unserm Hause tagtäglich Etwas ab. G. 23, 279, nehmen es ihm ab, entziehn es ihm. Āūf-:
1) [1a und 2a] intr. (sein) auf den Rücken steigen, um sich so tragen zu lassen, und tr.: auf den Rücken nehmen und tragen: Einsiedler: „Hockt auf! Hier in die Hütte ’rein.“ (Einsiedler hockt ihn auf, trägt ihn in die Hütte). G. 7, 181; Warum hast du uns deinen Kram aufgehockt? [durch deine Schwatzhaftigkeit aufgeladen etc.]. Gotter Schausp. 227 etc. Namentl. schwzr. auch, s. [1b] = aufsitzen. Stalder; Der Alte ist schon aufgehocket [auf den Wagen gestiegen]. Gotthelf G. 51 etc.
2) [2b] Garben a. Āūs- [1b]: Wie sie ins Zimmer trat, hockte sie den Schuh aus und trat ihn hinten nieder. Burmeister gB. 2, 110, zog ihn nicht ganz, sondern nur am hintern Fersentheil aus. Eīn-:
1) [1b] intr. (haben): in der Stube hocken etc.
2) intr. (sein): s. Zusammen-h. Hin- etc.: intr. und refl.: Hat . . . hier unten sich hingehuckt. Rückert 1, 65 etc. Nīēder-:
1) [1b] intr. und refl. (z. B. Rückert Mak. 1, 126 u. o.), sich kauernd niedersetzen. 2) tr. [1a]: ab-h. Ver-: intr. (sein), durch zu vieles (Stuben-)Hocken verderben, zu Grunde gehn. Auerbach Barf. 54; Leb. 1, 23. Zusámmen-:
1) intr. (haben), mit Andern gemeinsam, dicht zusammensitzen oder kauern. Heine Reis. 3, 402 etc.
2) [1b] intr. (sein), durch Hocken zusammenschrumpfen.