Faksimile 0745 | Seite 737
Faksimile 0745 | Seite 737
Faksimile 0745 | Seite 737
Faksimile 0745 | Seite 737
hell
II. Héll, a.: 1) klangvoll, durch Nichts gedämpft,
in hohen Tönen dem Ohr vernehmlich, Ggſtz. dumpf,
vgl. laut als Ggſtz. von leiſe: H. klingen, tönen, ſchmet-
tern, ſingen, jauchzen, jubeln, lachen ꝛc.; H–er Klang, Ton,
Jubel; H–e Stimme, Trompete, Cymbel, Poſaune, Glocke;
H–es Gelächter ꝛc.; Das h–e E [e fermé, im Franz.];
Sonſt ſchlug die Lieb’ aus mir ſo h–e, | wie eine Nachtigall.
B. 67b; Welch tiefes Summen, welch ein h–er Ton. G. 11,
33; Doch iſt hierüber eben das h–eſte Geſchrei. H. 13, 257;
Fing endlich h. zu weinen an. Kühne Freim. 29 [vgl. 3:
H–e Thränen]; Seine Glocken klangen | ſo voll, ſo h., ſo
rein. WMüller 1, 393; That einen h–en Schrei. Stilling 1,
146; Des h–ſten Tons der Ruhmpoſaune werth. Streckfuß
Rol. 13, 65; Er ſinget ſo h., das höhet mir den Muth.
Uhland 402; Mit welchem h–en Gelächter. Thümmel 6, 119;
Gebot Herolden von h. austönender Stimme. V. Od. 2, 6;
Ruft Mann und Frau aus h–em Munde. W. 12, 130 ꝛc.
Soauch: Hellauf [ſ. d. u. 2] ſchreien, weinen. jauchzen,
jubeln, lachen ꝛc., und übertr.: leben, ſein = luſtig, flott,
mit Sang und Klang, ſ. auch Schm.; ferner: Aber nun
h. auf, Freund Haſſan! Sch. 159b, eig. wohl = ſei ganz
wach ꝛc., dann = halt dich tüchtig daran, verſtärktes
„Auf!“ 2) übertr. vom Gehör- auf den Geſichts-
ſinn, als Ggſtz. von dunkel (ſ. d., wo auch manche Be-
lege), von Farben: viel Licht zurückwerfend, weiß oder
dem Weiß ſich nähernd; von Räumen oder Gegenſtän-
den, wohin viel Licht dringt, die ſehr erleuchtet ſind,
oder die viel Licht von ſich werfen, ſtark leuchten, glän-
zen ꝛc., auch übertr. auf das Licht des Geiſtes ꝛc. (vgl.
Heiter, klar, licht): H–e Farben; H.-blau, -braun, -gelb,
-grau, -grün, -weiß ꝛc.; Völlig ſo h. fleiſchroth wie die Hohl-
hand des Europäers. Burmeiſter gB. 2, 114; H–es [hell-
farbiges] Auge (ſ. u.), Haar, Kleid ꝛc.; Das Licht brennt
h.; Die Sonne ſcheint h.; Etwas blinkt, flimmert, funkelt,
glänzt, leuchtet, ſchimmert, ſtrahlt h.; H. glänzend, ſtrahlend
ꝛc.; Glänzend-, ſtrahlend-h. ꝛc.; H–er Glanz, Schein, Schim-
mer, Strahl; H–er Diamant (ſ. u.), Karfunkel, Edelſtein;
Ein glänzend h–er Spiegel; H–es Feuer, Licht; Ein blendend
h–es Licht; Die h–e Sonne; Ein h–er Stern; Am h–en,
lichten Tage; Es wird h., ohne Zuſatz namentl. auch =
93
es wird Tag (ſ. u.); Der Himmel, das Wetter, die Luft
iſt h., vgl. Heiter; Wie ein Blitz aus h–em Himmel. W.
11, 136; Dieſer Zufall, der wie ein Blitz bei h–em Wetter
auf mich herabſtürzte. 16, 68 ꝛc.; Ein h–es, freundliches
Zimmer; Der Saal iſt von hundert Lichtern h.; H. erleuch-
tete Räume; Hellauf (ſ. 1) erröthen. EWagner 9, 154 ꝛc.;
H–e [durchſichtig klare, nicht trübe] Flüſſigkeit; über-
tragen: Steffens las nicht vom Blatte; was er im Augen-
blicke geſchöpft, richtete er friſch und h. Börne 2, 15;
ähnl.: H–e Diamanten (ſ. o.); H–es Glas ꝛc.
Forſtw.: H–e llichte] Hölzer, Waldungen, ſowohl Laub-
hölzer im Ggſtz. der dunklern Nadelhölzer, als auch
ſolche, wo die Bäume nicht dicht ſtehn: Nutzbare Stan-
gen und dergl. heraushauen, wodurch die Hölzer h–e gemacht
werden. Döbel 3, 87a, und ſo auch übertr.: Glück zu,
Franz! weg iſt das Schoßkind —, der Wald iſt h–er [deine
Ausſicht iſt günſtiger, lichtet ſich]. Sch. 105b ꝛc.
Ferner: H–e Augen (ſ. o.), auch: nicht trübe, ſondern
klar- und ſcharfſichtige, körperlich und geiſtig (G. 31,
23; W. 11, 198 ꝛc.); Ein h–er Blick; Eine h. eingeſehene
Unmöglichkeit. Sch. 731b; Ich ſehe noch nicht ſehr h. in der
Haushaltung deines Tifan. W. 8, 176 ꝛc. (vgl. auch: Das
Gebiet des magnetiſchen Hellſehens [ſ. d.]. Schubert Nachtſ.
321 ꝛc., ähnlich auch mundartl.: H. [ſcharf] hören ꝛc.;
Ich träume nicht, ich wähne nicht, nahe am Grabe wird mir
es h–er [klarer]. G. 14, 145; „Iſt Ihm Das h–e?“ Daß
mich die Augen beißen. Sch. 185b; Jetzt erſt ward mir unſre
Gefahr h. Zſchokke 8, 155; In dieſem Gebot wird h., daß
ꝛc. Zwingli 2, 25 ꝛc.; Ein h–er Kopf, von klaren Begrif-
fen und ſcharfer Unterſcheidungskraft: Kein Träumer,
kein Nachtwandler, ſondern ein ſehr h–er, ſehr wacher Kopf.
Börne 2, 28; G. 39, 259; W. 24, 198 ꝛc.; Bei dem ſich
ein h–er Geiſt mit einem empfindenden Herzen gattet. Sch.
1007b; Die Bruſt iſt wieder frei, der Geiſt iſt h. [nicht
mehr von Zweifeln getrübt]. 380a; H–e [lichte] Augen-
blicke eines Fiebernden, eines Geiſteskranken, Tollen (W. 27,
316) ꝛc., in denen er ſich ſeiner bewuſſt, ſein Geiſt nicht
getrübt und verwirrt iſt ꝛc.; Der Baron ſoll mit dieſer
Dame gar nicht h. ſtehen. König Kl. 2, 59 [ihr Verhältnis
iſt kein klares ꝛc. ?]; Er glaubte den h–en [deutlichen, un-
verkennbaren, ſ. 3] Wink des Schickſals zu verſtehen. G.;
Wider die h–en Wort und Ordnung Chriſti. Luther 6, 84b;
546b; 1, 128a ꝛc. 3) (ſ. 2) in einigen großen-
theils mundartl. Verbindungen ſteht h. faſt pleo-
naſtiſch, zur Hervorhebung, daß Etwas offenbar ſicht-
lich, unbeſtreitbar, unverkennbar iſt (vgl. Blank 4
und 6): Am h–en, lichten Tage; Unterm h–en lichten Gal-
gen [ſ. d.]; Es hatte durchgeregnet, ſo daß noch das h–e
Waſſer in der Stube ſtand; Die h–en Thränen ſtehn ihm im
Auge, laufen ihm über die Backen. W. HBr. 1, 246; In
h–em [offen ausbrechendem] Zorn; In h–er [vgl. 1]
Freude; Das iſt der h–e [pure, reine] Neid, der aus dir
ſpricht; H. [gar, rein] Nichts. Gotthelf 5, 56; G. 208; U.
1, 344; 2, 67; 133; 137; Sch. 45; 78; 161; 241 ꝛc.;
Das iſt mir h. [ganz, durchaus] gleich. U. 2, 103; G.
324 ꝛc.; Uli hätte den Pacht um einen h–en Spott [um
ein wahres Spottgeld]. U. 2, 174; Sch. 296; Das grü-
nete und trieb, daß es eine h–e Pracht war. 72; Im h–en
Galopp. Iffland 9, 1, 91; Ich will reiten, wie der h–e
[leibhafte] Teufel. Kompert Pfl. 1, 215; Wo Held Roger
die h–en Wunder ficht. Lenau A. 177; Da lief das h–e Blut.
Sch. 131a; Weinte er h–e Thränen. Stilling 1, 151; Findet
mit Erſtaunen | ſie h. erwacht. W. 20, 136 [ſpätre Les-
art: „Die Dame wach“. 109] ꝛc. Ebenſo mundartl.
Hellig Schm., der dies mit hallen in Verbindung bringt,
vgl. gehellig = eingeſtanden ꝛc., und Gellig (ſ. d.).
Dazu gehört auch wohl die Verbindung: Mit h–em Hauf
[ſ. d. 2g] ꝛc. (vgl.: Mit h–em Heere. G. 12, 123), die
Adelung u. A., wie mir wenigſtens ſcheint, gezwungen
auf plattd. hel = heil (ſ. d. I. 1) beziehn. 4) (ſ. 2)
ſubſtant. nicht bloß: Das H–e ꝛc., z. B.: Das H–e von
der Flüſſigkeit abſchöpfen ꝛc.; Daß zur Erzeugung der Farbe
Licht und Finſternis, H–es und Dunkles . . gefordert werde.
G. 37, 7; Wer aus der Dämmrung ins nicht blendende H–e
kommt. 15; Der Mond hat Alles ins H–e gebracht. 1, 183;
Daß das Naſſe feuchtet | und daß das H–e leuchtet. Sch. 97b
ꝛc., ſondern auch: Das Hell (Gen. des Hells, ohne
Mz.), vgl. L. 5, 300 und namentl. das Dunkel: Wie
ſich die Netzhaut gegen H. und Dunkel überhaupt verhält. G.
37, 15; Die weibliche Natur | hat, wie die Luft, ihr Trüb
und H. Müllner 5, 32 ꝛc., ſo auch in Zſſtzg., vgl. Dun-
kel-, ſilber-h. ꝛc.
Anm. Ahd. hëlli, mhd. hël(le), in Bed. 1, vgl. die
Anm. zu Hall, Gellen, Gelling und Pracht. Nicht ſelten:
helle (ſ. o.) und ſo auch: Die hell e ſten Köpfe. W. 24, 198.
Zſſtzg. vielfach, meiſt zu 2, namentl. eine große
Helle durch einen Vergleich, oder die Urſache der Helle
(vgl.: erhellt von ꝛc.) bezeichnend, z. B.: Ābend-:
vom Abendlicht erhellt: Die a–en Gewäſſer. Fouqué 8,
112. Blénd-: blendend-h., ſ. Campe. Dä́m-
mer-: vom Dämmerlicht erhellt: Wie ein Traumbild
liegt es hinter mir | aus früher Kindheit d–en Tagen. Sch.
495b. Dúnkel-: aus hell und dunkel beſtehnd,
nur theilweiſe beleuchtet oder hell, vgl. helldunkel, dun-
kelklar: Dort hinten in der Zelle | ſitzt noch Einer d–e. G.
12, 89; Wie leiſ’ auf Kies die Wellchen rauſchen, | wie friſch
und d. V. 4, 179 ꝛc., auch ſubſtant. [4]: Hier ſchwinden
ſeine Strahlen | zu einem ſanften D. Alxinger D. 73; W.
15, 45 ꝛc. Dǖſter-: ſ. das vor.: [Im Wald], da
iſt’s ſo d. Freiligrath 1, 69. Fárben-: in hellen Far-
ben ſtrahlend: Dem jungen, friſchen, f–en Leben. Uhland
155; Stahr Par. 1, 261. Flácker-: ganz hell [wie
ein flackerndes Licht, ſ. die Flackerhelle]: Der Wein muß
völlig f. erſcheinen. Karmarſch 3, 616 ꝛc. Frēūde-:
hell und froh: Seht den Felſenquell, | f., | wie ein Ster-
nenblick. G. 2, 42; Die f–ſten Stunden der Kindheit. Scherr
Pilg. 1, 97. Auch: Freuden-h. Chamiſſo 3, 14; Rückert
W. 4, 281 u. o. Frǖhlings-: Daß ich mit den
Sternen allen | ewig f. mag wallen. Fröhlich (Wackernagel 2,
1756). Glánz-: Wie g. ſteht in gethürmtem Schnee |
Sorakte. V. H. 1, 32; Platen 2, 261. Glās-: Ein
fiſchartiges, aber vollkommen g–es Weſen. Vogt Oc. 2, 67;
28. Glócken- [1]: Mit den g–en Kinderſtimmchen.
Kinkel E. 375. Góld-: Der g–e Pfeil. V. Sh. 2,
274, vgl.: Golden-h. Immermann M. 4, 84. Hím-
mel-: Heitere, h–e Augen. G. 21, 65; Nächte.... tagen |
und dein Blick wird h. Hölty 188. Jūbel- [1]: Er-
zählte er j. davon. Höfer Hausbl. (57) 1, 132, vgl.: Hell-
jubelnd. Jūgend-: Dein Bild wird .. | ſtets j. vor
meiner Seele prangen. Chamiſſo 3, 360. Kérzen-:
lichter-h.: Im k–en Saale. Hölty 61; Uhland 229 ꝛc.
Kryſtáll-: G. 14, 146; Heinſe A. 2, 89; 234; 235 ꝛc.
Lícht-: Aller Menſchen Seele ſei | ſo l. und ſo rein!
Claudius 4, 6; Erhabene Vernunft! l–e Tochter | des gött-
lichen Hauptes. Sch. 471b. Líchter-: von Lichtern
erhellt: Die um den l–en Tiſch ſaßen. PHeyſe Nov. 178.
Mōnd-: Eine mond- und ſternhelle Nacht. G. 37, 38;
Saß in einer m–en Ecke. Hölderlin H. 2, 25; Aus dunklem
Grün m–e Blüthen drangen. Kerner 148. Mórgen-:
ſ. abend-h.: Das lachende, m–e Thgl. Heine Reiſ. 3, 247;
Der m–e Thau. Schwab 67 ꝛc. Opfer-: von Opfern
erhellt: Den o–en Schenktiſch. V. 3, 52. Paradīēs-:
Br. 1, 229. Púrpur-: purpurglänzend ꝛc.: Im
Abendſchimmer wallt der Quell | durch Wieſenblumen p.
Matthiſſon 15; V. Ov. 2, 373. Rōſen-: Bildern.., |
die r. der Kindheit Traum uns weben. FSchlegel Al. 44.
Schlēīer-: vgl. ſchleierweiß: Wie ein weißer ſch–er
Geiſt. Tiedge 2, 67; Gleim 3, 162. Sílber-: 1) [1]
Wenn die Vögel ſ. | .. ſingen. Hölty. 2) [2] Die ſ–en
Schwingen. WHumboldt 4, 344; Da ſprudelt es ſ. Sch. 62b;
Ihr ſ–es Gewand. V. Od. 5, 230 ꝛc., auch ſubſt. [4]:
Des vollen Mondes S. | ſchuf nicht ſein Herz geſund. Pape
(Echtermeyer 343). Sónnen-: von der Sonne er-
hellt ꝛc.: Im ſ–en | Lande. G. 4, 24; Chamiſſo 3, 363;
4, 246; 311; Sein ſ–es Wäſſerchen. Kinkel E. 390 ꝛc.;
auch: hell wie die Sonne: Der Text war dunkel, die Aus-
legung iſt ſ–e. Engel 12, 364; In ſ–en Haaren. Uhland
241. Spīēgel-: Einen ſp–en Doppeldukaten. Engel
12, 353; W. 12, 278 ꝛc. Stérn-: ſ. mond-, ſon-
nen-h.: St. glänzet die Nacht. G. 1, 229; Bei ſt–em Him-
mel. 39, 325; St. ſchimmernder Purpure | Gebrauch. V.
H. 1, 154 ꝛc., auch: Hephäſtos’ Palaſt .. ſternen-h. Il.
18, 369; Giebet .. ſternenhelle zu erkennen. Spate VII.
Strāhlen-: Ein dunkler Fleck in ſeinem ſt–en Leben
ꝛc. Tāg-: T. iſt die Nacht gelichtet. Sch. 78b; Ta-
geshell. Auerbach Ab. 268; G. 25, 201. Trǖb-:
vgl. dunkel-h.: Die Nacht iſt hell | t. gefärbt vom feuch-
ten Schnee. Heine Sal. 1, 148. Über-: übermäßig
hell. Gutzkow R. 2, 185. Ún-: nicht hell, weniger
als das poſitive „dunkel“: Der Schirm vor dem Licht
machte das Zimmer unhell. Börne Par. 1, 165. Wáſ-
ſer-: W–e Feuchtigkeit u. ä. m.