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Hengst
Héngſt, m., –(e)s; –e; –chen, lein; -: 1) im Ggſtz.
zur Stute das männliche Pferd, und zwar nhd. das
unverſchnittene, alſo im Ggſtz. des Wallachs. Jeſ. 5, 8;
Heſ. 23, 20 ꝛc. 2) das Männchen pferdeartiger Thiere,
alſo z. B. des Eſels, Mauleſels, Maulthiers, Zebra’s
ꝛc.; Vom Eſel-H. und einer Pferdeſtute gefallen. Kant ph.
Geogr. 2, 23 ꝛc. Ferner auch vom Kamel (ſ. d. und
vgl. Kamelſtute). 3) übertr.: eine geile Manns-
perſon, grobſinnlicher Liebhaber, verſtärkt Huren-H.
Schleſ. danach auch der leidenſchaftliche Liebhaber
eines Ggſtds, z. B. Bilder-, Mädel-, Tauben-H. Weinhold,
hochd. nam. Streit-H., ſ. d. und vgl.: Sie ſolle zu
ihrem Fragenbuch-H. gehen. Gotthelf 5, 280, verächtl. Bez.
des katechiſierenden Lehrers; Ich bin auch ein ſolcher Par-
teken-H. geweſen. Luther 6, 184a, ein Kurrendeſchüler, der
um eine „Parteke“ (ſ. d.) oder ein Stückchen Brot
vor den Häuſern ſingt u. a. m. 4) die Ruthe am
Ziehbrunnen, woran der Eimer befeſtigt iſt, auch Heinz
(ſ. d.) und mundartl. überh. eine Vorrichtung, Etwas
daran aufzuhängen ꝛc., ſ. Schm., nach Adelung auch:
Haſpel der Färber; Schiff.: Springſtopp (ſ. d.),
auch wohl: die Stoppen und die Klampen, worin die
Ruder (ſeem. Riemen) von Kähnen befeſtigt ſind.
Anm. Ahd. hengist, mhd. heng(e)st, Wallach,
welche Bed. noch mundartl. fortdauert, ſ. Schm. und: Einen
Hengſten [nennt man in Gaſtein] ein verſchnitten Pferd.
Blumauer 1, 195. Die Urbed. ſcheint männliches Pferd
überh., vgl. dän. Heſt (Pferd), wie ſlaw. kon’. Zu vergl.
lat. hinnire, wiehern (ſ. Hahnen 2), nam. auch bei Schm.:
Hankelein (junges Pferd) = Heinzel ꝛc. Zu 4 vgl. Heinz,
doch auch griech. ꝛγcν, das außer der Bed. 1 und 3 auch
die des Brunnenſchwengels hat, vgl. Ruthe = männliches
Glied. Andre mundartl. Bed. z. B. Nachbier Frommann 3, 307.
Zſſtzg. ſ. 2 und 3, ferner die von Pferd nam.
zu 1 z. B.: Bárren-: der an der Krippe ſteht,
übertr. auf die wohlgenährten Mönche. Fiſchart B. 38a.
Blūt-: von edler Abkunft (ſ. Blut 10), ſo Halb-,
Voll-B. ꝛc., ſ. d. folg. Edel-: Ein E. arab’ſchen
Bluts. Geibel Rod. 10. Fāſel-: zur Fortpflanzung
beſtimmter Hengſt, Beſchäler, auch Reit-, Schäl-, Spring-,
Stuten-, Zucht-H. Klópf-, Klúpp-: Hengſt, der
durch Zerklopfen oder Zerquetſchen der Hoden gewallacht
iſt; auch ein Hengſt, bei dem bloß eine Hode im Hoden-
ſack, die andre aber in der Bauchhöhle iſt, ſ. Falke und
Frommann 3, 494. Klȫßel-, Knícker-: Art
Taſchenmeſſer. Weinhold, ſ. Kneif, Anm. und Knicker 4,
vgl. Bauerngans. Míttel-: ein Hengſt von Mit-
telgröße, -Güte ꝛc.; übertr. auf Blechhämmern eine
Sorte ſchwarzen Doppelblechs von mittlerer Stärke.
Campe. Prōbe-, Probīēr-: in Geſtüten, ein
Hengſt, um Stuten aufRoſſigſein zu prüfen, Spur-H.
Rēīt-: Faſel-H., verſch. Reitpferd. Schǟl-,
Schéll-: Faſel-H. Sir. 33, 6. Schwēīß-:
HKleiſt E. 1, 6, ſ. Schweißfuchs. Spríng-: Faſel-
H. Spūr-: Probe-H. Stángen-: Rank
Achtſp. 1, 1, ſ. Stangenpferd. Strēīt-: 1) ſ.
Streitroß. 2) [3] ſtreitſüchtiger Menſch, vgl. Streit-
Hahn, -Hammel ꝛc. Stūt(en)-: Faſel- H.
Zúcht-: Faſel-H. u. ä. m.