Hirsch
Hirsch, m., –es, (–en); –e, (–en); –chen, lein; -, (–en):
1) eine Gattung zweihufiger wiederkäuender Säugethiere, wovon das Männchen Geweihe trägt, die es jährlich abwirft, Cervus, mit vielen Arten, ohne Zusatz, z. B. statt Elen-H. H. 1, 1, 280 etc., gewöhnl. aber C. elaphus, der gemeine H., Edel-, Roth- H., mit mehren Abarten, z. B.: Auer-, Berg- oder Birg- u. Burg-; Bläß-, Brand- (auch: Pferde-, Ro ß-), Land-, Sand-, Wald-H etc. Weidm. erhält der H. nach dem Alter etc. versch. Namen, vgl. Zsstzg. und s. Ender. Das Weibchen heißt Thier, auch (Hirsch-) Kuh, wie das Junge (H.)Kalb, vgl.: Die H–e wandeln thalwärts mit den Kühen. 1, 237; 2, 199; Wie, wenn ein heißer H. mit seinen Kühen zieht | und ihn ein andrer H., der ungepaaret glüht, | erblickt. 3, 55 etc., zuw. auch: Die Hirschin, z. B. 2, 199; 247; Slaw. Volksl. 50, vgl. Hinde. — Der H. mahnt, meldet sich, orgelt, röhret, ruft, schmält, schrecket, schreiet, trenst, vgl. auch: schelten und z. B.: Wie von des H–s Ruf der Jäger still geleitet. 2, 29; Umtönt von H.-Geschrei. 2, 294 etc.; Das flücht’ge Ziel, das Hunde, Roß und Mann | auf seine Fährte bannend, nach sich reißt, der edle (s. d.) H. 13, 229; Der H. äßet sich; brunftet; endet, verendet; fällt ins Garn; färbet sich; stürzt; thut sich nieder; hat vereckt; wechselt; wird gehetzt, gejagt, abgefangen, aufgebrochen, zerwirkt, zerlegt etc.; Ein feister, guter, jagdbarer, starker H.; Aftern; Bett; Blume; Gehörn; Geweih; Gewicht; Haut; Kurzwildprett; Läufte; Losung; Pinsel; Rosenstock; Ruthe; Schalen; Schweiß; Stangen; Wechsel; Weideloch; Zimmel, Zimmer des H–es etc.; Rudel, Trupp H–e etc. (s. etc.); übertr.: Alboīn . ., der Abscheu des Dorfes und der ewige H. der mütterlichen Parforcejagd mit knallender Peitsche. Bl. 1, 362 etc. S. auch Hahnrei. — 2) (s. 1) häufiges Wirthshausschild u. danach Bezeichnung des Wirthshauses selbst (vgl. Adler): Zu dem weißen H–en. 6, 78; 40, 320; Während er die Ausgaben im H. verrechnete. R. 2, 302 etc. — 3) ein Käferꝛ H., fliegender H., Lucanus cervus. — 4) Der erhabene Erfinder des papiernen Drachen [s. d.], von den Franzosen der fliegende H. genannt. 33, 108. — 5) Holz, das zur Fertigung von Instrumenten, zu eingelegter und Drechslerarbeit taugt.
Anm. Die Form: Des, dem, den H–en (s. 2), z. B. H. 1, 1, 3; 3, 93; 1, 27; H. 47; 200; 3, 173; Brev. 75 etc.; Mz. H–en. 8, 28a; 1, 130 etc. Veralt. Hirs. 5, 271a; Die Hinden, Rech und Hirsen. 3, 2, 180a; Hirz etc. 65 ff.; Th. 22; 67; Eines Hirzens. 51; 67; Des Hirzen Weiblin. 608b etc. — Ahd. hiruz, mhd. hirz, lat. ceryus, vgl. Horn und Hurtig.
Zsstzg. meist zu 1: Ánjagds-: parforce gejagter. — Āū(en)- [1]. — Bérg- [1]. — Bläß- [1]. —
Bóck-: Antilope tragocamelus. — Bránd- [1]. — Dám(m)-, Dánn-: Cervus dama. —
Eber-: Hirscheber, Sus babirussa. — Edel- [1]. —
Elen(d)s-: C. alces, Elen. —
Gābel-: Hirsch mit Gabelgehörn, Gabler. —
Gánges-: C. axis. —
Gēīs-: Gazelle. —
Grās-: der nur Gras, kein Getreide geäßt, magrer Hirsch. — Hāūpt-, Kapitāl-: Hirsch mit mehr als zwölf Enden. —
Júng-: das Hirschkalb, bis es das erste Gehörn aufsetzt. Laube Brev. 202. —
Kólben-: mit noch nicht verecktem Geweih, s. Hirschkolben. —
Krēūz-: mit dem heiligen Kreuz zwischen den Geweihen, wie er St. Hubert begegnet sein soll. Münchhausen 33. —
Krōn-: mit Krongehörn. V. Ge. 217; Il. 15, 271; Ov. 2, 161; 187. — Lánd- [1]. —
Lúst-: im Thiergarten zur Jagd gehegt, Nasch-H. —
Mándel-: Kochk., eine Speise aus gehackten Mandeln, in Hirschform. —
Mêêr-: ein Fisch, Aalmutter. —
Násch-: Lust-H. — Pfêrde- [1]. — Plān-, Plátz-: der, in der Brunft mit andern Hirschen kämpfend, den Plan, Platz behauptet. —
Rénn-: Rennthier. —
Rīēsen-: ein sehr großer, namentl. ein fossiler, C. giganteus. — Róß- [1]. — Rōth- [1]. — Sánd- [1]. —
Schāūfel-: (im Gegensatz zu den Zinken-H–en) mit Schaufelgehörn; Dam-H. —
Schwēīne-: Eber-H. — Spīēß-, Spítz-: mit Spießen statt des Gehörns, Spießer. —
Stīēr-: Antilope bubalus. —
Súmpf-: C. paludosus. —
Tannen-: Dam-H. — Wáld- [1]. —
Wásser-: C. equinus. —
Wéchsel-: der einen Ort wechselt. —
Zīēgen-: Bezoarziege. —
Zínken-: s. Schaufel-H. —
Zóttel-: C. tragelaphus, u. ä. m.
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