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hell
II. Héll, a.:
1) klangvoll, durch Nichts gedämpft, in hohen Tönen dem Ohr vernehmlich, Ggstz. dumpf, vgl. laut als Ggstz. von leise: H. klingen, tönen, schmettern, singen, jauchzen, jubeln, lachen etc.; H–er Klang, Ton, Jubel; H–e Stimme, Trompete, Cymbel, Posaune, Glocke; H–es Gelächter etc.; Das h–e E [e fermé, im Franz.]; Sonst schlug die Lieb’ aus mir so h–e, | wie eine Nachtigall. B. 67b; Welch tiefes Summen, welch ein h–er Ton. G. 11, 33; Doch ist hierüber eben das h–este Geschrei. H. 13, 257; Fing endlich h. zu weinen an. Kühne Freim. 29 [vgl. 3: H–e Thränen]; Seine Glocken klangen | so voll, so h., so rein. WMüller 1, 393; That einen h–en Schrei. Stilling 1, 146; Des h–sten Tons der Ruhmposaune werth. Streckfuß Rol. 13, 65; Er singet so h., das höhet mir den Muth. Uhland 402; Mit welchem h–en Gelächter. Thümmel 6, 119; Gebot Herolden von h. austönender Stimme. V. Od. 2, 6; Ruft Mann und Frau aus h–em Munde. W. 12, 130 etc. Soauch: Hellauf [s. d. u. 2] schreien, weinen. jauchzen, jubeln, lachen etc., und übertr.: leben, sein = lustig, flott, mit Sang und Klang, s. auch Schm.; ferner: Aber nun h. auf, Freund Hassan! Sch. 159b, eig. wohl = sei ganz wach etc., dann = halt dich tüchtig daran, verstärktes „Auf!“
2) übertr. vom Gehör- auf den Gesichtssinn, als Ggstz. von dunkel (s. d., wo auch manche Belege), von Farben: viel Licht zurückwerfend, weiß oder dem Weiß sich nähernd; von Räumen oder Gegenständen, wohin viel Licht dringt, die sehr erleuchtet sind, oder die viel Licht von sich werfen, stark leuchten, glänzen etc., auch übertr. auf das Licht des Geistes etc. (vgl. Heiter, klar, licht): H–e Farben; H.-blau, -braun, -gelb, -grau, -grün, -weiß etc.; Völlig so h. fleischroth wie die Hohlhand des Europäers. Burmeister gB. 2, 114; H–es [hellfarbiges] Auge (s. u.), Haar, Kleid etc.; Das Licht brennt h.; Die Sonne scheint h.; Etwas blinkt, flimmert, funkelt, glänzt, leuchtet, schimmert, strahlt h.; H. glänzend, strahlend etc.; Glänzend-, strahlend-h. etc.; H–er Glanz, Schein, Schimmer, Strahl; H–er Diamant (s. u.), Karfunkel, Edelstein; Ein glänzend h–er Spiegel; H–es Feuer, Licht; Ein blendend h–es Licht; Die h–e Sonne; Ein h–er Stern; Am h–en, lichten Tage; Es wird h., ohne Zusatz namentl. auch = 93 es wird Tag (s. u.); Der Himmel, das Wetter, die Luft ist h., vgl. Heiter; Wie ein Blitz aus h–em Himmel. W. 11, 136; Dieser Zufall, der wie ein Blitz bei h–em Wetter auf mich herabstürzte. 16, 68 etc.; Ein h–es, freundliches Zimmer; Der Saal ist von hundert Lichtern h.; H. erleuchtete Räume; Hellauf (s. 1) erröthen. EWagner 9, 154 etc.; H–e [durchsichtig klare, nicht trübe] Flüssigkeit; übertragen: Steffens las nicht vom Blatte; was er im Augenblicke geschöpft, richtete er frisch und h. Börne 2, 15; ähnl.: H–e Diamanten (s. o.); H–es Glas etc. Forstw.: H–e llichte] Hölzer, Waldungen, sowohl Laubhölzer im Ggstz. der dunklern Nadelhölzer, als auch solche, wo die Bäume nicht dicht stehn: Nutzbare Stangen und dergl. heraushauen, wodurch die Hölzer h–e gemacht werden. Döbel 3, 87a, und so auch übertr.: Glück zu, Franz! weg ist das Schoßkind —, der Wald ist h–er [deine Aussicht ist günstiger, lichtet sich]. Sch. 105b etc. Ferner: H–e Augen (s. o.), auch: nicht trübe, sondern klar- und scharfsichtige, körperlich und geistig (G. 31, 23; W. 11, 198 etc.); Ein h–er Blick; Eine h. eingesehene Unmöglichkeit. Sch. 731b; Ich sehe noch nicht sehr h. in der Haushaltung deines Tifan. W. 8, 176 etc. (vgl. auch: Das Gebiet des magnetischen Hellsehens [s. d.]. Schubert Nachts. 321 etc., ähnlich auch mundartl.: H. [scharf] hören etc.; Ich träume nicht, ich wähne nicht, nahe am Grabe wird mir es h–er [klarer]. G. 14, 145; „Ist Ihm Das h–e?“ Daß mich die Augen beißen. Sch. 185b; Jetzt erst ward mir unsre Gefahr h. Zschokke 8, 155; In diesem Gebot wird h., daß etc. Zwingli 2, 25 etc.; Ein h–er Kopf, von klaren Begriffen und scharfer Unterscheidungskraft: Kein Träumer, kein Nachtwandler, sondern ein sehr h–er, sehr wacher Kopf. Börne 2, 28; G. 39, 259; W. 24, 198 etc.; Bei dem sich ein h–er Geist mit einem empfindenden Herzen gattet. Sch. 1007b; Die Brust ist wieder frei, der Geist ist h. [nicht mehr von Zweifeln getrübt]. 380a; H–e [lichte] Augenblicke eines Fiebernden, eines Geisteskranken, Tollen (W. 27, 316) etc., in denen er sich seiner bewusst, sein Geist nicht getrübt und verwirrt ist etc.; Der Baron soll mit dieser Dame gar nicht h. stehen. König Kl. 2, 59 [ihr Verhältnis ist kein klares etc. ?]; Er glaubte den h–en [deutlichen, unverkennbaren, s. 3] Wink des Schicksals zu verstehen. G.; Wider die h–en Wort und Ordnung Christi. Luther 6, 84b; 546b; 1, 128a etc.
3) (s. 2) in einigen großentheils mundartl. Verbindungen steht h. fast pleonastisch, zur Hervorhebung, daß Etwas offenbar sichtlich, unbestreitbar, unverkennbar ist (vgl. Blank 4 und 6): Am h–en, lichten Tage; Unterm h–en lichten Galgen [s. d.]; Es hatte durchgeregnet, so daß noch das h–e Wasser in der Stube stand; Die h–en Thränen stehn ihm im Auge, laufen ihm über die Backen. W. HBr. 1, 246; In h–em [offen ausbrechendem] Zorn; In h–er [vgl. 1] Freude; Das ist der h–e [pure, reine] Neid, der aus dir spricht; H. [gar, rein] Nichts. Gotthelf 5, 56; G. 208; U. 1, 344; 2, 67; 133; 137; Sch. 45; 78; 161; 241 etc.; Das ist mir h. [ganz, durchaus] gleich. U. 2, 103; G. 324 etc.; Uli hätte den Pacht um einen h–en Spott [um ein wahres Spottgeld]. U. 2, 174; Sch. 296; Das grünete und trieb, daß es eine h–e Pracht war. 72; Im h–en Galopp. Iffland 9, 1, 91; Ich will reiten, wie der h–e [leibhafte] Teufel. Kompert Pfl. 1, 215; Wo Held Roger die h–en Wunder ficht. Lenau A. 177; Da lief das h–e Blut. Sch. 131a; Weinte er h–e Thränen. Stilling 1, 151; Findet mit Erstaunen | sie h. erwacht. W. 20, 136 [spätre Les- art: „Die Dame wach“. 109] etc. Ebenso mundartl. Hellig Schm., der dies mit hallen in Verbindung bringt, vgl. gehellig = eingestanden etc., und Gellig (s. d.). Dazu gehört auch wohl die Verbindung: Mit h–em Hauf [s. d. 2g] etc. (vgl.: Mit h–em Heere. G. 12, 123), die Adelung u. A., wie mir wenigstens scheint, gezwungen auf plattd. hel = heil (s. d. I.
1) beziehn. 4) (s. 2) substant. nicht bloß: Das H–e etc., z. B.: Das H–e von der Flüssigkeit abschöpfen etc.; Daß zur Erzeugung der Farbe Licht und Finsternis, H–es und Dunkles . . gefordert werde. G. 37, 7; Wer aus der Dämmrung ins nicht blendende H–e kommt. 15; Der Mond hat Alles ins H–e gebracht. 1, 183; Daß das Nasse feuchtet | und daß das H–e leuchtet. Sch. 97b etc., sondern auch: Das Hell (Gen. des Hells, ohne Mz.), vgl. L. 5, 300 und namentl. das Dunkel: Wie sich die Netzhaut gegen H. und Dunkel überhaupt verhält. G. 37, 15; Die weibliche Natur | hat, wie die Luft, ihr Trüb und H. Müllner 5, 32 etc., so auch in Zsstzg., vgl. Dunkel-, silber-h. etc.
Anm. Ahd. hëlli, mhd. hël(le), in Bed. 1, vgl. die Anm. zu Hall, Gellen, Gelling und Pracht. Nicht selten: helle (s. o.) und so auch: Die hell e sten Köpfe. W. 24, 198.
Zsstzg. vielfach, meist zu 2, namentl. eine große Helle durch einen Vergleich, oder die Ursache der Helle (vgl.: erhellt von etc.) bezeichnend, z. B.: Ābend-: vom Abendlicht erhellt: Die a–en Gewässer. Fouqué 8, 112.
Blénd-: blendend-h., s. Campe.
Dä́mmer-: vom Dämmerlicht erhellt: Wie ein Traumbild liegt es hinter mir | aus früher Kindheit d–en Tagen. Sch. 495b.
Dúnkel-: aus hell und dunkel bestehnd, nur theilweise beleuchtet oder hell, vgl. helldunkel, dunkelklar: Dort hinten in der Zelle | sitzt noch Einer d–e. G. 12, 89; Wie leis’ auf Kies die Wellchen rauschen, | wie frisch und d. V. 4, 179 etc., auch substant. [4]: Hier schwinden seine Strahlen | zu einem sanften D. Alxinger D. 73; W. 15, 45 etc.
Dǖster-: s. das vor.: [Im Wald], da ist’s so d. Freiligrath 1, 69.
Fárben-: in hellen Farben strahlend: Dem jungen, frischen, f–en Leben. Uhland 155; Stahr Par. 1, 261.
Flácker-: ganz hell [wie ein flackerndes Licht, s. die Flackerhelle]: Der Wein muß völlig f. erscheinen. Karmarsch 3, 616 etc.
Frēūde-: hell und froh: Seht den Felsenquell, | f., | wie ein Sternenblick. G. 2, 42; Die f–sten Stunden der Kindheit. Scherr Pilg. 1, 97. Auch: Freuden-h. Chamisso 3, 14; Rückert W. 4, 281 u. o.
Frǖhlings-: Daß ich mit den Sternen allen | ewig f. mag wallen. Fröhlich (Wackernagel 2, 1756).
Glánz-: Wie g. steht in gethürmtem Schnee | Sorakte. V. H. 1, 32; Platen 2, 261.
Glās-: Ein fischartiges, aber vollkommen g–es Wesen. Vogt Oc. 2, 67; 28. Glócken- [1]: Mit den g–en Kinderstimmchen. Kinkel E. 375.
Góld-: Der g–e Pfeil. V. Sh. 2, 274, vgl.: Golden-h. Immermann M. 4, 84.
Hímmel-: Heitere, h–e Augen. G. 21, 65; Nächte.... tagen | und dein Blick wird h. Hölty 188. Jūbel- [1]: Erzählte er j. davon. Höfer Hausbl. (57) 1, 132, vgl.: Helljubelnd.
Jūgend-: Dein Bild wird .. | stets j. vor meiner Seele prangen. Chamisso 3, 360.
Kérzen-: lichter-h.: Im k–en Saale. Hölty 61; Uhland 229 etc.
Krystáll-: G. 14, 146; Heinse A. 2, 89; 234; 235 etc.
Lícht-: Aller Menschen Seele sei | so l. und so rein! Claudius 4, 6; Erhabene Vernunft! l–e Tochter | des göttlichen Hauptes. Sch. 471b.
Líchter-: von Lichtern erhellt: Die um den l–en Tisch saßen. PHeyse Nov. 178.
Mōnd-: Eine mond- und sternhelle Nacht. G. 37, 38; Saß in einer m–en Ecke. Hölderlin H. 2, 25; Aus dunklem Grün m–e Blüthen drangen. Kerner 148.
Mórgen-: s. abend-h.: Das lachende, m–e Thgl. Heine Reis. 3, 247; Der m–e Thau. Schwab 67 etc.
Opfer-: von Opfern erhellt: Den o–en Schenktisch. V. 3, 52.
Paradīēs-: Br. 1, 229.
Púrpur-: purpurglänzend etc.: Im Abendschimmer wallt der Quell | durch Wiesenblumen p. Matthisson 15; V. Ov. 2, 373.
Rōsen-: Bildern.., | die r. der Kindheit Traum uns weben. FSchlegel Al. 44.
Schlēīer-: vgl. schleierweiß: Wie ein weißer sch–er Geist. Tiedge 2, 67; Gleim 3, 162.
Sílber-:
1) [1] Wenn die Vögel s. | .. singen. Hölty.
2) [2] Die s–en Schwingen. WHumboldt 4, 344; Da sprudelt es s. Sch. 62b; Ihr s–es Gewand. V. Od. 5, 230 etc., auch subst. [4]: Des vollen Mondes S. | schuf nicht sein Herz gesund. Pape (Echtermeyer 343). Sónnen-: von der Sonne erhellt etc.: Im s–en | Lande. G. 4, 24; Chamisso 3, 363; 4, 246; 311; Sein s–es Wässerchen. Kinkel E. 390 etc.; auch: hell wie die Sonne: Der Text war dunkel, die Auslegung ist s–e. Engel 12, 364; In s–en Haaren. Uhland 241. Spīēgel-: Einen sp–en Doppeldukaten. Engel 12, 353; W. 12, 278 etc. Stérn-: s. mond-, sonnen-h.: St. glänzet die Nacht. G. 1, 229; Bei st–em Himmel. 39, 325; St. schimmernder Purpure | Gebrauch. V. H. 1, 154 etc., auch: Hephästos’ Palast .. sternen-h. Il. 18, 369; Giebet .. sternenhelle zu erkennen. Spate VII. Strāhlen-: Ein dunkler Fleck in seinem st–en Leben etc. Tāg-: T. ist die Nacht gelichtet. Sch. 78b; Tageshell. Auerbach Ab. 268; G. 25, 201. Trǖb-: vgl. dunkel-h.: Die Nacht ist hell | t. gefärbt vom feuchten Schnee. Heine Sal. 1, 148. Über-: übermäßig hell. Gutzkow R. 2, 185. Ún-: nicht hell, weniger als das positive „dunkel“: Der Schirm vor dem Licht machte das Zimmer unhell. Börne Par. 1, 165. Wásser-: W–e Feuchtigkeit u. ä. m.